Fernand Torche (1866–1937), konservativ
Nach dem Besuch des Kollegiums St. Michael studiert Fernand Torche Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg und schliesst seine Studien 1891 mit dem Lizentiat ab. Sein Praktikum absolviert in der Direktion des Innern und in der Kanzlei des Notars Michaud in Freiburg. 1892 wird er zuerst zum Hypothekenkontrolleur in Estavayer und dann zum Präsidenten des Bezirksgerichts Broye ernannt, ein Amt, das er bis 1910 ausübt. 1897 erhält er sein Notarspatent und eröffnet eine Kanzlei in Estavayer (1898–1909). Dort ist er zudem 17 Jahre lang als Pfarreirat und acht Jahre als Gemeinderat tätig.
In den allgemeinen Wahlen von 1896 wird er in den Grossen Rat gewählt, aus dem er erst 1934 zurücktritt, nachdem er ihn 1930 präsidiert hat. Seine Wahl in den Staatsrat fällt in den unruhigen Kontext der Nachfolge des Freisinnigen Antonin Weissenbach, der aus Protest gegen die übermässige Macht der Konservativen und deren Nachlässigkeiten in der Regierung mit allen Grossräten der Minderheit zurückgetreten ist. Am 22. Dezember 1909 in einer ausserordentlichen Grossratssitzung gewählt, tritt er sein Amt erst am 22. Februar des folgenden Jahrs an und übernimmt die Direktion des Innern und der Landwirtschaft. Die Jahre, die Fernand Torche im Staatsrat verbringt, bedeuten eine Krisenzeit für die konservative Regierung. Verschiedene Affären werden aufgedeckt, und der Kampf zwischen Python und Musy bricht aus. Torche ist ein getreuer Anhänger Pythons. Als er zum Direktor des Crédit agricole et industriel de la Broye ernannt wird, tritt er am 1. Juni 1916 mit sichtlicher Erleichterung aus dem Staatsrat zurück. Er nimmt seine Notarstätigkeit wieder auf und engagiert sich in verschiedenen Sozialwerken (Präsident des Waisenheims in Montet, Vizepräsident des Instituts Stavia). Seine Unterstützung der Ärmsten findet breite Anerkennung.
Nach seiner Zeit im Staatsrat setzt Fernand Torche seine politische Karriere fort. Von 1919 bis 1922 und von 1925 bis 1931 sitzt er im Nationalrat, wo er sich eher im Hintergrund mit finanziellen und landwirtschaftlichen Fragen befasst.
Überlastet und in einen Prozess über Verwaltungsgeschäfte verwickelt, tritt er 1934 als Präsident des Crédit agricole et industriel de la Broye zurück. Am 29. April 1937 stirbt er in Estavayer-le-Lac an den Folgen eines Schlaganfalls.