Bezirke

Freitag 29. November 2002, Bezirke


Brief an die FN
«Gott in der Kantonsverfassung»
In einem Leserbrief (FN 21. November 2002) wird beklagt, dass im Präambel-Entwurf der Sachkommission 1 für die neue Kantonsverfassung keine Anrufung Gottes vorkommt, dies im Gegensatz zur neuen Bundesverfassung.
Bekanntlich hat der Verfassungsrat über die Gestaltung der Präambel (= Einleitungsformel der Verfassung) einen Ideenwettbewerb veranstaltet, welcher 116 Textvorschläge und 53 Illustrationen einbrachte. In den Vorschlägen der drei Erstplatzierten der Kategorie «Junioren» ist die Anrufung Gottes nicht enthalten, während einer der beiden Träger des ersten Preises der Kategorie «Erwachsene» die «Verantwortung vor Gott» erwähnt und im Textvorschlag des Zweitplatzierten die «Verantwortung gegenüber der Schöpfung» steht.
Die Anrufung Gottes in der Präambel lag der Kommission 1 als Vorschlag ebenfalls vor. Die verabschiedete Version enthält sie aber nicht mehr, was ich persönlich auch bedaure. Geblieben ist der Begriff der «Verantwortung gegenüber der Schöpfung». Indessen wehre ich mich dagegen, dass man alle, welche die ausdrückliche Anrufung Gottes in der Präambel ablehnen, als Atheisten bezeichnet. Auch das Fuchteln mit dem Schreckgespenst des «Höllenfürsten» stiftet kaum gesellschaftlichen Zusammenhalt. In der kommenden Session zu Beginn des nächsten Jahres wird das Plenum des Verfassungsrates über die Präambel in erster Lesung beraten.
Am 30. Januar und am 8. Mai 2003 veranstaltet die Sensler Deputation des Verfassungsrates in der Aula der OS Tafers jeweils um 19.30 Uhr öffentliche Foren, wo für jedermann Gelegenheit geboten sein wird, sich an der Diskussion über den ganzen Verfassungsvorentwurf zu beteiligen.
Dazu gehören, nebst der Präambel, alle Themen wie Grundrechte, Sprachen, Behörden, bürgerliche Rechte, Gemeinden, Kirchen usw.

Anton Brülhart, Verfassungsrat
(Beauftragter der Sensler VR-Deputation für das Forum «Kantonsverfassung»).

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