Zwei Stadtansichten – die so genannten Pläne von Gregor Sickinger und Martin Martini – haben unser Bild von Freiburg geprägt, ähnlich wie ein Siegelstempel den Siegellack oder ein Münzstempel die Münze prägt. Die beiden grossen Ansichten geben sowohl die Stadt als auch das (von dieser nicht zu trennende) Staatswesen wieder; beide sind sowohl Darstellung als auch Interpretation. Das städtische Gemeinwesen blieb bei der Aufnahme Freiburgs in den eidgenössischen Bund (1481) zwar eine Stadt des deutschen Reiches, wurde jedoch zugleich zu einem Kleinstaat. Seine Gewalt griff nun über die Stadtmauern hinaus auf das umliegende Land aus und machte es sich untertan. Die Stadt selber wurde zum Sitz der Macht, die hier im Schutz der Befestigungen wuchs.
Hundert Jahre später, zur Zeit Sickingers und Martinis, wurde Freiburg von einer Gruppe reicher Bürger regiert, die ihre Privilegien in zunehmendem Masse rechtlich verankerten, um sich die Macht zu sichern («Patriziat»). Diese Oligarchie bestimmte bis 1798 Gesetze und Gerichtsbarkeit, legte das Geldwesen fest und setzte ihre Interessen durch. Sichtbare Zeugnisse dieses Staatswesens sind noch heute das Siegel des Kanzlers, die Stempel des Münzmeisters, das Schwert des Henkers – alles Machtinsignien, die dem Aufbau der Staatsgewalt dienten. Auffälligstes Symbol dieser Gewalt war der Grossweibelstab, ein Objekt von sakraler Bedeutung: das Patriziat rechtfertigte seine Machtposition nämlich als eine von Gott gewollte («Gottesgnadentum»). Aus diesem Grund stellte der Goldschmied Hans Iseli auf dem vergoldeten Griff des Zepters denn auch Christus dar.
Noch heute trägt der Weibel der Kantonsregierung bei offiziellen Anlässen eine genaue Kopie des Grossweibelstabes; das Original hingegen ist hier ausgestellt, zusammen mit weiteren, zum Teil wohlbekannten Wahrzeichen des Stadtstaates Freiburg. Wenn auch nicht alle diese Zeugen gleichermassen prächtig und bedeutend sind, bilden sie doch zusammen im Herzen des Museums einen eindrücklichen Hort der Erinnerung.
Unterstrichen wird ihre Bedeutung zudem dadurch, dass sie an der Stelle eines früheren Stadttores ausgestellt sind. Das Tor wurde gegen 1280 im Rahmen der dritten Stadtbefestigung erbaut und 1848 abgebrochen. Zur Zeit der Patrizier diente es als Gefängnis; man nannte es deshalb auch das Diebstor oder, wegen der damals gebräuchlichen Folter («peinliche Befragung») den Bösen Turm.