Hans Bächler (1924), freisinnig
Nach der Primar- und Sekundarschule in Murten besucht Hans Bächler das Kollegium St. Michael, an dem er die Matura ablegt. Er studiert Agrarwissenschaften an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich und erwirbt 1949 das Agraringenieurdiplom. Sechs Monate lang arbeitet er als wissenschaftlicher Assistent an der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Liebefeld. 1951 beginnt er ein dreijähriges Studium der Volkswirtschaft an der Universität Freiburg und unterrichtet zugleich an verschiedenen landwirtschaftlichen Schulen (Grangeneuve, Uttewil, Zollikofen).
1960 übernimmt Hans Bächler den väterlichen Hof und bewirtschaftet ihn nach den fortschrittlichsten Methoden. 1954 wird er im Alter von 30 Jahren Generalrat in Murten. 1961 wird er als freisinniger Abgeordneter in den Grossen Rat gewählt und Mitglied der wichtigen Volkswirtschaftskommission. Er präsidiert die FDP-Sektion des Seebezirks und kandidiert 1971 für den Nationalrat.
Nach drei Legislaturen im Parlament bewirbt sich Hans Bächler in den kantonalen Wahlen von 1976 um einen Staatsratssitz. Am 5. Dezember wird er im zweiten Wahlgang mit seinem Parteikollegen Ferdinand Masset gewählt. Er weiss zu gut, dass er als Deutschsprachiger, Reformierter und Freisinniger in der Regierung dreifach in der Minderheit ist.
Im Staatsrat leitet Hans Bächler die Gesundheits- und Sozialdirektion. Er bringt zwei wichtige Geschäfte durch: Am 12. Juni 1977 nimmt das Stimmvolk den Ausbau der Spitalanstalten Marsens und Humilimont sowie am 2. März 1980 den Bau des neuen kantonalen Instituts für Hygiene und Bakteriologie in Freiburg an. Während dieser ersten Legislatur unterbreitet er dem Grossen Rat zehn Gesetzesentwürfe und sechs Dekrete, darunter jenes über den Bau des Spitals des Seebezirks in Merlach. Die Gesetze betreffen vor allem die Schulen des Pflegepersonals (1978), das Trinkwasser (1979) und die staatliche Unterstützung der Sonderpflege in Altersheimen (1980).
Bei den allgemeinen Wahlen von 1981 wird Hans Bächler im zweiten Wahlgang vom 6. Dezember wiedergewählt. Er übernimmt nun die Direktion des Innern und der Landwirtschaft, die ihm mehr entspricht. Das Volk genehmigt mehrere Gesetzesentwürfe, darunter insbesondere jene über die Beziehungen zwischen Kirche und Staat (7. März 1982), den Status der Kantonsrichter (27. Februar 1983) und jenen der Grossräte (9. Juni 1985). Dagegen lehnen die Bürgerinnen und Bürger die Herabsetzung des Volljährigkeitsalters auf 18 Jahre ab (26. Februar 1984). Vom 1. Januar 1982 bis 31. Dezember 1986 bringt er vor dem Parlament 15 Gesetze und 35 Dekrete durch, darunter die Gesetze über die Viehversicherung und über die landwirtschaftliche Pacht sowie Änderungen des Jagd-, Fischerei- und Forstgesetzes zu einem Zeitpunkt, da lebhaft über das Waldsterben diskutiert wird.
1986 kandidiert Hans Bächler ein drittes Mal für den Staatsrat und wird am 7. Dezember im zweiten Wahlgang wiedergewählt. Seine letzte Amtszeit ist durch drei wichtige Ereignisse gekennzeichnet. 1989 ist er Staatsratspräsident. Am 23. September 1990 genehmigt das Freiburger Stimmvolk mit 83 % den Verfassungsartikel über die Sprachen. Der berühmte Artikel 21, den der Direktor der Institutionen im Sinne eines Konsenses zwischen Deutsch und Welsch erarbeitet hat, bezeichnet nicht nur Französisch und Deutsch als gleichberechtigte Amtssprachen, deren Gebrauch «in Achtung des Territorialitätsprinzips» geregelt wird, sondern legt zudem fest, dass der Staat «das Verständnis zwischen den beiden Sprachgemeinschaften» zu fördern habe. Am 3. März 1991 kann Hans Bächler einen weiteren Erfolg verbuchen: Sieben Jahre nach der Ablehnung von 1984 heisst das Stimmvolk die Herabsetzung des Volljährigkeitsalters auf 18 Jahre gut.
Am 31. Dezember 1991 scheidet Hans Bächler im Alter von 67 Jahren aus dem Staatsrat aus. Er schreibt seine Memoiren, die er 2005 unter dem Titel «Schiff im Hafen. Gedanken zur wirbligen Fahrt» veröffentlicht.
Hans Bächler stirbt am 26. Februar 2012 im 88. Lebensjahr in Merlach.
Aus dem Französischen übersetzt, aus: „LE CONSEIL D'ETAT FRIBOURGEOIS“ - 1848 – 2011 - Son histoire, son organisation, ses membres ¦ ISBN: 978-288355-153-4 ¦ Editions La Sarine