Galerie der Glasmalerei

Dauerausstellung: Galerie der Glasmalerei im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg

Nach 1450/60 wandelte sich die Gestaltung von Fensterverglasungen grundlegend. Während noch um und kurz nach der Mitte des Jahrhunderts mehrheitlich monumentale, vollfarbige Glasmalereien entstanden – so die Verkündigung und die Strahlenkranzmadonna der Stiftskirche von Romont (1459/60) oder die Chorverglasung des Berner Münsters (1441/55) –, bevorzugten die Auftraggeber in der Folge partiell farbige Fensterverschlüsse. Diese bestanden weitgehend aus Blankglas, meist in der Form von Rauten oder Butzen, und einzelnen farbigen Scheiben mit figürlichen und heraldischen Motiven. Zugleich wurde es in der Eidgenossenschaft Brauch, einen Stand (Kanton), kirchliche Institutionen, Freunde oder Verbündete mit Fenstern und Scheiben zu beschenken oder vom Staat, der Kirche oder deren Repräsentanten Geschenke zu erbitten. Waren in den vorhergehenden Jahrzehnten und Jahrhunderten die kirchlichen Institutionen fast ausschliesslich die Empfänger von Glasmalereien, so erweiterte sich nun der Kreis der Begünstigten und der möglichen Standorte. Ausserhalb von Pfarr- oder Sitftskirchen hielten die farbigen Scheiben in die Ratssäle, Zeug- und Wirtshäuser sowie private Bauten Einzug.

Obwohl auch im katholischen Freiburg die Wappen der Schenkenden immer mehr in den Mittelpunkt rückten, nahmen Heilige in den Glasmalereien weiterhin einen wichtigen Platz ein. Durch die vielen mit Wappen geschmückten Scheiben haben sich die eidgenössischen Städte und ihre Eliten Denkmale gesetzt. Während sich die Kunstgeschichte bisher vor allem mit Zuschreibungsfragen beschäftigte, zeigte sie kaum Interesse gegenüber dem Akt des Schenkens selbst. Verlangte die Gabe im sakralen Bereich nach einer Gegenleistung, gab sich das Geschenk im profanen Kontext den Anschein, freiwillig und selbstlos zu sein. Es wurde in einem öffentlichen Akt ausschliesslich Männern übergeben, obwohl Frauen und ihre Wappen häufig auf den Scheiben dargestellt waren. Ihr Ausschluss betont, dass sich das Schenken auf (männliche) Herrschaft und Ordnung bezog.

Unbekannt, Wappenscheibe Sebold von Praroman, 1541 - Farbglas, Schwarzlot, Blei. Zwischen den Säulen dieser Scheibe von 1541 steht der Stifter in stolzer Haltung und prachtvoller, stutzerhaft aufgeputzter Zeittracht neben seinem Wappen. Das Jagdvergnügen auf Edelwild wie den Hirschen war ein herrschaftliches Privileg und gehörte zur standesgemässen Freizeitbeschäftigung eines jeden Edelmannes.

Unbekannt, Standesscheibe von Freiburg, um 1500/1520

Unbekannt (Freiburg oder Bern), Standesscheibe von Freiburg, 1500/1520 - Farbglas, Schwarzlot, Blei. Das Werk eines Berner oder Freiburger Glasmalers ist eine frühe Fensterstiftung der Freiburger Behörden (1500/20) in ein unbekanntes öffentliches oder privates Gebäude. Das Standeszeichen begleiten Löwen als Ausdruck von Mut und Stärke, vielleicht auch als Anspielung auf die zähringischen Stadtgründer, die das Tier im Wappen führten.

Freiburger oder Berner Werstatt (Zuschr.), Schliffscheibe de Werro, 1787

Freiburger oder Berner Werkstatt (Zuschr.), Schliffscheibe Werro, 1787 - Schliffscheibe. Die Schliffscheiben wurden ab 1680 durch umherziehende auswärtige Glasschneider in der Schweiz eingeführt. Die mit dem Schneidewerkzeug bearbeiteten farblosen Scheiben setzten inhaltlich mit Wappen und Stifterinschrift die Tradition der Glasgemälde fort, kamen jedoch zugleich dem barocken Bedürfnis nach hellen Fenstern entgegen.

Unbekannt, Bildscheibe Appenthel/Reynold, 1606 - Farbglas, Schwarzlot, Blei. Mit der Bildwahl drückt der Scheibenstifter 1606 seine Abneigung gegen den Solddienst der Eidgenossen aus. Die Könige von Spanien und Frankreich werben gleichzeitig um die Gunst der Söldnerführer, während Bruder Klaus – schon in der alten Schweiz hoch verehrt – für das Zusammenhalten und die Einigkeit der eidgenössischen Stände plädiert.

Rudolf Räschi (Zuschr.), Heiliger Wolfgang, um 1517

Rudolf Raeschi (Zuschr.), Heiliger Wolfgang, um 1517 - Farbglas, Schwarzlot, Blei. Die Scheibe mit unbekannten Stifterwappen gehört zu einer Serie, die der Freiburger Glasmaler Rudolf Räschi um 1517 für die Kapelle St. Wolfgang bei Düdingen schuf. Das Attribut des heiligen Bischofs ist die Axt, die er ins Tal geschleudert hatte, um den Bauplatz der Kirche am Abersee (A) zu bestimmen, die zum Mittelpunkt seines Kultes werden sollte.

Jakob Kessler (Zuschr.), Wappenscheibe Georg Werly, 1600 - Farbglas, Schwarzlot, Blei. Als Namenspatron begleitet der heilige Georg mit dem Drachen das Stifterwappen. Die Darstellung einer Stadtbelagerung im Oberbild nimmt Bezug auf die fremden Dienste Werlys, der als Hauptmann 1616 in Genua starb. Die Solddienste bildeten für zahlreiche Eidgenossen eine wichtige Einnahmequelle und brachten ihnen Ruhm.