Louis Dupraz (1896–1982), freisinnig
Nach dem Besuch des Kollegiums St. Michael studiert Louis Dupraz Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg und Zürich, wo er 1920 das Doktorat ablegt. Zunächst damit beschäftigt, die Ausstände für die Schweizerische Volksbank (damals die vierte Bank der Schweiz) einzutreiben, eröffnet er 1923 seine eigene Anwaltskanzlei und erwirbt 1933 sein Notarspatent. Von 1947 bis 1952 ist er Präsident der kantonalen Anwaltskammer.
Von 1950 bis 1966 ist er Gemeinderat der Stadt Freiburg, von 1951 bis 1971 Mitglied des Grossen Rats, den er 1969 präsidiert. Der anerkannte Spezialist für öffentliche Finanzen wird 1951 in den Staatsrat gewählt. Anfang Januar 1952 tritt er zurück, da er nicht die Finanz-, sondern die Polizei- und Militärdirektion erhalten hat. Seinen Entscheid kommentiert er wie folgt : « Ich habe mein Privatleben und meinen Beruf aufgegeben, um ein Finanzprogramm zu verwirklichen, das in einem anderen Departement nutzlos wäre. » Sein Sitz wird von BGB-Kandidat Georges Ducotterd eingenommen. Bei der Wahl des Nachfolgers von Jean Bourgknecht in den Ständerat ist er im Februar 1960 der Kandidat der Minderheitsparteien gegen Alfons Roggo.
Aufgrund seiner Wahl in den Staatsrat muss er auf sein Grossratsmandat verzichten, das an Henri Bardy fällt. Wie kann er nach seinem Rücktritt wieder ins Parlament einziehen ? Als der Abgeordnete Robert Dossenbach stirbt und alle seine Mitbewerber verzichten, findet er auf Vorschlag seiner Fürsprecher der freisinnigen Liste der Stadt Freiburg sein Mandat wieder.
Louis Dupraz reagiert 1953 auf die Annullierung einer freisinnigen Initiative, welche die Revision von sieben Verfassungsartikeln gefordert hatte. Insbesondere ging es dabei um die Reduktion der Zahl der Staatsräte von sieben auf fünf (von denen ein einziger in den Eidgenössischen Räten sitzen könnte), um die Herabsetzung des Quorums für die Grossratswahl auf 10% und um die Volkswahl der Ständeräte. Mit einer gemeinsamen Motion der Fraktionen der FDP, SP und BGB lanciert Dupraz 1954 einen Gegenangriff.
Im lokalen Wirtschaftsleben spielt Louis Dupraz eine wichtige Rolle ; insbesondere sitzt er in den Verwaltungsräten der Schweizerischen Volksbank, von Sibra-Holding und Sarina.
Als gelehrte Persönlichkeit verfasst er mehrere historische Abhandlungen, darunter Le royaume des Francs et l’ascension politique des maires du palais au déclin du VIIe siècle (1948) und Les Institutions politiques jusqu’à la Constitution du 24 juin 1404 (1957). Die Universität Freiburg verleiht ihm den Ehrendoktortitel. Am 24. November 1982 stirbt er im Alter von 86 Jahren in Freiburg.