Die Bäume verfügen über keinen Strichcode!
Die Bewirtschaftung des Waldes kann mit dem Betrieb eines Supermarktes verglichen werden. In diesem gehen die Waren durch den Lieferanteneingang ein, werden durch die Angestellten des Geschäfts in die Gestelle eingeräumt und durch die Kunden ausgewählt und nach dem Zahlen mitgenommen. Dieses Kommen und Gehen wird gespeichert und ausgewertet, um immer über Veränderungen der Lagerbestände informiert zu sein.
Im Wald sind die Bäume durch die Natur zufällig angeordnet oder durch das Forstpersonal gepflanzt. Ein gewisser Anteil wird regelmässig entnommen (2 bis 3 % pro Jahr) und wird je nach Baumart, Qualität und der Dicke in verschiedene Sortimente eingeteilt. Dies entspricht dem Einräumen in die Gestelle. Die Stämme werden anschliessend auch verkauft.
Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass im Wald mit lebendem Material gearbeitet wird, das in die Höhe und die Breite wächst und manchmal abstirbt. Wir können unsere Lagerbestände nicht bewirtschaften wie im Supermarkt, wo der Strichcode eingelesen wird und anschliessend das Total der bei Grossisten eingekauften und an die Kundschaft weiterverkauften Produkte resultiert.
Ein Bauminventar durch Überfliegen des Waldes
Vor noch nicht allzu langer Zeit führten die Förster alle zehn Jahre ein Inventar aller Bäume durch, um den Inhalt ihrer Wälder zu kennen. Die Baumart und der Durchmesser auf 1.3 m Höhe wurden ermittelt. Diese zwei Informationen erlaubten es, das Volumen für jede Baumart für verschiedene Durchmesserkategorien zu berechnen und dies für jeden Wald separat.
Dank neuen Methoden müssen diese lang dauernden Inventare nicht mehr durchgeführt werden. Auf Luftbildaufnahmen wird der Wald in verschiedene Bestände eingeteilt, die die Bäume mit den gleichen Dimensionen (Alter) zusammenfassen. (vgl. Bild 1)
Der Interpret unterscheidet auch den Anteil der verschiedenen Baumarten und die Bestandesstruktur. Aufgrund dieser unterschiedlichen Parameter können die Bestände in eine der rund 50 Bestandestypen(1) eingeteilt und der entsprechende Code zugeteilt werden. Dieses Vorgehen erlaubt die Erstellung von Bestandeskarten für das gesamte Waldgebiet (Bild 2).
Dank den Erfahrungswerten aus den früheren Inventaren kann für jeden Bestandestyp das durchschnittliche Holzvolumen und der durchschnittliche Zuwachs(2) pro Hektare geschätzt werden. Für ein schwaches Baumholz (Durchmesser zwischen 21 und 35 cm auf 1.3 m Höhe) auf einem bestimmten Standort, hauptsächlich aus Laubholz zusammengesetzt und mit sehr nahe stehenden Kronen, beträgt das stehende Volumen durchschnittlich 240 Silven(3) und der jährliche Zuwachs 8.0 Silven pro Hektare. Ein anderes schwaches Baumholz mit anderer Baumartenzusammensetzung oder Struktur hat auf dem gleichen Standort einen anderen Zuwachs (vgl. Bild 2 und 3).
Diese Methode, basierend vor allem auf den Luftbildaufnahmen und Beobachtungen des Försters, lässt genügend verlässliche Informationen über die Zusammensetzung und die Entwicklung des Waldes zu. Die Lagerbestände werden heute auf diese Weise bewirtschaftet und die Aktualisierung der Informationen wird periodisch vorgenommen. Früher wurde die Aktualisierung alle 15-20 Jahre vorgenommen, währenddessen heute das Ziel ist, die Bestandes- und Eingriffskarte nach jeder grösseren Massnahme zu aktualisieren (jährlich).
