Was genau ist Boden?
Boden ist definiert als die oberste, unversiegelte Erdschicht, in der Pflanzen wachsen können (Bundesgesetz über den Umweltschutz USG, Art. 7, Abs. 4bis).
Er besteht aus:
- mineralischen Elementen;
- organischem Material;
- bis zu 50% Hohlraum (wenn er gesund ist), der die Zirkulation von Luft und Wasser ermöglicht.
Der Boden dient zwei Dritteln der terrestrischen Arten als Lebensraum. Die organische Substanz des Bodens, die ihren Ursprung in Pflanzen, Tieren, Bakterien oder Pilzen hat, ist ein Schlüsselfaktor für seine Fruchtbarkeit.
Wie entsteht Boden?
Ein grosser Teil der Böden im Kanton Freiburg entstand nach der letzten Eiszeit vor etwa 10’000 Jahren. Als sich die Gletscher zurückzogen, überblieb eine mineralische Oberfläche, die nahezu ohne Leben waren. Sobald diese Oberflächen der Luft und dem Licht ausgesetzt waren, wurde sie von Organismen besiedelt. Je nach Ausgangsmaterial (Muttergestein), Klima, Art der lebenden Organismen und der Topografie entwickelten sich die Böden im Laufe der Zeit, bis sie schliesslich fruchtbar wurden.
Aufgrund der langen Entstehungsdauer eines Bodens wird er als nicht erneuerbare Ressource betrachtet. Es dauert nämlich mehr als ein Jahrhundert, damit sich ein Zentimeter fruchtbarer Boden bilden kann.
Wie ist der Boden aufgebaut?
Der Boden ist mit den folgenden Schichten strukturiert:
- A-Horizont. Dies ist die oberste Schicht des Bodens mit einer Dicke von wenigen Zentimetern bis zu 20 oder 30 Zentimetern. Dieser Horizont ist besonders reich an organischer Substanz und lebenden Organismen. Er enthält unter anderem direkt verfügbare Nährstoffe, wie z.B. Stickstoff, Phosphor, Kalium, Kalzium, Eisen, Zink usw., die für das Pflanzenwachstum notwendig sind. Diese Schicht wird auch als "Oberboden" bezeichnet.
- B-Horizont. Diese Schicht liegt tiefer (unter dem Horizont A) und kann mehrere Dutzend Zentimeter mächtig sein. Sie spielt eine wichtige Rolle für den Wasser- und Luftkreislauf sowie für die Verfügbarkeit von Nährstoffen. Diese Schicht wird auch als « mineralische Erde» oder "Unterboden" bezeichnet.
- C-Horizont. Diese Schicht, die auch als "Muttergestein" bezeichnet wird, gilt als nicht biologisch aktiv und fällt nicht unter die Definition von Boden im Sinne des USG. Sie spielt jedoch eine entscheidende Rolle für die Funktionstüchtigkeit der A- und B-Horizonte. Er besteht aus wenig oder nicht verwitterten mineralischen Elementen (Gestein, Sand, Schluff usw.). Diese Elemente werden häufig als Rohstoff abgebaut und stellen Aushubmaterial im Sinne der Verordnung über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (VVEA) vom 4. Dezember 2015, Art.3, Bst.f dar.
Wozu dient der Boden?
Die Fähigkeit des Bodens, Leistungen für Mensch und Umwelt zu erbringen, wird durch den Begriff «Bodenfunktionen» ausgedrückt. Der Boden erfüllt fünf wesentliche Funktionen:
- Lebensraum. Die Fähigkeit des Bodens, als Lebensgrundlage für Organismen zu dienen und zum Erhalt der Vielfalt von Ökosystemen sowie von Arten und ihrer genetischen Vielfalt beizutragen.
- Regulation. Die Fähigkeit des Bodens, Wasser-, Stoff- und Energiekreisläufe, einschliesslich des Kohlenstoffkreislaufs, zu regulieren, eine Filter-, Puffer- oder Speicherfunktion zu übernehmen und Stoffe umzuwandeln.
Zwei Beispiele für Regulierungsfunktionen:- Kohlenstoffregulierung: Diese Funktion gewährleistet die Bodenqualität und die Klimaregulierung durch die Aufnahme von CO2 durch Pflanzen und seine Speicherung in Form von organischer Substanz im Boden. Der Boden ist ein wichtiger Kohlenstoffspeicher, noch viel wichtiger als die Atmosphäre und die Biosphäre. Je mehr organische Substanz der Boden enthält (oder sich seinem optimalen Niveau nähert), desto besser kann er die anderen ökologischen Funktionen des Bodens erfüllen, z. B. die Funktion der Wasserfilterung oder -speicherung. Organische Substanz erhöht auch seine Widerstandsfähigkeit gegenüber mechanischen Belastungen (Baustellen, Landwirtschaft). Aus diesem Grund, aber auch um die Erderwärmung zu reduzieren, ist es von entscheidender Bedeutung, den Anteil an organischer Substanz im Boden zu erhalten oder sogar zu erhöhen. Video ansehen: Der Wert der Böden - Kohlenstoff
- Wasserregulierung: Der Boden hat die Fähigkeit, grosse Mengen Wasser zu reinigen, zu versickern und zu speichern. Wenn es regnet, nimmt er Wasser auf, wodurch die Gefahr von Überschwemmungen, Oberflächenabfluss und Erosion verringert wird. Seine Rückhaltefähigkeit versorgt die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen, die sie insbesondere in längeren Trockenperioden für ihr Wachstum benötigen. Die Berücksichtigung dieser Funktion ist besonders wichtig, um sich an den fortschreitenden Klimawandel mit extremeren Wetterereignissen anzupassen. Diese Funktion ist durch die Versiegelung von Böden, aber auch bei unsachgemässer Bewirtschaftung (Verdichtung und Verlust organischer Substanz) gefährdet. Video ansehen: Der Wert der Böden - Infiltration
- Produktion. Diese Fähigkeit des Bodens umfasst, dass er Biomasse in Form von Nahrungs- und Futtermitteln, Holz und Fasern produzieren kann.
- Trägerfunktion. Diese Fähigkeit des Bodens als Baugrund zu dienen und als Träger für Lebewesen zu dienen.
- Archivierung. Sie betrifft die Fähigkeit des Bodens, Informationen über die Natur- und Kulturgeschichte zu speichern.
Theoretisch können einige dieser Funktionen durch technische Infrastrukturen (z. B. eine Wasserfilteranlage) ersetzt werden, aber die Kosten liegen weit über denen eines wirksamen Bodenschutzes.
Kennzahlen
95 % unserer Nahrung stammt aus dem Boden.
2/3 aller terrestrischen Organismen leben im Boden und umfassen Mikroorganismen, Pilze, Pflanzen und Tiere.
Es dauert etwa 100 Jahre, bis sich ein Zentimeter fruchtbarer Boden in der Schweiz bildet.
6% ist der Zuwachs an Siedlungs- und Infrastrukturflächen, die zwischen 2009 und 2018 in der Schweiz bebaut wurden. Das entspricht acht Fussballfeldern pro Tag und insgesamt 181 km2.
Der Boden ist nach den Ozeanen der zweitgrösste Kohlenstoffspeicher.