Edouard Gremaud (1925–1992), christlichdemokratisch
Nach einer kaufmännischen Ausbildung ist Edouard Gremaud in landwirtschaftlichen Berufsorganisationen (Direktor der Landwirtschaftskammer, Präsident des Verbands der Westschweizer Landwirtschaftsvereinigungen) und als Adjunkt des Abteilungsleiters im Landwirtschaftsdepartement des Kantons Freiburg (1952–1955) tätig. Von 1963 bis 1981 verwaltet er die Autonome Landwirtschaftliche Amortisationskasse. Als CVP-Grossrat (1966–1981) reicht er 1979 eine Motion ein, die eine echte, zwölf Punkte umfassende Familienhilfe-Politik verlangt (Zulagen, Stipendien, Sozialversicherungsbeitrag, soziale Abzüge, angemessene Löhne, Vergütungen für Lehrlinge und Studierende, juristischer Schutz für Mütter, Familienhilfe, Unterstützung für werdende Mütter in Not, Schutz gegen Gefahren, Solidaritätsbeitrag).
Im Jahr 1981, in dem das 500-Jahr-Jubiläum des Eintritts Freiburgs in die Eidgenossenschaft begangen wird, ist er Grossratspräsident und leitet die Gedenkfeier des Kantonsparlaments.
Als Edouard Gremaud 1971 ein erstes Mal als Staatsratskandidat aufgestellt wird, verzichtet er auf seine Kandidatur, um die Wahl des verbündeten GBG-Vertreters Joseph Cottet zu sichern, der auf der CVP-Liste stand, doch im ersten Wahlgang nur auf dem sechsten Platz landete. Dennoch erhält er 19 000 Stimmen (32 %). 1981 wird er zum Staatsrat gewählt und übernimmt die Volkswirtschafts-, Verkehrs- und Energiedirektion, die er während zwei Amtszeiten bis 1991 leitet. 1986 und 1991 ist er Staatsratspräsident. Seine Politik führt diejenige seiner Vorgänger Paul Torche und Pierre Dreyer weiter und wird durch eine gute Konjunkturlage beflügelt.
Edouard Gremaud unterbreitet dem Grossen Rat ein Gesetz über die Förderung des sozialen Wohnungsbaus (1985), das immer noch in Kraft ist, und verschiedene Gesetzestexte, die vollständig revidiert wurden: über die Energie, die Einführung von Massnahmen zur regionalen Wirtschaftsförderung (1986), die Berufsbildung und über die Einführung eines Mietgerichts (als Antwort auf eine Initiative des Freiburgischen Mieterverbands, 1989). Er setzt sich für die berufliche Weiterbildung, die Förderung computergestützter Herstellungsverfahren (CIM) und die Einrichtung eines Westschweizer CIM-Zentrums in Freiburg ein (1991) und veranlasst die Planung eines (heute realisierten) Neubaus für die Ingenieurschule und den Erwerb des dafür erforderlichen Grundstücks. Des Weiteren befasst er sich mit der Modernisierung des Verkehrsnetzes. Als Energiedirektor präsentiert er in detaillierter Form die Energiepolitik des Staatsrats (8. Juni 1989).
Edouard Gremaud stirbt am 19. Oktober 1992 in Freiburg. Die Liberté widmet ihm einen Nachruf, in dem sie ihn als robusten, doch sensiblen Menschen mit einem unerschütterlichen Optimismus würdigt.
Aus dem Französischen übersetzt, aus: «LE CONSEIL D'ETAT FRIBOURGEOIS – 1848 – 2011 – Son histoire, son organisation, ses membres» ¦ ISBN: 978-288355-153-4 ¦ Editions La Sarine