Alfred Chassot (1846–1910), konservativ
Nach Studien der Rechtswissenschaften in Freiburg (1865–1867) absolviert Alfred Chassot ein Praktikum beim Anwalt Jean Broye, Grossrat der Opposition und künftiger Bundesrichter. 1869 lässt er sich in seiner Geburtsstadt nieder, wo er nach Erhalt des Anwaltspatents eine Kanzlei eröffnet. Seine berufliche und politische Karriere verteilt sich auf Estavayer und Freiburg. Erste Erfahrungen in der Exekutive gewinnt er in seiner Heimatstadt mit der Wahl in den Gemeinderat (1882) und als Ammann (1888–1893).
In den allgemeinen Wahlen vom 4. Dezember 1881, die das konservative Regime stärken, wird er als Abgeordneter des Broyebezirks in den Grossen Rat gewählt, dem er bis zu seinem Tod 1910 angehört. Sein wachsender Einfluss zeigt sich in zahlreichen massgeblichen Vorstössen und in seinen fünf Präsidentschaften (1885, 1890, 1899, 1904, 1908). In der Wirtschaftskommission legt man Wert auf sein Urteil. Seine wirtschaftlichen und finanziellen Kenntnisse und sein Ansehen unter den Konservativen machen ihn zum aussichtsreichsten Kandidaten, als 1892 die Stelle des Finanzdirektors frei wird.
Am 30. Dezember 1892 wird er in den Staatsrat gewählt, nachdem François-Xavier Menoud zum Direktor der Staatsbank ernannt worden ist. Allerdings nimmt er das Amt ohne echte Begeisterung an. Er bleibt nur anderthalb Jahre an der Spitze der Finanzdirektion, bevor er am 14. Mai 1894 aus familiären Gründen zurücktritt. Ab diesem Zeitpunkt widmet er sich wieder seiner Anwaltskanzlei.
Sein Rücktritt ist jedoch kein völliger Rückzug aus der Politik. Er verbleibt im Grossen Rat, wo er seinen Einsatz für die Katholische Volkspartei verstärkt und Präsident des Kantonalvorstands wird. 1895 wird er in den Gemeinderat der Stadt Freiburg gewählt, aus dem er 1907 ausscheidet. Er lehnt eine Wiederwahl aus gesundheitlichen Günden ab. Zum letzten Mal wechselt Chassot die Stadt und zieht sich nach Estavayer-le-Lac zurück, um sich von einer langen Krankheit zu erholen. Allerdings ist er so geschwächt, dass er nach einigen Tagen, am 21. August 1910, in seiner Geburtsstadt im 63. Altersjahr stirbt.