Diese Bilder, Zeitzeugen der Geschichte der KUB, bieten Gelegenheit, unsere beiden gegenwärtigen Grossprojekte (der Aus- und Umbau und die Swiss Library Service Platform) in Bezug zu setzen und uns zu fragen, was unsere Bibliothek seit ihrer Gründung 1848 für die Freiburgerinnen und Freiburger unentbehrlich gemacht hat. In einer Zeit, in der die Erfindung von Tim Berners-Lee unser Leben tiefgreifend verändert hat und in der eine tägliche (Des-)Informationsflut uns glauben lassen könnte, Bibliotheken seien veraltet, sind diese aufgrund ihrer zutiefst humanistischen und universalen Werten für unsere Gesellschaft notwendiger denn je. Ihre Räume und Sammlungen, seien es physische oder virtuelle, helfen den Bürgerinnen und Bürgern, die Vergangenheit zu verstehen, die Gegenwart zu erkennen und die Zukunft zu planen.
In unserem Beruf geht es im Grunde nicht so sehr darum, möglichst viele mehr oder weniger wertvolle Dokumente auf allen möglichen Trägern zu sammeln, sondern vielmehr darum, Verknüpfungen herzustellen sowie Zusammenhänge zu erkennen und ihnen einen Sinn zu geben. Wir wollen eine Verbindung herstellen zwischen unseren Sammlungen und potenziellen Leserinnen und Lesern, zwischen Kunstschaffenden und Zielgruppen, zwischen erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und einfach interessierten Personen oder sogar zwischen (ewigen) Studierenden und (hyper)aktiven Pensionierten.
Informationen einen Sinn zu geben, erfordert die Fähigkeit, sie kritisch zu analysieren, indem man ihre Quelle und den Kontext, in dem sie entstanden sind, erfasst und sie mit anderen Informationsquellen vergleicht. Dies ist zweifelsohne eine der wichtigsten Fähigkeiten in unserer Zeit, in der wir von Fake News und anderen Verschwörungstheorien, die im Internet kursieren, überhäuft werden. Die KUB hat mit ihren personellen, technischen und dokumentarischen Ressourcen alle Trümpfe in der Hand, um für ihr akademisches Publikum und für die kantonale Bevölkerung zu einem Bildungszentrum für Informationskompetenz zu werden.
Als Bindeglied zwischen der akademischen Gemeinschaft der Alma Mater und einer hochgradig vernetzten Freiburger Bevölkerung ist die KUB zudem gut positioniert, weiterhin eine engagierte Botschafterin der offenen Wissenschaft (Open Science) zu sein, die unter anderem von den Schweizer Universitäten und vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt wird. Indem sie die wissenschaftlichen Erkenntnisse unseres Landes frei zugänglich macht, bietet uns diese Bewegung die Möglichkeit, eine bürgernahe Wissenschaft zu fördern und gleichzeitig unsere Institutionen schrittweise von dem quasi exponentiellen Anstieg der Lizenzkosten für den Zugang zu wissenschaftlichen Zeitschriften zu befreien.
Das vom Freiburger Stimmvolk im Jahr 2018 angenommene Aus- und Umbauprojekt der KUB bestätigt die führende Rolle, die wir für unseren Kanton spielen müssen. Die Bibliothek, die wir bauen werden, wird nicht nur ein würdiges Schaufenster für unsere wertvollen Sammlungen von Kulturerbe sein, sondern auch ein Ort der Kultur und der Geselligkeit für die gesamte Freiburger Bevölkerung von Freiburg sowie eine wichtige Schaltstelle für die wissenschaftliche Tätigkeit unserer Universität. Vor uns liegen anspruchsvolle Arbeitsjahre, in denen wir die gegenwärtigen Dienstleistugnen weiterführen und gleichzeitig unsere neue Wirkungsstätte gestalten müssen. Aber die Aussicht, der Bevölkerung einen solchen Ort anbieten zu können, wird uns ein starker Ansporn sein und uns motivieren. Davon bin ich zutiefst überzeugt.