Erkennen Sie sich in dieser Beschreibung wieder? Dann berichten Sie uns unter dime-dd@fr.ch von Ihren Erfahrungen!
Wer sind Sie?
Mein Name ist Fabien, ich bin 43 Jahre alt und wohne in Les Paccots. Ich bin Ingenieur und bewege mich seit über 20 Jahren in der Welt der Schokolade und des Kakaos. Dabei war ich in den Bereichen Produktion, Forschung, Einkauf und nachhaltige Entwicklung tätig. Ich habe in Frankreich und England gearbeitet und arbeite seit 2012 in der Schweiz.
Welche Punkte, die zur nachhaltigen Entwicklung beitragen, konnten Sie im Rahmen Ihres Berufs umsetzen?
Mein Projekt Treegether hat das Ziel, die Abläufe zur Herstellung von Schokolade humaner zu gestalten. Ich habe ein Konzept entwickelt für die Patenschaft von Kakaobäumen. Sie gehören 5 Kakaoanbauerinnen und ‑anbauern, die ich kenne und mit denen ich direkt zusammenarbeite. Wir alle haben bereits vom Problem der Ausbeutung gehört, die in diesem Bereich herrscht. Einer der Hauptgründe dafür ist meiner Meinung nach die völlige Anonymität, in der sich die Produzentinnen und Produzenten befinden. Dadurch dass ich einen Kontakt von Mensch zu Mensch zwischen den Produzentinnen, Produzenten, Konsumentinnen, Konsumenten sowie den Herstellerinnen und Herstellern aufbaue und der Schokolade einen Namen und ein Gesicht verleihe, kann nicht mehr wie bislang weitergemacht werden. Der Genuss, den wir beim Verzehr von Schokolade empfinden, darf nicht mit der Ausbeutung von Menschen einhergehen, die ich seit Jahren besuche und ohne die es einfach keine Schokolade gäbe. Sie sind die Heldinnen und Helden der Schokolade! Die Patenschaft von Kakaobäumen ermöglicht es mir, meine Produzentinnen und Produzenten 40 % höher zu bezahlen und sie gleichzeitig bei einem Entwicklungsprojekt zu begleiten, das ihre Lebensqualität (Sonnenkollektoren, Krankenversicherung, Bereitstellung von Material) verbessert.
Was hat Ihnen die Idee zu dieser Änderung gegeben und was hat Sie dazu bewogen, sie umzusetzen?
Ein bekanntes Sprichwort lautet: Ich wollte ein kleiner Teil der Veränderung sein, die ich mir in der Welt wünsche. Dabei bin ich mir bewusst, dass mein Beitrag nur ein Tropfen Wasser im Ozean ist. Aber ich glaube an die Kraft eines Wassertropfens! Der Verlust meiner Arbeit 2018, kurz bevor ich 40 wurde, das Vertrauen meiner neuen Arbeitgebenden und der Wunsch, mehr meinen eigenen Werten entsprechend zu handeln, haben in mir den Entschluss reifen lassen, mich der Herausforderung zu stellen. Dann hat eines Tages ein Produzent aus Ecuador, dem ich aus seinem eigenen Kakao hergestellte Schokolade mitgebracht hatte, seinen Namen auf der Schachtel gesehen. Er sagte zu seinen Kolleginnen und Kollegen «Stellt Euch vor, Menschen in Europa werden unseren Namen kennen!» Dies war einer der Momente, an denen Treegether gegründet wurde.
Welches sind die Vorteile?
Ich kann im täglichen Leben das machen, was ich möchte, verhalte mich meinen Werten entsprechend und kann insbesondere den Produzentinnen und Produzenten zu einem Gefühl von Würde, Stolz und Menschlichkeit verhelfen. Ich besuche sie und bringe ihnen Schokolade mit, die aus ihrem Kakao, der Frucht ihrer Arbeit, hergestellt wurde. Das ist auf dieser Welt einzigartig. Können Sie sich Winzerinnen und Winzer vorstellen, die noch nie von ihrem Wein getrunken haben? Natürlich nicht, aber genau dies ist die Realität der Kakaoanbauerinnen und ‑anbauer. Eine weitere grosse Quelle für Zufriedenheit ist das Feedback zum Produkt, das von den Patinnen und Paten unserer Kakaobäume kommt. Ich höre oft «Ich habe noch nie etwas Ähnliches gegessen!»
Ist es manchmal schwierig?
Ich würde lügen, wenn ich «nein» sagen würde. Es ist eine besondere Herausforderung, während des Covid-Lockdowns eine Website mit einem neuen Konzept zum Thema Schokolade zu lancieren. Wie für alle Unternehmen gilt auch hier, dass es einem gelingen muss, dass über einen gesprochen wird, dass man den Versand, die unternehmerischen Abläufe, die eingehenden Lieferungen usw. alles richtig plant. Man muss für die finanzielle Tragfähigkeit des Unternehmens kämpfen. Dies führt zu langen Arbeitstagen und lässt einen machmal nicht schlafen. Nichts ist jemals von vornherein gewonnen!
Was empfinden Sie aufgrund dieses Engagements?
Ich bin stolz, den Patinnen und Paten, die uns treu sind, Freude zu bereiten, zu hören, dass unsere Schokolade Sinn stiftet und zu den besten zählt. Und ich bin besonders stolz, wenn ich meine Produzentinnen und Produzenten besuche und sie mich mit einem herzerwärmenden Lächeln begrüssen.