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Dienstag 24. Oktober 2000, Kanton Auch ohne Gesetz ist Sprachförderung möglich
Die Grossräte Bernard Garnier und Robert Bielmann fordern mehr Kompetenz für die Gemeinden
Trotz des Neins zur Partnersprache häufen sich im Kanton Freiburg die Forderungen nach frühzeitigem und intensivem Partnersprachunterricht. Eine kantonale Kommission, die sich der Sprachenfrage annehmen will, wird demnächst gegründet.
Von IRMGARD LEHMANN
Sollen die Gemeinden mehr Kompetenz erhalten, um in Eigenregie die Partnersprache zu fördern? Finanzstarke Gemeinden könnten es. Was tun jedoch die anderen?
Eine entsprechende Interpellation haben vergangene Woche die FDP-Grossräte Bernard Garnier und Robert Bielmann eingereicht. Sie fordern für die Gemeinden mehr Autonomie. Demnach sollten die Gemeinden - allerdings mit dem Einverständnis der Erziehungsdirektion - die Möglichkeit haben, Sprachprojekte in Eigenregie durchzuführen. Mit der Interpellation greift Bernard Garnier einen Vorschlag auf, den er bereits vor sechs Jahren im Rahmen eines Postulates dem Grossen Rat vorgelegt hat .(Ergänzung von Artikel sieben des bestehenden Schulgesetzes.)
Die Idee fällt jedoch nicht überall auf fruchtbaren Boden. Vor allem beim Verband «Lehrerinnen und Lehrer Deutschfreiburg» nicht. «Seit die Sprachenfrage ein Thema war, haben wir uns dafür eingesetzt, dass Bildungsinhalte Sache des Staates bleiben», sagt Präsident Jürg Küenzi. Schulkreise sind willig
Dass Schubladisieren kein Thema ist, hat jedoch das am elften Oktober stattgefundene Treffen von Erziehungsdirektion und Schulverantwortlichen gezeigt. Die neun Schulkreise, die ein Partnersprach-Projekt auf die Beine gestellt haben, sind nicht gewillt, sang- und klanglos aufzugeben. Sie wollen mindestens angefangene Projekte zu Ende führen. Auch wenn die Communauté Romande mit aller Klarheit den Abbruch fordert. Auch wenn deren Vize-Präsident und ehemaliger Staatsrat Denis Clerc sämtliche sprachlichen Experimente aus der Schulstube verbannen will. (Begründung: Dem Sprachaustausch fehlt die rechtliche Grundlage.)
Nichts ist verloren
Dass jedoch Wege offen bleiben, um die Partnersprache zu fördern, betont auch Abteilungsleiter Robert Rudaz. Auf Grund des vorliegenden Gesetzes habe der Staat die Möglichkeit, den Fremdsprachenunterricht zu fördern. Das Ziel Französischunterricht ab dritter Klasse (gegenwärtig ab vierter Klasse) zu erteilen, besteht nach wie vor. Auch soll in zwei Jahren Englisch - als Pflichtfach allerdings - in der siebten Klasse (gegenwärtig Wahlfach ab achter OS-Klasse) eingeführt werden. «Durch die Ablehnung des Gesetzes wurde nur die Immersion gekippt.» (Immersion: In den Fächern wie Geschichte, Geografie, Turnen und Handarbeit sollten die Schulkinder zwei Stunden pro Woche in der Partnersprache unterrichtet werden.)
Im Hinblick auf den Wunsch der neun Schulkreise, die Partnersprach-Projekte zumindest zu Ende zu führen, stellt sich allerdings die Frage der Finanzierung und der Weiterbildung des Lehrpersonals. Im weitesten Sinn aber auch die Frage nach der Chancengleichheit. «Die Partnersprache hat nun mal eine politische Dimension angenommen», bemerkt Robert Rudaz. Darum habe der Gesamtstaatsrat in den nächsten 14 Tagen darüber zu entscheiden, ob die neun Schulkreise das begonnene Partnersprach-Projekt - falls sie dies wünschen - in Eigenregie zu Ende führen können oder nicht.
Düdingen ohne Partner
Definitiv abgebrochen ist allerdings der schulische Sprachaustausch zwischen Marly und Düdingen. Seit Herbst 1999 wurde dieser auf Kindergartenstufe gepflegt. Das Pilotprojekt sollte auf Primarschulstufe weitergeführt werden. Schulpräsidentin Ursula Krattinger-Jutzet bedauert diesen radikalen Bruch, ist jedoch zuversichtlich: «Wir sind für ein neues <Unternehmen> offen.»
Konkretes liegt vor
Mittlerweile sind Bestrebungen im Gange, eine neue kantonale Kommission zu gründen, die sich der Förderung der Partnersprache annimmt. Ausserdem will der französischsprachige Lehrerverband SPFF (1100 Mitglieder) bis Ende Februar zuhanden der Erziehungsdirektion ein Konzept einreichen, wie die Partnersprache in den Schulen gefördert werden soll.
Die Sprachenfrage bleibt ebenfalls aktuelles Thema im Grossen Rat sowie im Verfassungsrat. Auch der neu gegründete Deutschfreiburger-Klub will sich mit der Thematik auseinander setzen.
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