Grangeneuve wurde am Ende des 19. Jahrhunderts in Freiburg gegründet. Die viel ältere Geschichte des Guts, deren sichtbarster Zeuge die Grange neuve ist, ist eng mit der Geschichte der Zisterzienserabtei Hauterive verbunden.
1138 Einweihung der Zisterzienserabtei Hauterive, die von Guillaume, dem letzten Freiherrn von Glâne, gegründet wurde; die Mönche aus Cherlieu in Burgund entwickeln an den Ufern der Saane eine erste landwirtschaftliche Tätigkeit.
1263 Früheste bekannte Erwähnung einer «Grange neuve» (Nova Grangia), eines Hofs, der von den Mönchen der Abtei von Hauterive erbaut wurde und dem Ort seinen Namen gab.
1888 Die milchwirtschaftliche Station wird in Freiburg, auf dem ersten Stock des Postgebäudes im Quartier Bourg gegründet und bildet den Kern des künftigen Landwirtschaftlichen Instituts. Emmanuel de Vevey wird zum Direktor ernannt. Er gründet die Zeitung Chronique de l’industrie laitière et d’agriculture (Vorläufer vom Freiburger Bauer und Agri-Journal). Ab 1890 steht die Station im Pérolles mit einer Schulkäserei. Seit 1891 werden die ersten landwirtschaftlichen Winterkurse im Pérolles angeboten.
1900 Auf dem Gelände von Grangeneuve, das dem Staat gehört, wird eine praktische Landwirtschaftsschule eingerichtet. Sie steht unter der Verantwortung von Abbé Pierre Biolley, dem Gründer des Schulbauernhofs in Sonnenwyl (1886). Er trat im folgenden Jahr zurück und die landwirtschaftliche Ausbildung im Kanton wurde neu organisiert: der theoretische Teil fand im Winter im Pérolles und der praktische Teil im Sommer in Grangeneuve statt.
1903 Eine theoretische und praktische Landwirtschaftsschule wird in Grangeneuve aufgebaut und der Kongregation der Marianisten anvertraut, die das Gut und den im gleichen Jahr fertiggebauten Stall bewirtschaftet. Die Schule zieht viele Ausländer an.
1923 Die land- und milchwirtschaftlichen Tätigkeiten des Instituts werden in neuen Gebäuden in Grangeneuve zusammengelegt: Sitz des Instituts, Internat und Schulzimmer, Molkerei-Käserei mit Schweinestall.
1929-1933 Die ersten landwirtschaftlichen Anstalten werden gegründet. Sie führen Versuche durch und bieten den Landwirten eine technische Unterstützung in Obst- und Gartenbau, Ackerbau, Phytopathologie sowie Zuchttechnik an.
1933 Die landwirtschaftliche Hauswirtschaftsschule, die 1927 Grangeneuve angegliedert wird, zügelt vom Standort Sainte-Agnès (Freiburg) nach Marly.
1951 Das kantonale Amt für landwirtschaftliche Berufsbildung wird geschaffen.
1953 Die Marianisten verlassen Grangeneuve, und der Kanton übernimmt die direkte Bewirtschaftung des Gutes und der gesamten landwirtschaftlichen Ausbildung am Standort.
1965 Ein hauswirtschaftlicher Beratungsdienst wird gegründet. Im folgenden Jahr zieht die landwirtschaftliche Hauswirtschaftsschule von Marly in ein neues Gebäude von Grangeneuve.
1969 Grangeneuve wird vom Direktor Paul Bourqui reorganisiert. Die landwirtschaftlichen Anstalten sind nun verantwortlich für die Tierproduktion, den Pflanzenbau, die Beratung sowie die Agrarwirtschaft und die ländliche Infrastruktur.
1981 Ein grosser Gebäudekomplex wird eingeweiht: Empfang, Werkstätten und Sporthalle, milchwirtschaftliche Werkstätten und Labor, Wohnheim, Gebäude der landwirtschaftlichen Stationen.
1992 Verabschiedung des Gesetzes über das Landwirtschaftliche Institut des Kantons Freiburg (revidiert 2006).
1992-1994 Die Bildungsgänge in den Bereichen Lebensmittelindustrie, Waldberufe und Agrarhandel werden schrittweise ins Angebot von Grangeneuve aufgenommen.
1999 Ein nach ISO 9001 zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem wird eingeführt, die Führung und kontinuierliche Verbesserung zu unterstützen.
2000 Das Abteigut in Sorens wird an Grangeneuve angegliedert und 2003 auf biologischen Landbau umgestellt.
2001 Grangeneuve bildet Lebensmitteltechnologen/-innen aus.
2005 Die Ausbildung Hauswirtschafter/-in wandelt sich zur Ausbildung Fachfrau/Fachmann Hauswirtschaft.
2007 Grangeneuve nimmt die Berufsbildung im Gartenbau in seinem Bildungszentrum für Naturberufe (BZNB) auf.
2015 Die Station für Beratung und Agrar- und Hauswirtschaft sowie die Station für Tier- und Pflanzenproduktion werden als Sektoren des neuen Landwirtschaftlichen Beratungszentrums (CCA) neu organisiert.
2018 Eine Halle für Landschaftsgärtner wird eingeweiht.
2020 Die Ausbildungsgänge werden in einer einzigen Sektion neu organisiert. Parallel zu dieser Veränderung entsteht die Sektion Lebensmittel und Ernährung. Im Herbst wird die Höhere Fachschule für Techniker-in Bauführung, Vertiefung Garten- und Landschaftsbau eröffnet.
2021 Im September wird der neue Schulbauernhof in Grangeneuve eingeweiht. Er ist der Nachfolger des Stalls aus dem Jahr 1903 und der Grange Neuve, einem mehrere Jahrhunderte alten ländlichen Anwesen.
