Das Bachneunauge (Lamperta planeri) ist für die Fischerei uninteressant. Aufgrund seiner biologischen Eigenschaften ist es aber ein guter Indikator für einen Fluss von hoher Qualität.
Kein echter Fisch
Obwohl Bachneunaugen oft zu den Fischen gezählt werden, sind sie eigentlich Vorfahren der Fische und weisen zahlreiche Unterschiede auf, wie zum Beispiel das Fehlen des Unterkiefers und der Schuppen, im Kreis angeordnete Zähne, und ein vollständig knorpeliges Skelett.
Auch bezüglich seiner Entwicklung unterscheidet sich das Bachneunauge von den Fischen. Die Larven fixieren sich nach einer passiven Drift auf feinen Sandgründen und ernähren sich von Algen und organischem Detritus (Abfall). Nach 3 bis 6 Jahren werden sie dann geschlechtsreif. Die Verdauungsorgane resorbieren sich im darauffolgenden Winter und das Bachneunauge frisst von da an nichts mehr. Mehrere Individuen versammeln sich schliesslich für das Ablaichen, woraufhin sie sterben. Dieser komplexe Lebenszyklus, mit einer einzigen Fortpflanzung im ganzen Leben, macht diese Art besonders empfindlich.
Gefährdung
Das Bachneunauge gilt gemäss der VBGF als «stark gefährdet». Dieser Status ist gerechtfertigt, vor allem hinsichtlich des Verbreitungsgebiets, das sich seit dem 19. Jahrhundert stark reduziert hat. Die hauptsächlichen Bedrohungen sind :
- Der Mangel an angeschwemmtem Material auf dem Grund von Fliessgewässern, was zur Folge hat, dass sich nicht genügend Sand anhäufen kann (Lebensraum für die Larven)
- Die Anwesenheit von Entsandern (Sandfängen)
- Das Verschwinden von naturnahen Uferzonen
- Der schlechte Unterhalt der Ufer, was die Struktur des Flussbetts beeinträchtigt und die Bildung von Sandbänken verhindert
- Die Beschleunigung der Fliessgeschwindigkeit
- Die Verschlammung infolge Düngeeintrag
- Unüberwindbare Hindernisse
- Gewässerverschmutzung
Früher war die Eindolung der Wasserläufe eine Bedrohung. In letzter Zeit wurden aber vermehrt Fliessgewässer offengelegt, was dem Bachneunauge neue Lebensräume bietet.
Die Verbreitung im Kanton Freiburg
Das Bachneunauge ist für die Fischerei nicht von Interesse, weshalb wir über die Fangstatistik keine Informationen zu seiner Verbreitung erhalten. Ausserdem wird die Art beim elektrischen Abfischen meist nicht gefangen. Das Bachneunauge ist zum Beispiel in der Taverna und in der Glane heimisch, insbesondere im naturnahen unteren Teil, wo die Wanderung flussaufwärts nicht möglich ist. Allerdings sind die bekannten Bestände gering und es besteht ein Handlungsbedarf, um ihr langfristiges Überleben zu sichern.
Schutzmassnahmen
Bei der Revitalisierung oder der Wiederherstellung der freien Wanderung der aquatischen Fauna ist es wichtig, die Bedürfnisse dieser Art auf den Abschnitten, die für die Fortpflanzung und die Entwicklung des Larvenstadiums geeignet sind, zu berücksichtigen.
Der Lebenszyklus vom Bachneunauge
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Kontakt zum Thema
Ansprechperson: Sébastien Lauper
Amt für Wald und Natur
Sektion Fauna, Jagd und Fischerei
Route du Mont Carmel 5
1762 Givisiez
Tel. 026 305 23 33
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