In der Ära von Georges Python gegen Ende des 19.Jahrhunderts lässt sich in Freiburg eine gewisse kulturelle Öffnung beobachten. Davon zeugen die Gründungen der Universität (1889) und des Technikums (1895) sowie – auf einer anderen Stufe – der Auftrag zur Schaffung neuer Fenster für die Kathedrale, der 1895 an den jungen, noch unbekannten polnischen Maler Józef Mehoffer erging. In diesem Kontext künstlerischer Erneuerung verpflichtete Léon Genoud, ein hoher Freiburger Staatsbeamter, auch den Maler Ferdinand Hodler ans «Musée industriel», um hier wöchentlich Zeichenunterricht zu erteilen. Hodlers Einfluss schlug sich spürbar im Stil mehrerer Freiburger Maler nieder, wie es die Berglandschaften von Louis Vonlanthen oder die frontalen Selbstbildnisse von Hiram Brülhart zeigen. Maler von auswärts, etwa der Franzose Bonnet, liessen sich in Freiburg nieder, unterrichteten hier und malten die Stadt mit Zuneigung. Von den Einheimischen sei Joseph Reichlen genannt, dessen Laufbahn typisch für etliche Freiburger Künstler ist: Im Kanton geboren, liess er sich im Ausland ausbilden – in Deutschland, Frankreich und sogar in Italien –, um schliesslich nach Freiburg zurückzukehren und hier, wie so mancher andere, als Zeichenlehrer am Kollegium St. Michael zu wirken. Die Freiburger Kunst des 20. Jahrhunderts ist als eklektisch zu bezeichnen. Sie orientiert sich an verschiedenen Stilen und schwankt zwischen Figürlichkeit und Abstraktion. Von den Künstlern, die in gegenständlichen Bildern erzählen, sei Ernest Riesemey erwähnt: Sein Pinsel beschreibt in poetischem, manchmal schmerzlichem Ton das Leben eines volkstümlichen Quartiers in der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Auch Jean-Louis Tinguely stellt den Alltag dar, in einem Realismus, der zugleich rigoros und zärtlich ist. Im zweiten Teil des 20. Jahrhunderts wird das künstlerische Schaffen hingegen durch die Abstraktion bestimmt. Sie manifestiert sich in den Farbläufen («Coulures») von Raymond Meuwly, im ungestümen Duktus von Bruno Baeriswyl oder in den konstruktivistischen Skulpturen von Louis Angéloz. Auf der Schwelle zum 21. Jahrhundert widerspiegeln die Werke der zeitgenössischen Künstler – Maler wie Bildhauer – die Erfahrung der grossen Zentren und bieten ein vielfältiges Bild der Freiburger Kunst. |
Die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts in Freiburg
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Dauerausstellung
Die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts in Freiburg
im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg
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Museum für Kunst und Geschichte MAHF & Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle
KontaktinformationHerausgegeben von Museum für Kunst und Geschichte MAHF & Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle
Letzte Änderung: 09.06.2020