Quellen
- Ernst Tremp, « Hauterive (abbaye) », in Dictionnaire historique de la Suisse (DHS), version du 29.11.2007 (traduit de l’allemand), url : http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/f/F12142.php (consulté le 16.11.2021).
- Ernst Tremp, « Die ‘Grangia nova’ und die Landwirtschaft des Zisterzienser-Klosters Hauterive/Altenryf im Mittelalter : zum 750-Jahr-Jubiläum von Grangeneuve (1263-2013) », in Freiburger Geschichtsblätter, 91 (2014), p. 9-42.
- J. Gumy, Regeste de l'abbaye de Hauterive, de l'ordre de Cîteaux, 1923, acte n° 544.
- Christine Fracheboud, La formation agricole dans le canton de Fribourg : la Station laitière et l’Institut agricole sous la direction d’Emmanuel de Vevey (1888-1926), Fribourg : Université/Faculté des lettres, 1989
- Philippe Gex, Centenaire de l’Institut agricole de l’Etat de Fribourg = 100-Jahr-Feier des landwirtschaftlichen Institutes des Kantons Freiburg : 1888-1988 Grangeneuve, Posieux : Editions de l’IAG, 1988
- Historisches Archiv von Grangeneuve.
Die Direktoren von Grangeneuve
Bis heute hatte Grangeneuve neun Direktoren darunter eine Frau.
Emmanuel de Vevey
(1888-1926)
Auf Empfehlung des Direktors des Innern führt Emmanuel de Vevey das Institut seit seiner Gründung im Jahre 1888. Zu Beginn reduziert sich das Institut auf die Milchwirtschaftliche Station.
Emmanuel de Vevey tritt am 31. Dezember 1926 aus Gesundheitsgründen zurück. Der Regierungsrat ernennt ihn zum Ehrendirektor des landwirtschaftlichen Instituts.
Louis Techtermann
(1927-1930)
Im Jahre 1927 überträgt der Regierungsrat Louis Techtermann die Leitung der Kantonalen landwirtschaftlichen Ausbildungsstätten. Im Laufe seiner Tätigkeit weiht er zwei neue Sektionen des Instituts ein: die landwirtschaftliche Haushaltungsschule und die kantonale Tierzuchtstation.
Louis Techtermann stirbt 1930 während seiner Amtszeit.
Jules Collaud
(1930-1941)
Im Jahre 1924 wird Jules Collaud zum Professor des Instituts für Landwirtschaft und 1929 zum Chef der Tierzuchtstation ernannt. Jules Collaud beteiligt sich an der Entwicklung der freiburgischen Tierzucht, besonders als Verwalter des Herdebuchs der Rasse des schwarzgefleckten Viehs.
Jules Collaud stirbt 1941 während seiner Amtszeit.
Jules Chardonnens
(1941-1969)
Im Jahre 1931 wird Jules Chardonnens als Leiter der Milchwirtschaftsschule verpflichtet. Im Jahre 1941 übernimmt er die Leitung des gesamten Instituts. Jules Chardonnens ist in mehreren freiburgischen Vereinen und als Mitglied der Schweizerischen Milchkommission aktiv. Er wird des öfteren vom Bund als Experte beauftragt.
Jules Chardonnens tritt 1969 in den Ruhestand.
Paul Bourqui
(1969-1987)
Im Jahre 1969 übernimmt Paul Bourqui die Leitung des Instituts mit der Aufgabe, dieses sowohl im Hinblich auf die Ausrüstung als auch in der Organisation modern zu gestalten.
Paul Bourqui tritt 1987 in den Ruhestand.
Charles Pilloud
(1987-1995)
Im Jahre 1976 ernennt der Staatsrat Charles Pilloud zum Mitglied der Aufsichtskommission des Instituts. Im August 1987 wird er zum Direktor berufen.
Charles Pilloud tritt 1995 in den Ruhestand.
Francis Egger
(1995-2010)
Im Jahre 1995 übernimmt Francis Egger, Agrar-Ingenieur ETHZ, die Geschicke des Landwirtschaftlichen Instituts des Kantons Freiburg. Unter seiner Leitung öffnet das Institut den Berufen Forstwart und Gärtner die Tore und wird ein ISO-9001-zertifiziertes, für Dienstleistungen und Ausbildungen in den Berufsgattungen der Natur, Hauswirtschaft und Agro-Lebensmittel bekanntes Kompetenzzentrum.
Francis Egger verlässt 2010 Grangeneuve für den Schweizerischen Bauerverband.
Geneviève Gassmann
(2010-2015)
Diplomierte Bäuerin, Diplom Executive MBA in Integrated Management im Nachdiplomstudium an der Hochschule für Wirtschaft in Freiburg. Geneviève Gassmann ist die erste Frau, die das Institut seit seinem Bestehen führt. Unter ihr wird die Führung von Grangeneuve modernisiert und die Reorganisation der Landwirtschaftlichen Stationen, seit 2015 neu Landwirtschaftliches Bildungszentrum, durchgeführt.
Geneviève Gassmann verlässt 2015 Grangeneuve für die fenaco, wo sie in der erweiterten Direktion Einsitz nimmt und die Leitung der LANDI Westschweiz innehat.
Pascal Toffel
(2015-)
Pascal Toffel, der ein Diplom als Agraringenieur ETHZ sowie einen eidgenössischen Fachausweis als Marketingplaner besitzt, übernimmt im Herbst 2015 die Leitung von Grangeneuve.
Adresse
Grangeneuve
Rte de Grangeneuve 31
CH - 1725 Posieux
T +41 26 305 55 00
grangeneuve@fr.ch