Théodore Ayer (1905–1974), konservativ
Nach dem Besuch der Primarschule in Romont und des Kollegiums St. Michael studiert Théodore Ayer Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg, die er 1929 mit dem Lizentiat abschliesst. Er wird Schreiber des Friedensgerichts des Kreises Romont. 1932 eröffnet er in seiner Heimatstadt eine Notarkanzlei. 1937 wird er Mitglied des Verwaltungsrats der Banque de la Glâne, dem er 37 Jahre lang, bis in seine letzten Tage, angehört.
1941 findet der politische Durchbruch des 36-jährigen Juristen statt : Er wird zum Ammann der Stadt Romont ernannt und auf der konservativen Liste des Glanebezirks in den Grossen Rat gewählt. 1950 präsidiert er das Kantonsparlament. Zu diesem Zeitpunkt gehört er zu den bekanntesten Persönlichkeiten seiner Region. 1947 kandidiert er für den Nationalrat.
In den allgemeinen Wahlen von 1951 wird Théodore Ayer in den Staatsrat gewählt, dem er 15 Jahre lang angehört (1952–1966). Er präsidiert den Rat im Jahr 1957, in dem das 800-jährige Bestehen Freiburgs gefeiert wird, und 1964, dem Jahr der Landesausstellung in Lausanne, in der jeder Kanton offiziell empfangen und gefeiert wird. Von 1952 bis 1966 leitet Théodore Ayer die Finanzdirektion, von April bis Dezember 1966 die Direktion des Innern.
Seine Bilanz ist im Vergleich zu jenen seiner Vorgänger in quantitativer Hinsicht eindrucksvoll : 93 Gesetze und Dekrete, die das Kantonsparlament berät und verabschiedet. Die wichtigsten Gesetze betreffen die Grundstückgewinnsteuer (1959), die staatliche Finanzverwaltung (1960), die Gemeinde- und Pfarreisteuern (1963), die Löhne und Gehälter des Staatspersonals (1964) und den Status der Pensionskasse des Kantons Freiburg (1965). Zu den Dekreten gehören jene, welche die Staatsbank zur Aufnahme einer öffentlichen Anleihe ermächtigen (1957, 1964, 1966), und jene mit sozialer Note : Beitrag des Staats zum Sozialfonds (1952), jährliche
Erhöhung der Primarlehrergehälter (1959) und Gratifikationen für die Dienstjahre des Staatspersonals (1964). Ein wichtiges Dekret gilt der Erhöhung des Dotationskapitals der Freiburgischen Elektrizitätswerke von 40 auf 60 Millionen Franken. Ayer verwaltet das Dossier der Erweiterung der Staatskanzlei, das auf heftige Opposition stösst, und verzichtet schliesslich auf Druck des Bundes auf das Projekt.
Am 31. Dezember 1966 tritt Théodore Ayer im Alter von 61 Jahren aus dem Staatsrat zurück. Bis 1973 präsidiert er weiterhin den Verwaltungsrat der Freiburger Staatsbank, in dem er seit 1952 die Regierung vertreten hat. Gemäss seinen politischen und religiösen Überzeugungen präsidiert er den Cercle catholique.
Am 1. Dezember 1974 stirbt Théodore Ayer im Alter von 69 Jahren in Freiburg. Er hinterlässt das Andenken eines Politikers, der die öffentlichen Finanzen des Kantons modernisierthat.