Es gibt nicht einen Boden, sondern eine Vielzahl von Böden, die sich je nach Lage und zeitlicher Entwicklung unterscheiden. Die Kenntnis der Böden ist für ihre nachhaltige Nutzung von entscheidender Bedeutung. Bei der Bodenkartierung werden die Eigenschaften des Bodens in einem bestimmten Raum grafisch dargestellt.
In der Schweiz ist nur ein sehr kleiner, vorwiegend landwirtschaftlich genutzter Teil der Fläche nach heutigen Standards kartiert worden (ca. 2% im Kanton Freiburg). Angesichts dieser Lücke hat der Bundesrat am 29. März 2023 einen nationalen Kartierungsplan bewilligt, der von den Bundesämtern für Umwelt, Raumentwicklung und Landwirtschaft ausgearbeitet wurde und in einer Partnerschaft mit den Kantonen umgesetzt werden soll. Im Jahr 2019 wurde das Kompetenzzentrum Boden (KOBO) gegründet, das Kartierungsmethoden entwickeln und testen soll. Ausserdem werden von den Kantonen Pilotprojekte durchgeführt, um die Machbarkeit der Kartierungen auf nationaler Ebene zu beurteilen.
Die Rohdaten der Kartografie werden in der Regel nicht direkt verwendet. Sobald sie gesammelt vorliegen, müssen sie interpretiert werden, um thematische Karten für die Nutzer zu erstellen. Die Bodenkartierung verdeutlicht die Fähigkeit des Bodens, seine Funktionen zu erfüllen und die daraus resultierenden Ökosystemleistungen bereitzustellen. Diese Fähigkeit kann je nach ihren physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften variieren. Beispielsweise hat ein sehr sandiger Boden eine geringere Wasserspeicherkapazität als ein lehmiger Boden. Ein tiefer, gesunder Boden hat eine höhere Produktionskapazität als ein oberflächlicher, wenig entwickelter Boden.
Die durch Kartografie gewonnenen Informationen bieten zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten, insbesondere in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Raumplanung. Die Daten ermöglichen beispielsweise das Optimieren der Bewässerung und Düngung landwirtschaftlicher Böden oder das Anpassen von Anbausystemen. In der Forstplanung ist die Bodenqualität einer der entscheidenden Faktoren für die Wahl der Baumarten, insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels. Auch die Raumplanung kann von Bodeninformationen profitieren, wenn es beispielsweise darum geht, die Stadtentwicklung zu steuern, die Qualität des bebauten Raums zu definieren oder die Trassenführung von Infrastrukturen zu wählen. Grundsätzlich stellt die Kartografie relevante Informationen für Fachleute und die breite Öffentlichkeit dar.
Ablauf einer Bodenkartierung
- Konzeptphase: Hier geht es darum, alle vorhandenen Daten auszuwerten und zu verarbeiten, die direkt oder indirekt Auskunft über die Bodenvariabilität im Untersuchungsgebiet geben. In dieser Phase wird das Gebiet vorab in Zonen eingeteilt und die Erhebungspunkte werden festgelegt. Beobachtungen vor Ort können diese Phase ergänzen.
- Feldarbeit: Bodenkundler (Bodenspezialisten) führen verschiedene Arten von Felduntersuchungen durch, z. B. Gruben und Bohrungen. Sie beschreiben und klassifizieren die Böden nach ihrem Typ.
- Labor: Die auf dem Feld in verschiedenen Tiefen gesammelten Proben werden im Labor analysiert, um die physikalisch-chemischen und sogar biologischen Eigenschaften der verschiedenen Bodenschichten zu definieren.
- Kartenerstellung: Die gesammelten Daten werden computergestützt verarbeitet, um mit Modellierung Karten zu erstellen.
- Interpretation: Die Karten der Bodeneigenschaften werden interpretiert, um Produkte für die Nutzer zu erstellen. Es gibt bereits viele Beispiele, wie z. B. die Wasserrückhaltekapazität, das Potenzial zur Anreicherung organischer Substanzen oder das Potenzial zur Regulierung des Mikroklimas. Auch diese Anwendungswerkzeuge werden sich mit den Anforderungen der Nutzer weiterentwickeln.
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Wichtige Rahmenbedingungen
- Wetter: Der Einsatz vor Ort ist stark von den Wetterbedingungen abhängig. Zu trockener Boden macht Probebohrungen und Beschreibungen unmöglich. Zu feuchter Boden erschwert den Einsatz von Maschinen.
- Anzahl der Partner: Die Kartierung erfordert Eingriffe in private und bewirtschaftete Parzellen. Bei Feldkampagnen müssen der Anbauplan und mögliches Vieh berücksichtigt werden. Die gute Zusammenarbeit mit Eigentümern und Bewirtschaftern ist für die Planung der Arbeiten von entscheidender Bedeutung.
