Philippe Fournier (1818–1886), konservativ
Philippe Fourniers Schulzeit ist stark durch die Jesuiten geprägt: Nach der Primarschule in Estavayer besucht er ihre Kollegien in Estavayer (vier Jahre), Freiburg (zwei Jahre) und Schwyz (zwei Jahre). Anschliessend studiert er Rechtswissenschaften in München (zwei Jahre) und Freiburg (ein Jahr). Er ist Sekretär des Erziehungsrats (1844–1846) und sodann Sekretär des Anwalts Muselin, der den radikalen Aufstand vom 6. Januar 1847 zu untersuchen hat. Zudem ist er Privatsekretär und Vertrauter seines Onkels, des Schultheissen Fournier, der ihn mit mehreren geheimen Missionen beauftragt.
Da er dem radikalen Regime feindlich gesinnt ist, zieht er sich 1848 ins Privatleben zurück. Mit Pierre Meyll publiziert er die Gazette de Fribourg, eine konservative Oppositionszeitung. Später arbeitet er mit Héliodore Raemy beim Chroniqueur mit. Nach dem Zusammenbruch des radikalen Regimes wird er Schreiber am Kantonsgericht (1857–1860) und Kantonsrichter (1860–1862).
Philippe Fournier ist Grossrat des Saanebezirks (1861–1886) und wird am 20. Mai 1862 mit 50 von 81 Stimmen in den Staatsrat gewählt. Er ist überzeugter Konservativer. Der Staatsrat rückt mit seiner Mitgliedschaft nach rechts. Er leitet die Polizeidirektion (1862–1886), zu der auch der Gesundheitsbereich und die Feuerversicherung gehören. Unter ihm treten das Gesetz über die Gaststätten (1864) und jenes über die Strafanstalten (1877) in Kraft. Philippe Fournier ist eher ein zurückhaltender Mensch, er scheut die Öffentlichkeit und kandidiert deshalb auch nicht für die eidgenössischen Kammern. Aufgrund seiner schwächlichen Gesundheit bleibt er lieber daheim und streift im Sommer durch die Berge, um sein Herbarium zu vervollständigen.
Nach schwerer Krankheit stirbt er am 18. August im Alter von 68 Jahren. 200 000 Franken seines Vermögens hinterlässt er der zu gründenden Fournier-Stiftung, die den Auftrag hat, eine «Erziehungsanstalt für missratene Kinder» zu bauen, ein Heim, das 1888 in Drognens eröffnet wird.
Aus dem Französische übersetzt, aus: «LE CONSEIL D'ETAT FRIBOURGEOIS – 1848 – 2011 – Son histoire, son organisation, ses membres» ¦ ISBN: 978-288355-153-4 ¦ Editions La Sarine