Von einer Krise in die nächste
Als Philippe Demierre sein Amt antrat, brachte er sich augenblicklich in die Bewältigung der Gesundheitskrise ein: Die Omikron-Welle war in vollem Gange, der Kanton zählte eine nie dagewesene Anzahl von Corona-Infizierten und setzte seine Impfbemühungen fort. Erste Sitzung mit der Gesundheits-Taskforce, angespannte Situation in den Pflegeheimen und bei den Tests, Anstieg der Ansteckungen, Anpassung der Impfvorschriften, Sitzungen mit den Kolleginnen und Kollegen aus den lateinischen Kantonen – die ersten Tage gaben den Takt für die kommenden Wochen vor.
Zwar beruhigte sich die Corona-Krise im März, jedoch zeichnete sich mit dem Ukraine-Konflikt bereits eine Asylkrise ab. Die Lehren aus der Pandemie – insbesondere die Erfahrungen bei der Zusammenarbeit mit den verschiedenen internen und externen Partnern – ermöglichten den raschen Aufbau einer Ad-hoc-Organisation, mit sofortigem Einsatz des Stabes Ulysse. Unter der Leitung des Vorstehers des kantonalen Sozialamts sorgt der Stab Ulysse für das Krisenmanagement in den Bereichen Aufnahme, Unterbringung, Integration und Einschulung sowie für den Kontakt zu den verschiedenen privaten und öffentlichen Partnern. Mitte März wurde der Stab in das kantonale Führungsorgan aufgenommen. Die dringendste Herausforderung besteht derzeit sicherlich darin, Unterkünfte zu finden, um die Welle der angekündigten Ankünfte zu bewältigen.
Treffen mit dem Netzwerk und der Bevölkerung
Der Jahresbeginn war für den neuen Staatsrat auch geprägt durch die Wiederaufnahme der Präsenzarbeit, verschiedene Treffen und den Wiederbeginn der Veranstaltungen. Die Begegnungen mit der Freiburger Bevölkerung, insbesondere mit den Patientinnen und Patienten des freiburger spitals (HFR) am Tag der Kranken oder noch mit hundertjährigen Freiburgerinnen und Freiburgern, aber auch im Rahmen der Besuche in den Test- und Impfzentren, ermöglichten es, Beziehungen zu knüpfen und am Puls des Geschehens zu sein.
Der Beginn einer Legislaturperiode eignet sich auch für den Aufbau von Kontakten mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren des bedeutenden Gesundheits- und Sozialnetzes des Kantons, darunter die Vereine La Tuile, Banc Public, Le Radeau und diverse andere. Die Konferenz für Sozialfragen, die alle zwei Jahre stattfindet, ermöglicht den Dialog mit den Fachpersonen aus den verschiedenen Bereichen, in denen die Direktion für Gesundheit und Soziales (GSD) tätig ist. Ein Apéro für die Mitarbeitenden der Gesundheits-Taskforce, die dieses Jahr bei der GSD unter Vertrag standen, bot Gelegenheit, diesen zahlreichen Arbeitskräften zu danken, die sich während der Gesundheitskrise «im Schatten» engagiert haben.
Ein lehrreicher Moment war nicht zuletzt auch der Austausch mit den jungen Menschen bei den partizipativen Workshops, die im Rahmen der Befragung der 18- bis 25-jährigen Freiburgerinnen und Freiburger organisiert worden waren.
Künftige Herausforderungen
Die Situation des HFR ist sicherlich eines der dringlichsten und komplexesten Dossiers, das die GSD seit Jahren beschäftigt und sie sicherlich noch monatelang beschäftigen wird. Die hohen Verluste, die sich im HFR seit einigen Jahren kumulieren, und die Situationsanalyse durch die GSD-Dienststellen führten im Dezember letzten Jahres notabene zur Vergabe eines Auftrags an das Unternehmen KPMG. Das Ziel besteht eindeutig darin, das Spital aus dieser schlechten Situation herauszubekommen, ihm bei der Suche nach strukturellen Lösungen zu helfen und es beim Übergang zu einer effizienteren Führung zu unterstützen, um seine Lebensfähigkeit zu gewährleisten.
Ein weiteres wichtiges Dossier sind die Ergänzungsleistungen für Familien, die an der Schnittstelle von Familien-, Sozial- und Wirtschaftspolitik ansetzen. Die Einführung von Familienergänzungsleistungen entspricht einem Bedarf, der mit der Entwicklung von Sozialrisiken, mit denen Familien konfrontiert sind, zusammenhängt, insbesondere Langzeitarbeitslosigkeit, Working Poor-Phänomen und Scheidungsrate.
2022 wird auch das Jahr des neuen Sozialhilfegesetzes sein, dessen Vernehmlassungsantworten derzeit ausgewertet werden, sowie das Jahr des DETTEC-Projekts (Aufgabenentflechtung Staat–Gemeinden). Die GSD ist stark von diesem Projekt betroffen, denn das erste Paket umfasst die Bereiche familienergänzende Tagesbetreuungseinrichtungen, Hilfe und Pflege zu Hause, Menschen mit Behinderung und Betagte in Pflegeheimen.
Schliesslich werden derzeit noch mehrere Berichte verfasst, darunter der Bericht zur Familienpolitik, und auch die Arbeiten zur Konkretisierung des Unterstützungsplans für die Jugend Freiburg laufen, namentlich die Befragung der Jugendlichen zur Nach-Corona-Zeit.