Die Informatik leistet wertvolle Dienste für die Verarbeitung einer Vielzahl von Informationen, für die Berechnung von Durchschnitten und Anteilen und für die Herstellung von genauen Karten, die die bis vor wenigen Jahrzehnten oder gar Jahren mit Aquarellfarben eingefärbten Karten ablösen.
Mittel- bis langfristige Planung
Wenn die Zusammensetzung und Entwicklung des Waldes bekannt ist, kann seine nachhaltige Nutzung geplant werden.
Die waldbaulich Wahl des Försters beeinflusst die Zusammensetzung eines Waldes für eine Baumgeneration, d.h. ungefähr 100 Jahre. Der Förster ist gewohnt langfristig zu denken und daher fähig aufgrund der aus den Luftbildaufnahmen und Beobachtungen im Wald erhaltenen Informationen die Massnahmen für die kommenden 15 Jahre zu planen(Bild 2 und Bild 3). Während diesen Arbeiten im Wald folgt der Förster dem Prinzip des naturnahen Waldbaus und der Nachhaltigkeit und versucht die Produktion des ökologischen Rohstoffes Holz so gut wie möglich zu optimieren. Er achtet auch auf die anderen Waldfunktionen, wie zum Beispiel den Schutz vor Erosion, Erdrutsch, Steinschlag und Lawinen oder die Erholungsfunktion.
Diese Massnahmenplanung, kombiniert mit den Zahlen der früheren Inventare liefert eine mittelfristige (10-15 Jahre) waldbauliche Planungsgrundlage (Bild 4).
Daraus ergeben sich Informationen zum Hiebsatz(5) für verschiedene Entwicklungsstufen(6) unterschieden nach Laub- oder Nadelholz und zur Dringlichkeit der geplanten Eingriffe. Durch die Analyse all dieser Informationen kann die Unternehmensstrategie für Investitionen, das Personal, die Zusammenarbeit mit privaten Forstunternehmen oder anderen öffentlich-rechtlichen Forstunternehmen festgelegt werden.
In Zukunft fällt der Informatik für die forstliche Planung zweifellos noch grössere Bedeutung zu. Momentan verfügen wir noch nicht über ein Modell für die Entwicklung des Waldes, aber diese Lösung, einschliesslich aller Parameter eines Lebensraumes in ständiger Entwicklung, wird sicher nicht mehr lange auf sich warten.
Wörterbuch:
(1 )Bestandestyp:
Zusammenfassung ähnlicher Bestände, die sich bezüglich Baumartenzusammensetzung, Alter (Durchmesser der Bäume) und Struktur (Abstand zwischen den Kronen) gleichen und mit einem Code beschrieben werden.
(2) Jährlicher Zuwachs (m3/ha):
Erhöhung des Holzvolumens aufgrund des Dickerwerdens der Stämme (Bäume) während einer Vegetationsperiode (1 Jahr) und auf einer Fläche von einer Hektare.
(3) Silve:
Mass für das stehende Holzvolumen, berechnet aufgrund der Durchmesser auf 1.3 m Höhe der Bäume und einem Tarif.
(4) Massnahmen:
vorgesehener waldbaulicher Eingriff, wie der Lichtungs- oder Räumungshieb, Jungwaldpflege usw. um dem Wald zu erlauben langfristig in den besten Bedingungen zu wachsen.
(5) Hiebsatz:
Holzmenge, die jedes Jahr auf einer gegebenen Fläche genutzt werden kann.
(6) Entwicklungsstufe:
aufeinanderfolgende Entwicklungsstadien des Waldes oder der Bestände (fünf Kategorien aufgrund des Durchmessers der hundert grössten Bäume pro Hektare: Verjüngung, Dickung-Stangenholz, schwaches, mittleres und starkes Baumholz)
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Kontakt zum Thema
Ansprechperson: Anja Schneiter
Amt für Wald und Natur
Sektion Wald und Naturgefahren
Route du Mont Carmel 5
1762 Givisiez
Tel. 026 305 23 22
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