Im Vergleich mit andern Gebieten der Schweiz hat sich im Kanton Freiburg eine grosse Anzahl mittelalterlicher Kunstwerke erhalten. Dieser Reichtum ist vor allem der Tatsache zu verdanken, dass sich der Stadtstaat Freiburg während der Reformation entschloss, beim katholischen Glauben zu bleiben. Dadurch fand hier, im Unterschied zu Städten wie Bern, Zürich, Basel oder Genf, kein Bildersturm statt. Zur Erhaltung des kulturellen Erbes aus dem Mittelalter trug auch die relative Rückständigkeit bei, in der das nur gering industrialisierte Freiburg bis weit ins 20. Jahrhundert verharrte. Verluste gab es dennoch zu beklagen, nicht zuletzt wegen der 1862 eröffneten Eisenbahnlinie Bern–Lausanne: mithilfe des neuen Transportmittels konnte der Kunsthandel in der Schweiz und im benachbarten Ausland in grossem Umfang beliefert werden.
Bei vielen mittelalterlichen Skulpturen und Gemälden Freiburgs handelte es sich ursprünglich um Teile von grösseren Ensembles, Altären oder Bildzyklen, die wir heute jedoch nur noch in Glücksfällen rekonstruieren können. Etliche Werke der Museumssammlung stammen aus Dorfkirchen, deren Ausstattung seltener erneuert wurde als jene von Gotteshäusern in der reicheren Hauptstadt. Bei den plastischen Werken, die uns erhalten geblieben sind, wurde in neuerer Zeit aus geschmacklichen Gründen oft die Fassung (Bemalung) entfernt, so dass wir diese Skulpturen heute fälschlicherweise in Naturholz statt in ihrem anfänglich farbigen Kleid sehen.
Die frühen Werke in der Sammlung des Museums ergeben stilistisch ein etwas heterogenes Bild. Je älter und somit auch seltener sie sind, desto weniger verwandte Stücke lassen sich ihnen zuordnen. Dies ist wohl nicht nur dem zeitlich bedingten Verlust anzulasten: vermutlich wurden Skulpturen in Freiburg selber erst gegen 1500 in grösserer Zahl produziert. Vor allem die Künstler des 13. und 14. Jahrhunderts wanderten über weite Distanzen, denn Arbeit liess sich am ehesten auf den Baustellen in Städten oder Klöstern finden, wo nun grosse und prachtvoll ausgestattete Gebäude entstanden. Dadurch verbreiteten Bildhauer, Maler und Baumeister die stilistischen Eigenheiten ihrer Herkunftsgegend in einem weiten Umfeld. Freiburg lag dabei auf der Bruchstelle zwischen zwei künstlerisch wichtigen Gebieten: dem französisch beeinflussten Burgund und dem deutsch bestimmten Oberrhein. Diese beiden Kulturen haben die mittelalterliche Kunst Freiburgs massgeblich geprägt.