Beschreibung
Orkane sind besonders heftige Stürme, wie weiter unten erläutert wird. Bei einem Sturm handelt es sich um Wind von grosser Heftigkeit der Stärke 9 bis 11 auf der Beaufort-Skala (75–117 km/h), der erhebliche Schäden und Zerstörungen anrichten kann. Unterschieden werden folgende Sturmstärken: Beaufort 9: Sturm (75–88 km/h), Beaufort 10: schwerer Sturm (89–102 km/h), Beaufort 11: orkanartiger Sturm (103–117 km/h). Der Begriff «Orkan» (Beaufort 12) wird in der Windstärkeskala als Bezeichnung für Windgeschwindigkeiten von 64 Knoten (118 km/h) oder mehr verwendet. Man spricht aber erst dann von einem «Orkan», wenn der Wind über einen Zeitraum von mindestens 10 Minuten im Durchschnitt mit mindestens dieser Geschwindigkeit weht. Wenn nur kurzzeitig Windgeschwindigkeiten von mindestens 64 Knoten auftreten, spricht man von Orkanböen oder orkanartigen Böen. Solche Böen können in der Schweiz in jedem Jahr und zu jeder Jahreszeit auftreten.
Gefahren
Orkane stellen für Menschen eine Gefahr dar. Konkrete Gefahren sind stürzende Bäume, herabfallende Äste oder andere, vom Wind fortgerissene Objekte.
Aus wirtschaftlicher Sicht wird die Gefahr mit landwirtschaftlichen Schäden, beschädigten Gebäuden (aufgerissene Dächer, beschädigte Fassaden und Fenster) und anderen Gütern verbunden. Ausserdem können auch die Verkehrswege (Strassen, Bahnstrecken), die Telekommunikationsnetze und die elektrischen Leitungen vorübergehend unterbrochen werden.
Aus ökologischer Sicht ist die Entwaldung die Hauptgefahr im Falle eines Sturms oder eines Orkans.
Nachfolgende Gefahren:
- Stationären Anlagen
- Stromausfälle
- Unterbrechung von Informationsinfrastrukturen
Begriffserklärungen
Bise (Nordwind)
Relativ kalter und trockener charakteristischer Nord-Nordostwind, der im Mittelland, um den Genfersee, in der Region von Lyon und in der Franche-Comté weht.
Böe
Ein lokaler und spontaner Wind von kurzer Dauer mit einer höheren Geschwindigkeit als diejenige des Hauptwinds. Häufig durch topografische Verhältnisse verursacht.
Föhn
Trockener und warmer Südwind, der in der Regel im Herbst, am Ende des Winters und am Anfang des Frühlings auf der Alpennordseite in der Schweiz und in Österreich weht.
Joran
Der Joran bezeichnet alle Nordwestwinde, die im Süden des Jura-Massivs, und um den Genfer-, Neuenburger- und Bielersee wehen.
Orkan
Auf Deutsch bezeichnet der Begriff «Orkan» einen extrem heftigen Sturm. Auf Französisch bezeichnet der Begriffe «ouragan» auch im gängigen Gebrauch einen extremen heftigen Sturm.
Sturm
Spezifische Wetterlage, die beträchtliche Gewitterlagen mit starken Winden (maximale Böen von etwa 200 km/h) bewirkt.
Tornado
Starker Wirbelwind, der vom Boden bis zur Wolkenbasis reicht (Kumulonimbus).
Windgeschwindigkeiten
Angaben in km/h oder m/s, Beaufort 1–12 (mit 12 > 117 km/h), oder in knots (Knoten) (Luftfahrt und Freizeitsport auf den Seen).
Zyklon / Hurrikan
Die Intensität von Hurrikanen, die Windgeschwindigkeiten von 118 km/h bis mehr als 250 km/h erreichen, wird anhand der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala von 1 bis 5 eingestuft.
