Der Kanton Freiburg ist seit 2012 Mitglied der IT-Einkaufsgemeinschaft PAIR (Partenariat des Achats Informatiques Romands). PAIR hat kürzlich beschlossen, der Nichtregierungsorganisation Electronics Watch beizutreten, die die Interessen der Beschäftigten in der Elektronikindustrie in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten stellt. Das Ziel: eine bessere Kontrolle der Einhaltung der Menschenrechte in der gesamten Produktionskette der von den öffentlichen Stellen gekauften Computerausrüstung.
Das Amt für Informatik und Telekommunikation (ITA) des Staats Freiburg will Computer zur Verfügung stellen, bei denen die Benützerinnen und Benützer den Startknopf drücken können ohne befürchten zu müssen, indirekt zu Krankheit und Elend für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Lieferketten der Elektronikindustrie beizutragen. Um dieses Ziel zu erreichen, das ganz im Sinne der nachhaltigen Entwicklung ist, setzt das Amt auf die gemeinnützige Vereinigung PAIR (Partenariat des Achats Informatiques Romands), die sich aus rund vierzig öffentlichen Institutionen der Westschweiz zusammensetzt und der seit 2012 die Verwaltung des Kantons Freiburg angehört.
Die Aufgabe von PAIR ist die Durchführung gruppierter öffentlicher Ausschreibungen im Bereich der IT-Ausrüstung (PCs, Laptops, Drucker), um die Einkäufe zu optimieren. «PAIR setzt sich auch für Nachhaltigkeit ein», ergänzt Michel Vincent, der beim ITA für dieses Dossier zuständig ist. «Für die Vereinigung ist es wichtig, dass die Anbieter Umweltschutzkriterien und namentlich die Vorgaben der im Bereich der Elektronik anerkannten Label einhalten. Soziale Kriterien spielen ebenfalls eine zentrale Rolle.»
Die Partnerschaft mit Electronics Watch stellt einen neuen Meilenstein bei diesen Bemühungen dar. Um das Risiko von Verstössen gegen Arbeitsgesetze und Sicherheitsnormen in den Fabriken zu verringern, stellt PAIR Anforderungen, die dafür sorgen sollen, dass die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Produktion die grundlegenden Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation respektieren. Bis anhin war es jedoch schwierig, ihre Anwendung vor Ort zu überprüfen.
Mit Electronics Watch hat PAIR jetzt Augen und Ohren vor Ort. «In ihren Ausschreibungen fordert PAIR ein Einsichtsrecht in die Fabriken. Die Zusammenarbeit mit Electronics Watch macht es nun möglich, dieses Recht auch tatsächlich auszuüben», erklärt Michel Vincent. Die internationale NGO, deren Mitglieder Gemeinwesen sind, hilft öffentlichen Auftraggebern dabei, sicherzustellen, dass die Menschenrechte und grundlegenden Arbeitsrechte (keine Zwangsarbeit, Gesundheit am Arbeitsplatz, keine prekären Arbeitsverhältnisse usw.) an den Produktionsstandorten der Lieferanten eingehalten werden. Sie stützt sich auf lokale NGO und Menschenrechtsexperten, die regelmässig mit den Arbeiterinnen und Arbeitern in den Produktionsstandorten in Kontakt stehen. Diese ermöglichten es Electronics Watch zum Beispiel im Jahr 2015, die Zwangsarbeit von Studentinnen und Studenten in einer Serverfabrik in Südchina zu beenden. Die von den lokalen Partnern gesammelten Informationen werden an die öffentlichen Auftraggeber weitergeleitet. Bei Anomalien werden Schritte bei den Lieferanten unternommen.
Diese Art der Zusammenarbeit ist nötig, um die soziale Verantwortung in einem vollständig globalisierten IT-Markt wahrzunehmen. In diesem Sinne haben auch das ITA und der Staat Freiburg eine Rolle zu spielen. Michel Vincent freut sich deshalb, dass «die Zusammenarbeit mit PAIR und Electronics Watch wirksame Instrumente für ein starkes Engagement zugunsten von Ethik und sozialer Verantwortung bietet».
Gut zu wissen:
Heute vertritt Electronics Watch die Interessen von fast 330 öffentlichen Institutionen und Zehntausenden von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in den Lieferketten der Elektronikindustrie. Im Jahr 2019 wurden 12 000 Arbeitsmigrantinnen und ‑migranten die Anwerbegebühren erstattet, die ihnen in Rechnung gestellt worden waren.