Isabelle Chassot, (2001-2013), christlichdemokratisch
Isabelle Chassot wuchs dank ihrer Eltern zweisprachig auf und besucht nach der Primarschule in Granges-Paccot das Kollegium Heilig Kreuz in Freiburg. Sie legt dort 1984 eine lateinisch-griechische Matura ab. Ihre Rechtsstudien an der Universität Freiburg schliesst sie 1988 mit einem zweisprachigen Lizentiat ab.
1989/1990 absolviert sie ein Praktikum in der Kanzlei von Anwalt Monferini in Freiburg. Nach zweijähriger Tätigkeit an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät als Assistentin am Lehrstuhl von Professor Nicolas Michel erwirbt sie 1992 ihr Anwaltspatent und wird Mitarbeiterin in der Kanzlei von Anwalt Piller. Bis 1995 ist sie als Anwältin tätig und plädiert in französischer und deutscher Sprache.
Aus Überzeugung wie gemäss der Familientradition Christdemokratin, engagiert sich Isabelle Chassot in der Politik. 1991 wird sie bei den Grossratswahlen mit 26 Jahren in das Kantonsparlament gewählt, dem sie bis 2001 angehört. Sie interveniert in mehreren Bereichen: Familienpolitik, institutionelle und juristische Fragen (Präsidium der Kommission für die Revision des Justizgesetzes), Erarbeitung der Gesetze über die politischen Rechte und über den Ausländerstatus. Von 1990 bis 1994 präsidiert sie die kantonale Kommission für Frauenfragen. Zudem ist sie Mitglied der Kommission für die Bewertung der Funktionen des Staatsrats und sitzt im Senat der Universität. Im sozialen Bereich präsidiert sie die Stiftung PassePartout, die einen Transportdienst für Personen mit beschränkter Mobilität zu bescheidenen Preisen anbietet.
1995 wendet sich die 30-jährige Anwältin einem neuen Tätigkeitsbereich zu: Sie tritt in den öffentlichen Dienst ein, zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement, dann als persönliche Mitarbeiterin des christdemokratischen Bundesrats Arnold Koller und seiner Nachfolgerin, Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold.
2001 wird Isabelle Chassot von ihrer Partei als Kandidatin für die Staatsratswahlen aufgestellt. Am 11. November erreicht sie den vierten Platz unter elf Kandidaten. Da ein Bewerber im ersten Wahlgang gewählt wird und sich vier Kandidaten zurückziehen, werden die verbleibenden Sitze am 20. November in stiller Wahl besetzt. Isabelle Chassot übernimmt die Erziehungs-, Kultur- und Sportdirektion. Zu ihren Erfolgen gehört insbesondere die Abstimmung vom 18. Mai 2003. Mit 76 % der Stimmen genehmigt das Freiburger Volk den Verpflichtungskredit für den Bau des interkantonalen Gymnasiums der Broye (GYB) in Payerne (VD), ein gemeinsames Projekt der Kantone Waadt und Freiburg.
Während ihrer ersten Amtszeit engagiert sich Isabelle Chassot an mehreren Fronten: Massnahmen zugunsten verhaltensschwieriger Schülerinnen und Schüler, Erarbeitung eines klaren Konzepts zur Bewertung von Schülerarbeiten, Suche nach einer Lösung für die Freien Öffentlichen Schulen, Erneuerung des Gesetzes über die Schul- und Berufsberatung, neue Festlegung der Grundsätze für Beitragsleistungen an Schulbauten, Subventionierung von Aufführungssälen in den Regionen und der Stadt Freiburg (Equilibre), von Sporthallen und der Sportanlagen St. Leonhard in Freiburg, Um- und Ausbau des Konservatoriums oder Einrichtung kultureller Schaffenspartnerschaften. In den Staatsratswahlen vom 5. November 2006 liegt Isabelle Chassot an der Spitze und wird im ersten Wahlgang gewählt. Dieses Ergebnis ist nicht nur eine Anerkennung ihrer Arbeit für den Kanton, sondern auch ihrer Präsenz auf nationaler Ebene: Seit Juli 2006 präsidiert die Freiburgerin die Schweizerische Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK). 2007 ist sie Staatsratspräsidentin.
In ihrer zweiten Amtszeit verzeichnet die Staatsrätin drei neue Erfolge bei Volksabstimmungen. Am 1. Juni 2008 genehmigen 79 % der Stimmenden den Um- und Ausbau des Kollegiums Gambach in Freiburg. Am 8. Februar 2009 heisst das Volk mit 72 % das Dekret zur finanziellen Unterstützung der Einführung des zweiten Kindergartenjahrs gut, und am 7. März 2010 stimmen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger dem Beitritt Freiburgs zur Interkantonalen Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule (HarmoS-Konkordat) zu, gegen den das Referendum ergriffen worden war. Diese mit 61 % Ja-Stimmen gewonnene Abstimmung ist umso bemerkenswerter, als gegen das Projekt eine heftige, von auswärts unterstützte Kampagne geführt worden war, die Zweifel am Ausgang des Urnengangs aufkommen liess.
Während ihrer zweiten Legislatur verteidigt Isabelle Chassot vor dem Grossen Rat erfolgreich mehr als 20 Gesetzesentwürfe und Dekrete. Sie betreffen insbesondere die Einführung eines zweiten Kindergartenjahrs, die Einführung des dritten Studienjahrs in Humanmedizin, den Beitritt des Kantons zur Westschweizer Schulkonvention und zum Sonderpädagogik-Konkordat, das Sportgesetz, die Ausbildungsbeiträge und den Erwerb der Klinik Garcia, die als künftiger Standort für das Adolphe-Merkle-Institut für Nanowissenschaften vorgesehen ist. Die Stiftung für Forschung und Entwicklung der Mehrsprachigkeit des Staats Freiburg zur Unterstützung des Instituts für Mehrsprachigkeit wird 2010 vom Bund als nationales Kompetenzzentrum anerkannt.
Bei den Staatsratswahlen 2011 wird Isabelle Chassot wiedergewählt und belegt in beiden Wahlgängen den ersten Rang.
Sie gibt am 31. Oktober 2013 ihre Ämter ab. Am 1. November 2013 tritt sie ihr Amt als Direktorin des Bundesamtes für Kultur an.
Am 26. September 2021 wurde Isabelle Chassot in einer Ergänzungswahl in den Ständerat gewählt.
Isabelle Chassot wird vom Büro der beiden eidgenössischen Räte an die Spitze der Parlamentarischen Untersuchungskommission gewählt, die den Fall der Credit Suisse untersuchen soll (14. Juni 2023). Die Freiburger Ständerätin ist die erste Frau, die ein solches Amt bekleidet.
Isabelle Chassot wurde am 12. November 2023 im zweiten Wahlgang als Ständerätin wiedergewählt.