Adèle d’Affry wurde 1836 in Freiburg geboren. Nach einer Kindheit im Schloss der Familie in Givisiez und in Südfrankreich schlug sie eine künstlerische Laufbahn ein, indem sie sich beim Schweizer Bildhauer Heinrich Max Imhof in Rom ausbilden liess. Mit neunzehn Jahren heiratete sie in Rom Carlo Colonna, Herzog von Castiglione. Der Ehe war kein langes Glück beschieden: wenige Monate nach der Hochzeit starb Carlo Colonna in Paris.
Ein zweites Leben begann nun für die Herzogin Colonna. In Paris nahm sie unter dem männlichen Pseudonym Marcello (italienischer Komponist der Barockzeit) ihre Karriere als Bildhauerin, Malerin und Zeichnerin wieder auf. Dabei eiferte sie grossen Meistern nach, besonders Michelangelo. Sie modellierte in Gips, Ton oder Wachs und liess ihre Werke anschliessend von Spezialisten in Bronze giessen oder in Marmor hauen; oft gab es dadurch mehrere Ausgaben ein- und derselben Skulptur. Marcello baute zudem eine interessante eigene Sammlung auf. Denn in Paris verkehrte sie mit namhaften Künstlern ihrer Zeit; mit einigen von ihnen, etwa dem Bildhauer Jean-Baptiste Carpeaux oder dem Maler Henri Regnault, befreundete sie sich. Im Gravitationsfeld des Hofes Napoleons III. und der Kaiserin Eugénie führte sie ein Leben zwischen Boheme und mondänen Anlässen. Ihr Atelier wurde zu einem Treffpunkt der eleganten Pariser Gesellschaft.
Ab 1863 stellte sie regelmässig im Pariser Salon aus, hauptsächlich als Bildhauerin. Aus dieser Zeit stammt der Grossteil der Skulpturen in der «Galerie Marcello» des Museums für Kunst und Geschichte. Von 1869 bis 1870 lebte sie in Rom und arbeitete unermüdlich an einem ihrer Hauptwerke, der «Pythia», die noch heute die Opéra Garnier in Paris schmückt. Sie verkehrte in der Villa Medici und lernte dort Hébert, Gounod, Fortuny und Liszt kennen.
An Tuberkulose erkrankt, zog die Künstlerin ab 1876 dauerhaft in den Süden Europas. Sie wählte Neapel als Wohnort und widmete sich fortan hauptsächlich der Malerei, dem Zeichnen und dem Aquarellieren. Auch begann sie, ihre Memoiren zu schreiben – ein Vorhaben, das mit ihrem frühen Tod am 14. Juli 1879 in Castellamare ein jähes Ende nahm. Gemäss ihrem Wunsch wurde Marcello in Givisiez beigesetzt. Durch ihr Testament hat sie einen Teil ihrer Werke dem Kanton Freiburg vermacht.
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