Rätsel lösen und Genesungswege entdecken
Das Escape Game des Freiburger Komitees der Schizophrenie-Tage bietet den Freiburgerinnen und Freiburgern die Möglichkeit, psychische Störungen und mögliche Genesungswege spielerisch zu entdecken. 2020 musste das Escape Game aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt werden; nun ist das spannende und lehrreiche Erlebnis zurück. Während 45 Minuten lösen die Teilnehmer/innen verschiedene Rätsel zur psychischen Gesundheit und zum Genesungsprozess, um so aus zwei Räumen zu entkommen.
Ziel des Anlasses? Schizophrenie «von innen» besser verstehen, durch Empfinden und Miterleben, nicht nur durch rationales Verständnis. Denn im Escape Game können die Teilnehmer/innen verzerrte Wahrnehmungen nachempfinden, wie sie z. B. von Betroffenen beschrieben werden.
Das Escape Game im Dachgeschoss des Restaurants L'Aigle Noir in Freiburg ist vom 16. März bis 6. April 2024 jeweils dienstags, mittwochs, donnerstags, freitags und samstags von 13 bis 22 Uhr geöffnet (letzter Start um 20.45 Uhr). Interessierte Personen können sich in Gruppen von 2 bis maximal 6 Personen (ab 16 Jahren) unter www.schizogame.ch anmelden. Eine Anmeldung ist erforderlich, die Plätze sind begrenzt. Das Escape Game wird nur auf Französisch angeboten, die Dokumentation auf Französisch und Deutsch.
Die Hauptelemente (Rahmenhandlung, Rätsel usw.) können Organisationen, die das Spiel anbieten möchten, auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden: contact@schizogame.ch.
Informationsbereich für psychische Gesundheit während 3 Wochen
Neben dem Escape Game steht den Teilnehmenden auch ein Informations- und Austauschbereich zur Verfügung, der von Fachpersonen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich betreut wird. Hier können die Erfahrungen aus dem Spiel ausgetauscht und/oder Informationen über das Unterstützungs- und Betreuungsnetz im Kanton eingeholt werden. Dieser Bereich ist an den Öffnungstagen des Escape Games jeweils von 13 bis 19.30 Uhr besetzt; für deutschsprachige Personen am 20. März von 13 bis 19.30 Uhr sowie am 22. und 27. März von 17.30 bis 19 Uhr.
Zudem können die Teilnehmer/innen ihr Wissen über psychische Gesundheit vertiefen und im PsyQuiz testen. Neben Schizophrenie werden im Quiz auch andere psychische Störungen wie Depression, Borderline, bipolare Störung, Essstörung, Alkoholabhängigkeit oder Sucht thematisiert. In der Version 3.0 bietet das PsyQuiz ab dem 6. März 2024 neue Inhalte zu Angststörungen und den falschen Vorstellungen über Suizid. Die deutsche Version der App wurde verbessert.
Medienvertreter/innen können das Escape Game bei der Vorpremiere am Freitag, 15. März von 14 bis 17 Uhr stündlich ausprobieren (Anmeldung an christine.torri@st-louis.ch).
Internationales Komitee der TdS
Die TdS sind international ausgerichtet und während dieser Tage werden unter der Koordination des Vereins PositiveMinders verschiedene Veranstaltungen angeboten. Die nächste Ausgabe wird unter dem Partnerschaftsthema «Gemeinsam spielen: das Geheimnis/der Schlüssel zur Genesung von Schizophrenie» stehen und verschiedene Regionen in der Schweiz und darüber hinaus mobilisieren (vollständiges Programm auf: www.positiveminders.com und www.schizinfo.com).
Psychische Gesundheit ‒ ein paar Zahlen
Psychische Störungen
Laut dem letzten Obsan-Bericht über die Gesundheit im Kanton Freiburg (2020) leiden 20 % der Freiburger Bevölkerung an mittleren bis starken psychischen Störungen. Im gesamtschweizerischen Durchschnitt sind es 15 %. Die Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren leidet seltener an psychischen Störungen als die jüngeren Altersgruppen.
Psychische Störungen sind in der Schweiz seit Jahren die häufigste Invaliditätsursache (Baer, 2017), insbesondere bei jungen Personen und Personen mittleren Alters. Psychische Störungen sind ausserdem die Hauptursache von (nicht-assistierten) Suiziden. Viele Personen mit einer chronischen psychischen Störung leiden zusätzlich an schweren körperlichen Krankheiten (Obsan-Bericht 15/20: Psychische Gesundheit in der Schweiz. Monitoring 2020).
