Kanton |
Dienstag 14. März 2000, Kanton Allseits zufrieden und zuversichtlich
Reaktionen zum Wahlergebnis
Im Verfassungsrat werden mehr Frauen und mehr junge Leute sitzen, als dies gegenwärtig im Grossen Rat der Fall ist. Ein Faktum, das den Befragten Hoffnung gibt, dass Frauen und junge Leute das Interesse auch für die kommenden Grossrats- und Kommunalwahlen aufbringen werden.
«Für mich war der gestrige Wahltag in einem gewissen Sinn Zahltag», meint der 62-jährige Vizeoberamtmann Robert Sturny zu seinem Wahlergebnis. Mit rund 2 400 Stimmen erzielte der CSP-Vertreter im Sensebezirk das beste Wahlresultat. Er sei sehr überrascht gewesen und habe sich riesig gefreut: «Dieses Wahlergebnis ist doch irgendwo eine Wertschätzung meiner 37-jährigen Tätigkeit auf dem Oberamt.» Ob denn das Engagement punkto Zeitaufwand mit der Arbeit auf dem Oberamt auch zu vereinen ist? Das sei kein Problem. In einem Jahr gehe er in Pension, und so bleibe ihm ab 2001 genügend Zeit, um sich voll und ganz dem Verfassungsrat zu widmen. «Dieses Engagement schafft mir einen sanften Übergang vom Berufsalltag in die Pensionsphase», betont Robert Sturny. Und auf die Frage, ob er allgemein mit den Gewählten zufrieden sei, bemerkt er, dass er sich schon noch ein oder zwei Frauen mehr gewünscht hätte. Auch etwas mehr junge KandidatInnen hätten dem Bezirk keineswegs geschadet.
Frauen im Vormarsch
Antonia Zurbriggen-Lämmli, Leiterin der LehrerInnen-Fortbildung, kandidierte auf der Liste der CVP. Obwohl die rund 1850 Stimmen für einen Sitz nicht reichten, zeigt sie sich erfreut über den Wahlausgang: einerseits über das Engagement der Frauen und andererseits über die Wahl von profilierten Kandidatinnen und Kandidaten. Das Wahlprozedere habe gezeigt, dass die Politik auch für die Frauen langsam zur Selbstverständlichkeit werde: «Mehr Frauen haben sich auf den Weg begeben, als dies sonst je einmal bei Wahlen der Fall war. Im Sensebezirk schickt die CVP mit vier Frauen und drei Männern gar eine Frauenmehrheit in den Rat. Also Frauenpower auch ohne Quotenregelung? «In der Tat», stellt Antonia Zurbriggen fest, «bislang hat die CVP Sense - mit einer einzigen Frau im Grossen Rat (Marie-Louise Rudaz) - in der Frauenverpflichtung ja nicht gerade brilliert.»
Regula Kuhn-Hammer, Leiterin des Gleichstellungsbüros, blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das Abstimmungswochenende zurück. Enttäuscht ist sie über den kläglichen Anteil von 18% Ja-Stimmen zur Quoteninitiative, und positiv überrascht hat sie das Wahlergebnis der Frauen im Verfassungsrat. 30% Frauen - das heisst rund 245 Frauen und 500 Männer - haben sich zur Wahl gestellt. 50 Frauen haben nun den Sprung geschafft und stellen somit einen Anteil von 39% im 130-köpfigen Rat. Regula Kuhn hofft nun sehr, dass sich «der Trend fortsetzt und die Frauen auch nächstes Jahr mit gleicher Begeisterung an den Grossrats- und Kommunalwahlen teilnehmen werden». CVP und SP mussten Federn lassen
«Die Wahlen für den Verfassungsrat haben ein weiteres Mal gezeigt, dass die SP mit der Frauenförderung Ernst macht», bemerkt Liliane Chappuis, Präsidentin der SP des Kantons Freiburg. 50% der Gewählten seien Frauen. Und damit könne auch nicht von einem negativen Wahlausgang gesprochen werden. Dies, obwohl mit 27 Sitzen die SP im Verfassungsrat fünf Sitze weniger haben wird als im Grossen Rat. Einen Pluspunkt sieht Liliane Chappuis auch in der Tatsache, dass die «Linke» allgemein die Ziele der SP unterstütze. Laut SP sollen in der neuen Verfassung u.a. die Ausbildung, die Integration der Ausländer und auch das Respektieren der Minderheiten verankert werden. So bedauert Liliane Chappuis - mit «nur drei Frauen und eher älteren Mitgliedern» - einzig das Wahlergebnis in der Stadt Freiburg.
Im Vergleich mit der Anzahl Sitze im Grossen Rat musste sich auch die CVP Sitze ans Bein streichen. Im Grossen Rat belegt die CVP 45 Sitze, und im Verfassungsrat werden es 38 sein. Zufrieden zeigt sich jedoch Thierry Gachet, Präsident der Jung-CVP. Die Wahl von einer Frau und zwei Männern betrachtet er als Frucht intensiver Arbeit. Die JCVP stellte 20 Mitglieder.
Nebst den Frauen gelten aber auch die FDP und die SVP als Gewinnerinnen. Im Verfassungrat werden sie mit 10 (SVP) respektive mit 27 (FDP) Mitgliedern vertreten sein. Das sind je zwei Sitze mehr, als die beiden Parteien gegenwärtig im Grossen Rat belegen. Für eine Stellungnahme waren gestern deren Präsidenten nicht erreichbar. il
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