Maxime Quartenoud (1897–1956) konservativ
Nach dem Besuch des Kollegiums St. Michael studiert Maxime Quartenoud Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg, die er 1922 mit dem Lizentiat abschliesst. Er ist als Notar tätig und wird Sekretär des Freiburgischen Bauernverbandes und Redaktor der Zeitung Le Paysan fribourgeois. Von 1926 bis 1935 sitzt er als Vertreter des Saanebezirks im Grossen Rat und ist zugleich Vizepräsident des Bezirksgerichts Saane. 1928 strebt er einen Sitz im Nationalrat an, erreicht jedoch nur den siebten Listenplatz und ist damit Zweiter der Nachfolgenden.
Am 7. April 1935 wird er als Nachfolger von Emile Savoy in den Staatsrat gewählt und übernimmt die Direktion des Innern, der Landwirtschaft, der Industrie und des Handels. Viermal ist er Staatsratspräsident (1940, 1946, 1950, 1954). Von 1935 bis 1947 sitzt er im Nationalrat und von 1947 bis zu seinem Tod im Ständerat. Bei seiner Wahl ins « Stöckli » als Nachfolger von Joseph Piller erhält er 110 von 118 gültigen Stimmen, da sich die Minderheitsparteien für ihn aussprechen. Er unterstützt zwar 1946 die Staatsratswahl des Freisinnigen Pierre Glasson gegen Piller, zeigt sich jedoch unnachgiebig in der Frage der Zuweisung der Finanzdirektion, die Louis Dupraz Ende 1951/Anfang 1952 anstrebt.
Als Vertrauensmann und unbestrittener Führer der Bauernschaft leitet er diese während der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre, in der er die Landwirtschaft finanziell zu sanieren hat, während des Zweiten Weltkriegs, als die Produktion maximal erhöht werden muss (Wahlen-Plan), und schliesslich nach dem Krieg, als es um die Erneuerung ihres Status geht. Damals stellt der Primärsektor mehr als 40% der Arbeitsplätze. Vor dem Jahr 1950 gehört die Industrialisierung des Kantons nicht zu Quartenouds Hauptanliegen. Am 13. November 1936 hält er eine wichtige Rede über die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, in der er auf die geringen Möglichkeiten des Staats hinweist. Er ist gegen die Einrichtung einer kantonalen Arbeitslosenkasse, da er der Meinung ist, dies sei Sache der Sozialpartner. Er erwägt die Möglichkeit, eine Lotterie zur Unterstützung der Arbeitslosen zu schaffen, prangert den Bolschewismus an und erklärt, dass « der Kommunismus einem Virus gleicht ».
Den Gewerkschaftskreisen und jungen Konservativen nahestehend, schafft er Familienzulagen und setzt sich für die berufliche Organisation und Sozialversicherungen ein, die anders aussehen als jene, die der Bund einführen will. Als einziger Kanton stellt sich Freiburg gegen die Einführung der AHV, da man die Meinung vertritt, diese sei Sache der Privatinitiative, die von der Familie, den Unternehmen und den Berufsverbänden zu unterstützen ist.
Mit Vehemenz bekämpft Quartenoud 1954 die freisinnige Initiative für die Demokratisierung der freiburgischen Institutionen, indem er behauptet, sie verletze den Grundsatz der Einheit der Materie, räumt aber ein, dass ihm die Wahl der Ständeräte durch das Volk nicht missfalle. Ebenso bekämpft er die Motion der Minderheitsparteien für die Wahl der Staatsräte nach dem Proporzsystem, eine Idee, die er für wenig seriös hält : « Welche Schwäche, welche Intrigen und welche Machenschaften würde die Proporzwahl in die Exekutive bringen ? »
In einer im Mai 1952 gehaltenen Rede zählt Quartenoud die Veränderungen auf, welche die letzten hundert Jahre seit der Versammlung von Posieux geprägt haben : das Wachstum der Bevölkerung, die Landflucht, die Mechanisierung und die Gründung der Universität. Als Erbe der Freiburger von Posieux hat das konservative Volk kein Bedürfnis, nach nutzlosen Utopien zu suchen. Es kann sich auf den Schatz seiner Traditionen stützen, um Lösungen für die heutigen Probleme zu finden. Die Verleumder des konservativen Staats werden vom Redner verspottet, der nur allzu gerne wiederholt : « Ein Vogel, der sein Nest beschmutzt, ist ein schmutziger Vogel. »
Maxime Quartenoud ist sehr beliebt. Mit seinem bildreichen Stil weiss er jedes Publikum zu packen und bringt die Lachenden auf seine Seite. Das Amtliche Tagblatt der Grossratssitzungen vermerkt immer wieder « Heiterkeit », wenn er vor die Abgeordneten tritt. Im Zusammenhang mit seiner Wahl schreibt Léon Savary : « Der heutige Redner, dessen zunächst einfache und vertraute Sprache plötzlich in Schwung gerät und rasch die Begeisterung der ruhigsten Hörer auslöst, war bereits beim jungen Quartenoud zuerkennen, einem bedächtigen, zurückhaltenden Knaben, der sich jedoch leidenschaftlich für grosse Sachen und noble Ideen einsetzte und stets nach dem richtigen, gemässigten, präzisen Ausdruck suchte. »
Den Benachteiligten gegenüber erweist er sich als grosszügig. Mit seinem vollen Haar und seinem gewinnenden Lächeln findet er überall Sympathie. Das Volk schätzt die anziehende und unverwechselbare Persönlichkeit eines Manns von gefürchteter Wendigkeit. Man nennt ihn den « Stier von Treyvaux » (Anspielung auf den ehemaligen französischen Ministerpräsidenten Edouard Daladier, der den Übernamen « Stier der Vaucluse » trug und Quartenoud glich). Er, der « wir Diener des Volkes » sagt, wenn er vom Staatsrat spricht, wird zu einer legendären Figur des Freiburger öffentlichen Lebens.
Sein früher Tod am 14. Mai 1956 bewegt die Öffentlichkeit. Die Presse reagiert mit zahlreichen Artikeln und Bekundungen auf den Hinschied des starken Manns der Regierung.