Betrachtet man die psychiatrischen Hospitalisationen in der Schweiz, beträgt der Anteil der Schizophrenie bedingten Hospitalisationen bei den Frauen 12,1 % und bei den Männern 15,9 %. Die Diagnosen, die im Jahr 2018 bei den Frauen mit Abstand am häufigsten gestellt wurden, gehörten zur Diagnosegruppe der Depressionen (28,4 %). Danach folgen neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (17,3 %), Schizophrenien (12,1 %) und Störungen durch Alkohol (10,3 %). Bei den Männern sind die häufigsten Diagnosen etwas gleichmässiger verteilt: Depressionen (20,6 %) und Störungen durch Alkohol (20,1 %), darauf folgen Schizophrenie (15,9 %) und neurotische Belastungs- und somatoforme Störungen (12 %) (Obsan-Bericht 15/20: Psychische Gesundheit in der Schweiz. Monitoring 2020).
Schizophrenie
Schizophrenie ist eine Form der Psychose, an der etwa eine von 100 Personen erkrankt ist. Es gibt verschiedene Schweregrade und die Störung kann sehr beeinträchtigend sein. Die WHO zählt Schizophrenie zu den zehn Krankheiten, die die meisten Beeinträchtigungen verursachen.
Schizophrenie entwickelt sich vermutlich unsichtbar ab der Geburt, tritt aber hauptsächlich im frühen Erwachsenenalter (zwischen 15 und 25 Jahren) auf, wenn das Gehirn ausgereift ist; sie verläuft in Episoden. Auch wird die Erkrankung sehr häufig mit Abhängigkeiten assoziiert.
Schizophrenie kommt in allen Ländern und Kulturen vor. Sie betrifft Frauen und Männer aller sozialen Schichten ohne wesentliche Unterschiede. Sie kennzeichnet sich unter anderem durch positive Symptome (Wahnvorstellungen, Halluzinationen, seltsames Verhalten usw.) und/oder negative Symptome (Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Demotivation, sozialer Rückzug, Schwierigkeiten in Beziehungen).
In 80 % der Fälle reduzieren sich die Symptome mit der Behandlung (www.schizinfo.com). Es ist erwiesen, dass 50–70 % der Menschen mit Schizophrenie sich erholen (mit regionalen Unterschieden) bzw. nach der Behandlung wieder ein erfülltes und sinnvolles Leben führen können.
Depression
Mehr als 20 % der Bevölkerung (Frauen und Männer) leiden im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an einer depressiven Episode. Depressionen können jede und jeden treffen und in jedem Alter auftreten. Die Diagnose ist bei Männern jedoch erschwert, da sie andere als die für Depressionen typische Symptome aufweisen können. In den letzten zehn Jahren hat die Zahl der Depressionen weltweit stark zugenommen.
Borderline-Persönlichkeitsstörung
In der Allgemeinbevölkerung leiden zwischen 0,5 und 5,9 % der Menschen an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Die Störung betrifft etwa gleich viele Männer wie Frauen. Wie bei der Depression äussert sich die Störung bei Männern und Frauen jedoch auf unterschiedliche Art.
Bipolare Störung
Bei bipolaren Störungen kann die Diagnosestellung lange dauern. Zwischen einer ersten bipolaren Episode, deren Symptome oftmals für eine Depression gehalten werden, und der Umsetzung einer geeigneten Therapie vergehen durchschnittlich rund zehn Jahre.
Essstörungen
Jüngeren Studien zufolge nehmen Essstörungen weltweit zu, insbesondere bei Frauen, und sie betreffen jüngere Menschen immer früher. Die Behandlung erfordert eine bereichsübergreifende sozialtherapeutische Begleitung.
Alkoholabhängigkeit
In der Schweiz sind 8,4 % aller Todesfälle alkoholbedingt (Daten von Sucht Schweiz aus dem Jahr 2017). Bei den 17-Jährigen ist Alkohol nach wie vor die am häufigsten konsumierte Substanz und betrifft fast dreimal so viele Jungen als Mädchen. Im Kanton Freiburg hat es rund 9000 chronisch Alkoholkonsumierende und 10 000 Alkoholabhängige.
Sucht
Bei Sucht geht es um die Abhängigkeit von Substanzen wie Alkohol, Tabak, Opiaten, Cannabis, Heroin, Kokain, Medikamenten, aber auch von Verhaltensweisen (Verhaltenssucht), wie bei der Glücksspiel- oder Internetsucht.
Im Kanton Freiburg gibt es rund 1400 Suchtkranke, die illegale Drogen konsumieren, sowie 72 000 Tabaksüchtige. Weiter weisen rund 3500 über 15-Jährige ein problematisches Glücksspielverhalten auf und rund 1500 Personen über 15 Jahre sind Glücksspielsüchtig.