Ereignisbeispiele
18.–19. Januar 2007, Mitteleuropa
Der Orkan «Kyrill» beeinträchtigte Mitte Januar 2007 das öffentliche Leben in weiten Teilen Europas. Er erreichte Windgeschwindigkeiten in Böen von bis zu 225 km/h, forderte 47 Todesopfer und führte zu beträchtlichen Sachschäden sowie zu erheblichen Beeinträchtigungen im Energie- und Verkehrssektor. Über eine Million Menschen waren zeitweilig ohne Strom. Es mussten Flüge gestrichen, Strassen gesperrt und der Bahnverkehr in einigen Teilen Mitteleuropas nahezu vollständig eingestellt werden. Die Schweiz war nur am Rande von «Kyrills» Ausläufern betroffen. Im Appenzell wurde der 20 t schwere Steuerwagen eines Personenzugs von einer Bö erfasst und von den Schienen gehoben. Verschiedene Bahnstrecken waren unterbrochen, Busse mussten eingesetzt werden. Die Fluggesellschaft Swiss annullierte 105 Flüge. Todesopfer gab es in der Schweiz keine, jedoch etliche, durch umgestürzte Bäume blockierte Strassen und beschädigte Autos. Die volkswirtschaftlichen Schäden in Europa werden auf etwa 10 Mrd. US-Dollar geschätzt.
26. Dezember 1999, Mitteleuropa
Am Vormittag des 26. Dezembers 1999 traf der Orkan «Lothar» auf die Schweiz, nachdem er vorher vor allem in Frankreich schwere Schäden verursacht hatte. Der Sturm zog innerhalb von etwa zweieinhalb Stunden über die Schweiz hinweg. Er kam vom Jura her und überquerte das Mittelland, die Zentralschweiz sowie die Nordostschweiz. Die höchsten gemessenen Windgeschwindigkeiten waren auf dem Jungfraujoch 249 km/h und auf dem Zürcher Uetliberg 241 km/h. Im Flachland betrugen die Böenspitzen auch in Tallagen verbreitet 140 km/h. In der Schweiz starben während der Sturmtage 14 Menschen, bei der späteren Sturmholzaufarbeitung im Wald weitere 15 Personen. Es entstanden Wald- und Gebäudeschäden in der Höhe von je rund CHF 600 Mio., die Sturmholzmenge in der Schweiz betrug 8,1 Mio. m3.
25. – 27. Februar 1990, Schweiz
Der Orkan «Vivian» zog vom 25. bis zum 27. Februar 1990 über grosse Teile Europas hinweg und kostete 64 Menschen durch direkte Einwirkungen das Leben. In der Schweiz traf der Sturm vor allem die Gebirgswälder der nördlichen Voralpen und verursachte Windböen von bis zu 268 km/h (gemessen auf dem Grossen St. Bernhard). Vivian und der kurz darauffolgende Orkan Wiebke gehören zusammen mit einem Versicherungsschaden von 4 Mrd. US-Dollar zu den teuersten atlantischen Sturmtiefs der Geschichte. Die Sturmholzmenge im Schweizer Wald betrug 4,9 Mio. m3. Bei der Sturmholzaufarbeitung kamen in der Schweiz 24 Personen ums Leben.
Aktuelle Lage
Verhaltensempfehlungen
Vor einem Sturm
- Die lokale Wetterentwicklung beobachten.
- Sturmwarnungen an den Seen beachten.
- Baustellen und Schiffs- oder Bootsanlegestellen sichern.
- Lose Gegenstände ums Haus, auf dem Balkon oder im Garten befestigen oder an einem geschützten Ort versorgen (Blumentöpfe, Gartenmöbel etc.).
- Sonnenstoren hochziehen, Türen und Fenster schliessen.
- Fahrzeuge wenn möglich unterstellen.
- Befestigung von Antennen, Solaranlagen etc. prüfen.
Während einem Sturm
- Die lokale Wetterentwicklung beobachten.
- Verhaltensanweisungen der Behörden befolgen.
- Sturmwarnungen an den Seen beachten.
- Auf jegliche Art von Aktivitäten auf Gewässern verzichten und Ufergebiete von Seen meiden.
- Wälder, Waldränder, exponierte Bäume und Baumgruppen meiden.
- Keine Waldstrecken oder Baumalleen befahren.
- Aufenthalt auf Dächern, Gebäuden- oder Felsvorsprüngen vermeiden.
- Auf herunterfallende Gegenstände (Dachziegel, Äste, elektrische Leitungen etc.) achten.
- Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen (z. B. heruntergefallene Ziegel) nicht während des Sturms reparieren, sondern abwarten, bis sich das Unwetter gelegt hat.