Die Nase (Chondrostoma nasus) verdankt ihren Namen der unterständigen Position des Mauls, das den Eindruck einer Nase erweckt. Zwar hat die Nase als Jungfisch ein endständiges Maul, doch wandert dieses im Laufe des Wachstums auf die Bauchseite, und die Lippen verhornen. Diese dienen dann als Schaber, um sich von den Algenteppichen (vor allem Diatomeen) auf dem Kiesel zu ernähren.
Die Nase überrascht auch durch andere Besonderheiten. Ihre Geschlechtsreife erreicht sie erst im Alter von 5 bis 7 Jahren, was spät ist im Vergleich zu anderen Fischen unserer Region. Dagegen erreicht die Nase regelmässig ein Alter von bis zu 20 Jahren. Während der Laichzeit im Frühling wandern die Nasen in grossen Schwärmen flussaufwärts, um seichte Kiesflächen mit starker Strömung zu erreichen. Während dieser Zeit tragen die Fische ein Hochzeitskleid: bläuliche Tuberkel erscheinen auf der Stirn, und die Flossen werden leuchtend orange.
Gefährdung
Die Nase war früher in den grossen Wasserläufen unseres Kantons (Saane, Broye, Kleine Glane, Sense, Glane, Trême) weit verbreitet, ist aber selten geworden.
Historischen Schriften zufolge soll es einst so grosse Nasenpopulationen gegeben haben, dass diese zum Problem wurden. Man durfte sie damals mit Stöcken und Gabeln töten. Im Jahr 1881 wurden am Fusse des Maigrauge Staudamms an einem einzigen Tag 1200 kg Nasen gefangen! Anfangs des 20. Jahrhunderts war die Nase noch das «Brot der Armen». Ausserdem verteilte man tote Nasen als Dünger auf landwirtschaftlichen Kulturen.
Die Nasenbestände der Broye und der Sense wurden nach 2000 ausgelöscht. In der Saane, vor allem der Kleinen Saane, die früher eine Laich-Hochburg war, ist die natürliche Fortpflanzung in den letzten Jahren nicht mehr beobachtet worden. Die Gründe dafür sind vielfältig :
- Die Abgrenzung durch Staumauern unterbricht die grossen Wanderrouten;
- Die Veränderung der Wasserqualität beeinträchtigt das Algenwachstum, vor allem das von Diatomeen auf Kieseln. Letztere werden durch Fadenalgen ersetzt, die für Nasen keine Nahrungsquelle darstellen;
- In der Kleinen Saane erreicht das Wasser die für die Entwicklung der Eier nötige Temperatur nicht mehr;
- Die Störung des Wasserhaushalts durch die Wasserkraftnutzung und die Begradigung von Flussläufen.
Die Nase steht auf der Roten Liste in der Kategorie "vom Aussterben bedroht". Ausserdem ist sie laut der Berner Konvention europaweit geschützt.
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Kontakt zum Thema
Ansprechperson: Sébastien Lauper
Amt für Wald und Natur
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