Wie kann man junge Menschen in einem sich ständig verändernden digitalen Umfeld am besten begleiten? Was sind die Unterschiede zwischen den älteren Generationen und der Generation Z? Wie sieht die Zukunft des Lernens aus? All diese Fragen wurden vom Gast des Vormittags, Herrn Niels Weber, Psychologe und Psychotherapeut FSP, der auf Hyperkonnektivität spezialisiert ist und als Experte für Fragen im Zusammenhang mit den neuen Generationen gilt, erörtert. Der zweite Teil des Tages war einem praktischen Ansatz gewidmet, wobei vier Mitarbeitende des Vereins REPER und seiner Abteilungen Strasse & Projektrealisation und Zentren für soziokulturelle Animation referierten und spannende Workshops führten.
Die Nutzung digitaler Tools für das Lernen
Der Experte Niels Weber zog eine erste Bilanz: "Die grundlegenden Probleme sind heute dieselben wie früher", erklärte er. Die Einhaltung von Regeln ist nach wie vor eines der wichtigsten Themen, das durch eine digitale Dimension ergänzt wird. Es ist wichtig, eine Liste von Aktivitäten zu erstellen, bei denen die Nutzung eines Bildschirms sinnvoll und daher erlaubt ist.
Der Experte für Hyperkonnektivität empfiehlt, digitale Hilfsmittel nur dann im Unterricht einzusetzen, wenn sie einen Mehrwert für den traditionellen Unterricht darstellen. So lohnt es sich zum Beispiel nicht, einen interaktiven Touchscreen völlig identisch mit einer Tafel zu verwenden. Auch ist es zunächst wichtig, die Vielzahl der online verfügbaren Tools zu sortieren und zu testen, bevor man sie im Unterricht einsetzt. Schliesslich muss unbedingt eine kognitive Verbindung zwischen dem digitalen Lernen und seiner Anwendung in der realen Welt hergestellt werden, um den Lernenden einen konkreten Kontext zu bieten, in dem sie das Gelernte anwenden können.
Die Bedeutung von Sozialisation und Emotionen
Alle Online-Inhalte – sowohl soziale Netzwerke als auch Videospiele – sind darauf geeicht, die Aufmerksamkeit der Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen und zu halten und eine emotionale Reaktion auszulösen, sei sie positiv oder negativ. Daher liegt das Problem laut dem Experten für Hyperkonnektivität nicht in der digitalen Exposition selbst, sondern in der Schwierigkeit, mit den daraus resultierenden Emotionen umzugehen.
"Der Bildschirm stellt in Wirklichkeit nur die Spitze des Eisbergs dar, das Symptom einer anderen Funktionsstörung." Niels Weber
Es ist daher von entscheidender Bedeutung, Kindern bereits im frühen Alter soziale und emotionale Kompetenzen zu vermitteln, die in der virtuellen Welt nicht erlernt werden können. Im Jugendalter und in der heutigen digitalen Welt werden grundlegende emotionale Herausforderungen wie Sozialisierung und Zugehörigkeitsgefühl insbesondere über das Mobiltelefon vermittelt. Es handelt sich also nicht um ein Bedürfnis, das Gerät selbst zu benutzen, sondern um die Suche nach Sozialisierung und den damit verbundenen Emotionen.
Zum Schluss ein konkretes Beispiel aus dem Bildungsbereich: Wenn eine Lehrkraft vor einer Klasse steht, die auf ihr Handy starrt, ist es vielleicht besser, den Unterricht zu unterbrechen und den Lernenden vorzuschlagen, über das zu sprechen, was online passiert. Das wird sie emotional entlasten und ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Fortsetzung des Unterrichts lenken.
Ein praxisorientierter Nachmittag
Der zweite Teil des Tages, der einem praktischen Ansatz gewidmet war, wurde von vier REPER Mitarbeitenden geleitet, einem Verein, der in der Gesundheitsförderung und Prävention vor allem bei Jugendlichen tätig ist. Nachdem die Lehrpersonen mehr über REPER und seine verschiedenen Bereiche erfahren hatten, konnten sie an einem Workshop ihrer Wahl teilnehmen: Grenze(n) & Partizipation, Identitäten & Stereotypen, Chantier-Blumen & Selbstbild oder Jugend, psychische Gesundheit & Addiction.
Diese Workshops boten den Lehrpersonen die Möglichkeit, in die Praxis einzutauchen und sich sowohl mit den Expertinnen und Experten des Vereins als auch mit ihren Kolleginnen und Kollegen der ESSG auszutauschen. Ein solcher Austausch ist übrigens eines der Ziele der pädagogischen Tagung, die den Lehrpersonen jedes Jahr die Gelegenheit bietet, einen ganzen Tag gemeinsam zu verbringen, ihre Erfahrungen auszutauschen und an bereichernden, oft informellen Diskussionen teilzunehmen.