- Anzahl der Spezialisten und Vereinheitlichung der Daten: Die Anzahl der Bodenkundler, die in der Lage sind, Bodenkartierungen durchzuführen, ist noch gering. Ausserdem beinhaltet die Beschreibung von Böden immer einen gewissen Anteil an Subjektivität. Die Ausbildung und das Einrichten eines Qualitätssicherungssystems sind von zentraler Bedeutung.
Aktuelle Kartierungsprojekte im Kanton
In den letzten Jahren hat der Kanton mehrere Projekte zur Bodenkartierung ins Leben gerufen. Abgesehen von der Sammlung neuer Daten haben die Projekte zum Ziel, die administrativen und logistischen Aspekte der Kartierung zu testen und private Büros zu motivieren, ihre Kompetenzen in diesem Bereich zu verstärken.
Kantonales Kartierungskonzept
In Partnerschaft mit dem Kompetenzzentrum Boden (KOBO) und der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) wird derzeit ein kantonales Kartierungskonzept fertiggestellt. Es basiert auf neuen FRIBO-Aufnahmen (kantonales Bodenbeobachtungsnetz) und Geländemodellierung.
Hinweiskarte der regenerierbaren Böden
Um die Anforderungen des Sachplans von Fruchtfolgeflächen (FFF) zu erfüllen, bereitet Grangeneuve eine Hinweiskarte vor, mit Böden, für welche eine Aufwertung oder Rekultivierung in Frage kommen.
Chamblioux-Bertigny
Der Sektor Chamblioux-Bertigny in den Gemeinden Freiburg, Givisiez, Granges-Paccot und Villars-sur-Glâne wurde detailliert kartografisch erfasst. Dies hatte zum Ziel, ein Instrument zur Berücksichtigung der Bodenqualität bei künftigen Urbanisierungsprojekten zu erstellen. Seit 2019 arbeitet die Direktion für Raumentwicklung, Infrastruktur, Mobilität und Umwelt (RIMU) mit der Stiftung Sanu Durabilitas zusammen, um ein nachhaltiges Bodenmanagement auf der Grundlage eines bahnbrechenden Ansatzes umzusetzen: den Bodenqualitätsindex (BQI). Dabei geht es darum, Böden nach den von ihnen erbrachten Dienstleistungen zu bewerten. Ziel ist es, qualitative und quantitative Aspekte in die verschiedenen Planungs- und Bauprojekte in diesem Sektor zu integrieren. Das Kompetenzzentrum Boden (KOBO), die Bodenfachstelle des Bundes und der Kantone, kartografierte 60 Hektar landwirtschaftlich genutzter Böden. Zusätzlich hat die Fachstelle eine Begleitgruppe "Boden" gebildet, um das Projekt weiterzuführen. Derzeit wird es von der Hochschule für Technik und Architektur Freiburg (HEIA-FR) im Rahmen eines geleiteten Living Labs fortgeführt.
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- Neue Methoden in der Bodenkartierung – Projekt Chamblioux-Bertigny (KOBO-Bericht Nr. 9) (auf Französisch)
- Nachhaltige Bodenbewirtschaftung - Leitfaden für den Sektor Chamblioux-Bertigny
- Inwertsetzung der Bodendaten Sektor Chamblioux-Bertigny - Dokument erstellt auf der Grundlage des interdisziplinären Workshops vom 17. Januar 2023
- LIVING LAB
Prez-vers-Noréaz
In der Gemeinde Prez startete 2023 ein Pilotprojekt zur Kartierung landwirtschaftlicher Böden auf rund 300 Hektaren.
Referenzprofile für ein Mindestdatenmodell bei Bewässerungsprojekten
Ziel dieses Pilotprojekts ist es, ein Netzwerk von Referenzbodenprofilen zu starten, mit dem die Mindestinformationen definiert werden können, die bei der Planung eines Bewässerungsprojekts erforderlich sind. Es geht auch darum, die privaten Akteure des Kantons einzubeziehen, damit die Ingenieurbüros die notwendigen technischen Grundlagen für die Untersuchung künftiger Projekte erwerben.
Grosses Moos
Der Staat Freiburg war einer der Partner bei der Konzeptkarte im Grossen Moos, deren Ergebnisse 2023 veröffentlicht wurden.
Diese Kartenprojekte beschränken sich auf einen winzigen Teil des Freiburger Territoriums. Wie in der kantonalen Bodenschutzstrategie und ihren Anhängen vorgesehen, beginnt die grossräumige Kartierung im Jahr 2030, wenn alle Bedingungen erfüllt sind.