Skulptur und Malerei in Freiburg. Die Meister des 16. Jahrhunderts
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Dauerausstellung: Skulptur und Malerei in Freiburg.
Die Meister des 16. Jahrhunderts im Museum für Kunst und Geschichte
Der Bestand an spätgotischen Skulpturen mit süddeutschem, hauptsächlich schwäbischem Einfluss bildet einen Höhepunkt der Museumssammlung. In Freiburg sind zahlreiche in Holz geschnitzte oder aus Stein gehauene Bildwerke aus dem frühen 16. Jahrhundert erhalten, da es hier keine Reformation und folglich keinen Bildersturm gab. Auch wenn vor allem nur Fragmente grösserer Ensembles erhalten sind, vermögen sie uns eine Vorstellung von der Überfülle an farbenprächtigen Kunstwerken zu geben, mit denen die spätmittelalterlichen Kirchen ausgestattet waren.
Die Namen mehrerer in Freiburg tätiger Bildhauer sind uns aus Archivdokumenten bekannt: neben Martin Gramp vor allem Hans Geiler, Hans Roditzer und Hans Gieng. Einzig von Gieng kennen wir jedoch eine Reihe gesicherter Werke (die Brunnenfiguren), die es ermöglichen, ihm weitere Skulpturen zuzuschreiben. In den übrigen Fällen sind die Zuschreibungen an einen namentlich bekannten Meister selten stichhaltig; bis in die 1960er Jahre kombinierte die Forschung typische Stilmerkmale mit bestimmten Bildhauernamen und schrieb dadurch den Meistern Gramp, Geiler und Roditzer entsprechende Werkgruppen zu. Heute erscheint uns dieses Vorgehen zweifelhaft, weil wir mittlerweile die Arbeitsweise der spätmittelalterlichen Künstler besser kennen: Bildhauer waren gewöhnlich nicht allein, sondern zu mehreren in Werkstätten tätig und schufen ihre Skulpturen im «Teamwork».
Fast alle der hier ausgestellten Statuen gehörten ursprünglich zu Flügelaltären. Nahezu alle diese Retabel sind heute zerstört; manche lassen sich zumindest theoretisch rekonstruieren, so dass man ihnen erhaltene Skulpturen zuweisen kann. Darüber hinaus ermöglicht die Untersuchung von Holzarten, Werkzeugspuren und farbigen Fassungen Rückschlüsse auf die frühere Arbeitstechnik und dürfte künftig ein neues Licht auf die spätgotische Freiburger Plastik werfen. Vorderhand sind die Werke des Museums aber noch unter den alten Zuschreibungen ausgestellt.
Etwas einfacher als mit der Skulptur verhält es sich mit der Tafelmalerei: die Maler des frühen 16. Jahrhunderts signierten ihre Werke öfters, etwa Wilhelm Ziegler, der bei Hans Burgkmair in Augsburg in die Lehre gegangen war. Seine Freiburger Altargemälde, die er zum Teil mit Hans Boden schuf, sind noch dem spätmittelalterlichen Geist verpflichtet, zeugen jedoch in ihren Landschaften von einem neuen Interesse an der Naturbeobachtung; die Ornamentik ihrer Bauwerke entstammt der italienischen Renaissance und gelangte wohl über Druckgrafik nach Freiburg.