Nach dem vorzeitigen Rücktritt des Generaldirektors Ende 2019 und der Kündigung mehrerer Kaderpersonen der Generaldirektion haben die Gesundheitsdirektionen der Kantone Waadt und Freiburg externe Fachpersonen mit einer vertieften Analyse der Führungssysteme, der Finanzen sowie des medizinischen Betriebs des HIB beauftragt. Nach Kenntnisnahme der Analyseergebnisse haben die Mitglieder des HIB-Anstaltsrats einstimmig beschlossen, ihr Mandat niederzulegen. So möchten sie die Tür zu realen Lösungen öffnen, die das HIB langfristig stärken.
*Ausschreibung HIB Anstaltsrat
Ein unentbehrliches Spital
Die Waadtländer und Freiburger Gesundheitsdirektionen erinnern daran, dass das HIB die gesundheitlichen Bedürfnisse einer ganzen Region abdeckt und deshalb unentbehrlich ist, wie auch die Covid-19-Gesundheitskrise gezeigt hat. Das HIB gewährleistet die primäre Gesundheitsversorgung und ist gut in den regionalen Pflegenetzen beider Kantone verankert. Zudem kann es auf kompetentes und treues Personal zählen, das sich trotz Veränderungen in der Direktion nicht verunsichern lässt und sich für hochwertige Leistungen zugunsten seiner Patientinnen und Patienten einsetzt.
Klärung der Führungssysteme
In ihrem Schlussbericht erwähnen die Experten keine gravierende Funktionsstörung, welche die Sicherheit der Patientinnen und Patienten des HIB gefährdet. Dennoch heben sie einige Mängel bei der Führung hervor. Allen voran stellen die Experten fest, dass sich der Anstaltsrat nicht vollumfänglich auf seine strategische Verantwortung konzentrieren konnte, da er zahlreiche Aufgaben auf operativer Ebene wahrgenommen hat. Der Generaldirektion, geprägt von den Unstimmigkeiten, die zu etlichen Weggängen führten, mangelte es ihrerseits an Kollegialität. Die Auditoren stellen zudem eine Rollenvermischung bei der medizinischen Leitung fest, Spannungen und Mängel bei der Kommunikation mit den klinischen Diensten und ein Vertrauensverlust des medizinischen und pflegerischen Personals gegenüber den Direktionsorganen.
Die Experten empfehlen in einem ersten Schritt die Erneuerung des Anstaltsrats, um ihn insbesondere für spezifische Kompetenzen in den Bereichen Medizin und Spitalmanagement zu öffnen und um einen Wendepunkt in der Krisenbewältigung zu markieren. Wie auch die anderen Spitaleinrichtungen bewegt sich das HIB in einem immer komplexeren Umfeld in Sachen Pflegeorganisation und Finanzmanagement. Diese Herausforderungen verlangen Kompetenzerweiterungen im Anstaltsrat; die Wahl der Mitglieder muss nach den Kriterien der Fachkompetenzen anstatt nach geopolitischen Überlegungen erfolgen.
Ausschreibung für den Anstaltsrat
Die Gesundheitsdirektionen der Kantone Waadt und Freiburg, welche vier der sechs Anstaltsratsmitglieder sowie den Vorsitz ernennen, lancieren eine Ausschreibung. Es wird ein Auswahlgremium bestehend aus zwei externen Experten und zwei Vertretern der Kantone gebildet. Das Pflegenetz Waadt-Nord («Réseau de soins du Nord Vaudois») und das freiburger spital, welche die beiden anderen Mitglieder ernennen, sind eingeladen, sich auf dasselbe Kompetenzprofil abzustützen.
Der derzeitige Anstaltsrat bleibt bis zur Ernennung der neuen Mitglieder im Herbst im Amt. Als eine der ersten Aufgaben wird der neue Anstaltsrat eine/n neue/n Generaldirektorin/Generaldirektor sowie medizinische/n Direktorin/Direktor ernennen. Weiter wird er eine neue Organisation validieren, in der Rollen und Entscheidungskompetenzen der verschiedenen Instanzen geklärt sind. Die abschliessende Unterzeichnung eines GAV mit den Kaderärztinnen und Kaderärzten wird ebenfalls erwartet. In einem zweiten Schritt wird die Interkantonale Vereinbarung über das Interkantonale Spital der Broye überarbeitet, um diese Punkte einzubeziehen und ihre Umsetzung zu vereinfachen.
Finanzkraft stärken
Laut Expertenbericht muss das HIB seine Finanzkraft stärken. Der Anstaltsrat hat insbesondere darauf zu achten, dass die Jahresrechnung wieder ins Gleichgewicht kommt. Insbesondere muss er gewährleisten, dass die Eigenmittel die Investitionen decken und die liquiden Mittel durch die Optimierung der Fakturierungsprozesse verbessert werden. Die Umsetzung neuer Projekte soll sich in diese Gleichgewichtsstrategie einfügen, einem Finanzplan und genauen Fahrplan folgen. Dafür empfehlen die Experten, das Projekt zur Vergrösserung und Renovation des Standorts Payerne zu stoppen und über eine mögliche Neudimensionierung nachzudenken. Tatsächlich ist das HIB derzeit nicht in der Lage, eine Investition von 74 Millionen Franken zu tragen.
Die Gesundheitsdirektionen Waadt und Freiburg sind überzeugt, dass diese Massnahmen dem HIB einen Neustart ermöglichen und die Aufträge, die ihm anvertraut und für die Bedarfsdeckung der Waadtländer und Freiburger Bevölkerung notwendig sind, unter bestmöglichen Bedingungen ausführen kann.