Die präsentierten Modellvorhaben decken ein breites Spektrum wohnungspolitischer Herausforderungen ab. Im Zusammenhang mit den spezifischen Problemlagen von Tourismusregionen zeigten Emil Kälin, Generalsekretär der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Uri, und Mario Fuchs, Gemeindepräsident von Täsch, wie in der Gotthardregion und im inneren Mattertal (VS) mit unterschiedlichen Ansätzen darauf hingewirkt wird, dass bezahlbarer und zeitgemässer Wohnraum für Ortsansässige bereitgestellt, der Abwanderung entgegengewirkt und die soziale Durchmischung gefördert wird.
Matteo Pagani, Vertreter der Eigentümerschaft der Wohnsiedlung Morenal in Bellinzona und Mario Fuchs erläuterten im Gespräch, wie sich mit der Bereitstellung von neuen Angeboten, beispielsweise für ältere Bewohner und Bewohnerinnen, oder mit einem speziellen Marketing, Wohnorte mit schlechtem Ruf attraktiver gestalten und auf dem Markt neu positionieren lassen. Im Zusammenhang mit architektonischen und städtebaulichen Qualitäten erörterten Florence Schmoll, Leiterin der Abteilung Stadtplanung Biel, und Fritz Freuler als Vertreter der lokalen gemeinnützigen Wohnbauträger, wie die Potentiale der Bieler Genossenschaftssiedlungen für eine sozialverträgliche Innenentwicklung nutzbar gemacht werden. Nachhaltigkeit in ökologischer Hinsicht ist ein zentrales Anliegen der Genfer Genossenschaft Equilibre. Die in ihren Wohnbauten installierten Klosetts, so die Genossenschaftsvertreter Christophe Brunet und Olivier Krumm, reduzieren deutlich den Wasserverbrauch, funktionieren unabhängig von der Abwasserversorgung und machen aus Exkrementen wiederverwertbare Ressourcen.
Herausforderungen, besonders in Verbindung mit dem demografischen Wandel, bestehen auch im Bereich des selbst bewohnten Eigentums. Kathrin Strunk legte dar, wie der Hauseigentümerverband Schweiz die älter werdenden Babyboomer für das ressourcenschonende Wohnen und eine Anpassung der Wohnsituation an die sich im Lebenslauf ändernden Bedürfnisse sensibilisiert. Vorgestellt wurde zudem das Projekt «Wohneigentum auf Zeit», das die Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit zahlreichen Wirtschaftspartnern entwickelte un das darauf abzielte, auch wirtschaftlich schwächeren Haushalten den Zugang zu Wohneigentum zu ermöglichen.
Zwei Beispiele aus der Westschweiz schlossen die «Tour de Suisse» ab. Die Mitglieder des Gemeindeverbandes Riviera haben nach Möglichkeiten gesucht, über ein geeignetes Wohnraumangebot der drohenden Überalterung zu begegnen und jüngere Menschen anzuziehen. Und auf der Plateforme logement von Stratégie et développement de l'Ouest lausannois (SDOL) haben sich acht Gemeinden zusammengefunden, um sich über eine gemeinsame Strategie für ein wichtiges Entwicklungsgebiet auszutauschen. Dass solche gemeindeübergreifenden Bestrebungen zwar Erfolg verheissend, aber auch schwierig umzusetzen sind, bestätigten von den Beteiligten Claudine Wyssa, SDOL-Präsidentin, der Immobilienspezialist Yvan Schmidt und der Urner Kantonsplaner Marco Achermann.
Bis zum 17. November finden anlässlich der Grenchner Wohntage drei weitere Anlässe statt: Der selbstironische Dokumentarfilm «Die Gentrifizierung bin ich: Beichte eines Finsterlings» von Thomas Haemmerli (12. November, 18.30 Uhr im Kino Rex), die Ausstellung «Priisnagel Fotografie 2018» im Kunsthaus Grenchen (bis zum 11. November) sowie die Besichtigung einer im Bieler Modellvorhaben beteiligten Genossenschaftssiedlung (17. November, 10 Uhr).
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