Agglomeration |
Donnerstag 30. Januar 2003, Agglomeration Communauté ist dagegen
Die Communauté Romande du Pays de Fribourg ist gegen die geplanten Sprachenartikel in der neuen Kantonsverfassung. Sie würden eine weitere Kolonialisierung der welschen Gemeinden erlauben, teilt sie mit. «Der Gesetzgeber soll ein für alle Mal die Normen festlegen, zu welcher Sprachgruppe eine Gemeinde gehört», fordert die Freiburger Communauté Romande (CRPF) in einer Medienmitteilung. Mit den Artikeln 6 und 7, die die Verfassungsräte in erster Lesung angenommen hatten, sei vieles noch unklarer als zuvor.
Obwohl das Wort «Territorialitätsprinzip» wieder aufgenommen worden sei, sage der restliche Text genau das Gegenteil aus. Die Vorlage löse das Problem der ständigen Germanisierung der französischen Gebiete überhaupt nicht. Stattdessen erlaube sie weiterhin die deutsche Kolonialisierung der französischen Gemeinden über die Schule, schreibt die CRPF.
«Gewaltsame Verzweisprachlichung»
Es sei auch höchst irreführend, wenn es in Artikel 6 heisse, die Zweisprachigkeit sei ein wichtiges Element der Identität des Kantons Freiburg und seiner Hauptstadt. Dies könne kontradiktorisch interpretiert werden: «Ist damit die Zweisprachigkeit des Gebiets oder seiner Bewohner gemeint?», fragt sich die CRPF. Ist es eine Feststellung oder eine Absicht? Falls es nur eine Feststellung sei, sei der Artikel völlig unnötig. Falls es Absicht sei, zeige dies, dass gewisse Leute es immer noch nicht aufgegeben hätten, gewaltsam eine «Verzweisprachlichung» der Freiburger voranzutreiben. Stattdessen erlaube nur eine Sprache pro Gemeinde ein homogenes Weiterbestehen der beiden Sprachgebiete des Kantons. In Wirklichkeit sei die Bevölkerung grösstenteils entweder französisch- oder deutsch- und somit nicht zweisprachig.
Die CRPF kommt in ihrer Medienmitteilung zum Schluss, dass Sprachenfreiheit nur im privaten Gebrauch zu bevorzugen sei.
Im öffentlichen Bereich von Schule, Verwaltung und Gerichtswesen müsse diese aber durch das Territorialitätsprinzip eingeschränkt werden. So würde auch nicht plötzlich bei Bundesratswahlen der französischsprachige Kantonsteil zu einem Expansionsgebiet der deutschen Schweiz. Falls der Verfassungsrat in dieser Richtung weitermache, werde der Verein das Verfassungsprojekt bekämpfen, droht die CRPF. Sie ruft die Gewählten beider Sprachen auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen. chs kommentar
Der Ungeist
der CRPF
Von MARCEL WAEBERDie Communauté Romande du Pays de Fribourg (CRPF), die in der Stadt Freiburg, in ihrer Peripherie und in einigen Gemeinden an den Sprachschnittstellen germanophone Übergriffe feststellt, scheint unverbesserlich. In der neuesten Verlautbarung hält die fundamentalistisch ausgerichtete Organisation an der vor Jahren zurechtgezimmerten Ideologie fest, wonach aus dem Osten eine Sprach-Okkupation des Deutschen drohe, dem die welsche Identität zum Opfer fallen werde. Wider besseres Wissen! «Alle Welt» weiss mittlerweile, dass die französische Sprache in der Stadt und in ihrem Umfeld im Vormarsch ist und sich der Anteil der Deutschsprachigen zurückbildet. Dies hat die letzte Volkszählung mit aller Deutlichkeit gezeigt, und die Werte wurden durch die Medien den Bürgerinnen und Bürgern auch kommuniziert.
Was ist es denn, was die CRPF zur weiteren, verschärften Militanz veranlasst? Ist es das Bundesgerichtsurteil in Sachen Schulbesuch und die - in ihrer Vorstellung - damit verbundene Aufweichung des Territorialitätsprinzips? Warum ist den Mitgliedern, die sich zur französischsprachigen Kulturelite zählen, Wahrheit, Toleranz und Fairness gleichgültig? An mangelnder Intelligenz kann es nicht liegen. In den Köpfen fehlts halt doch irgendwo, sonst wäre die CRPF in der Lage, sich ein neues, glaubwürdiges Selbstverständnis zu geben. Mitleid, Hohn und Spott sind die Folge.
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