Richard Corboz (1887–1965), freisinnig
Nach dem Besuch der Primarschule in Romont und der Handelsabteilung des Kollegiums St. Michael setzt er seine kaufmännische Ausbildung in Basel fort. Von 1912 bis 1918 ist er als Gemeinderat in Romont für Wasser und Strom verantwortlich. Nach dem Tod seines Vaters übernimmt er 1919 das Familiengeschäft Corboz & Fischlin.
Er präsidiert das Organisationskomitee für das kantonale Turnfest 1926 und für das kantonale Schützenfest 1927. 1936 leitet er zudem das Blasmusikfest. In Sportkreisen (Alpinismus, Ski) geniesst er grosses Ansehen. Der Freisinnige wird 1936 auf einer dissidenten Liste, welche die Konservative Volkspartei gegen den offiziellen FDP-Kandidaten, den Bankkassier Léonard Rouvenaz, unterstützt, in den Staatsrat gewählt. Ein Wahlflugblatt behauptet, dass Corboz « vom christlichen Geist inspiriert » sei. Seine Devise lautet : « Für Gott und Vaterland. » Laut den Konservativen ist Rouvenaz « ein aggressiver, intoleranter Freisinniger und Freidenker », der mit den Sozialdemokraten sympathisiere. Um gegen die von den Konservativen gespielte Rolle zu protestieren, verweigern die Freisinnigen Bernard Weck bei der Wahl zum Staatsratspräsidenten ihre Unterstützung, obwohl sich dieser für Rouvenaz ausgesprochen hat. Der Freisinnige Wilhelm Bartsch prangert den « Bruch des auf Zusammenarbeit beruhenden Systems » zwischen den beiden historischen Parteien an.
Von 1936 bis 1946 für das Militär und die Staatsbetriebe (Marsens und Humilimont) verantwortlich, leitet Corboz von 1946 bis 1951 die Direktion des Militärs, der Forste und der Staatsreben. Er präsidiert die Militärdirektorenkonferenz (1944–1951). 1942 ist er Staatsratspräsident. Ihm ist der Bau der Poyakaserne in Freiburg zu verdanken. Aufgrund von Unterschlagungen, die zwei Beamte verübt haben, wird seine Verwaltung des Zeughauses durch die konservative Mehrheit stark kritisiert, und der Grosse Rat beschliesst 1951 einen Antrag, die Einleitung eines zivilgerichtlichen Verfahren gegen ihn zu bewilligen. Der Grosse Rat genehmigt die Betreibung Corboz’ « für die Zahlung von 6278 Franken, die sich aus Leistungen ergeben, die ihm durch das Zeughaus und die Anstalten von Marsens erbracht wurden, vorausgesetzt dass der Schuldner diese Schuld noch nicht beglichen hat ». Das Bezirksgericht Saane befasst sich mit der Affäre. Was die Verwaltung der Anstalt von Marsens betrifft, ergibt die vom Bundesrichter Louis Couchepin durchgeführte Untersuchung, dass ihm keine Straftat vorgeworfen werden kann. Er weigert sich zurückzutreten, da er sich keiner Schuld bewusst ist. Als er nach seiner Beurlaubung im Januar 1950 im Mai in die Regierung zurückkehrt, entsteht ein Malaise, das der Konservative Louis Barras im Grossen Rat mit folgenden Worten beklagt : « Seine Präsenz in der Regierung ist eine ständige Herausforderung der öffentlichen Meinung. »
1951 stellt er sich nicht mehr zur Wiederwahl und nimmt seine geschäftlichen Tätigkeiten wieder auf. Im Militär war er 1910 und während des Aktivdiensts 1914–1918 als Fourier der Kavallerie tätig.
Nach seinem Tod schreibt La Gruyère, Corboz sei « höflich und geistig gewandt gewesen, doch stets eine Geisel der konservativen Mehrheit geblieben. […] Das Ende seines Mandats war durch gegen ihn lancierte Angriffe verdunkelt, die nicht alle gerechtfertigt waren. » Er wird in Romont bestattet. Die Zeitungen publizieren lediglich kurze Nachrufe ohne Porträtfoto.