Zahlreiche Nachlässe von Freiburger Komponisten werden in der KUB verwahrt. Mit Caroline Charrière stösst zum ersten Mal in der Geschichte der Institution der Nachlass einer Komponistin dazu. Die Musikerin gehört zu den ersten und wenigen Frauen ihrer Generation, die von der Komposition leben konnten. Wie bei vielen ihrer älteren und jüngeren Kollegen trägt auch sie einen wichtigen Beitrag zur Chormusik bei. Die Chorwerke entsprechen etwa einem Drittel ihres Gesamtwerkes, das sämtliche musikalische Gattungen umfasst.
Der Nachlass kam im Jahr 2019 durch die Schenkung von Michel Charrière, dem Bruder und Testamentsverwalter der Komponistin, in die KUB. Im April 2022 startete das umfangreiche Erschliessungsprojekt unter der Leitung von Florence Sidler, die für das Musikarchiv in der KUB verantwortlich ist. In der ersten Phase vom Projektstart bis November 2022 wurde der Nachlass von zwei externen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen in einer Vollzeitstelle erschlossen. Laetitia Valiquer und Nathalie Martinoli-Kolba hatten bereits den umfangreichen Nachlass von Pierre Kaelin gemeinsam inventarisiert. Im Unterschied zum Nachlass von Pierre Kaelin, der jeweils ein Inventar für den musikalischen und den nicht-musikalischen Teil besitzt, weist der Bestand von Caroline Charrière ein Gesamtverzeichnis auf. Die von der Komponistin bereits angefertigten Dossiers wurden im Inventar wo immer möglich beibehalten. So wurden beispielsweise das Schriftgut und die Musikalien, die zum gleichen Werk gehören, zusammengehalten. Dies ermöglicht es, den Entstehungsprozess eines Werkes von der ersten Skizze bis zur Aufführung nachzuverfolgen.
Zu den 165 Werken, welche Caroline Charrière in ihrem Werkkatalog zusammengefasst hatte, hat das Inventar noch knapp vierzig weitere Stücke sowie Arrangements zu Tage gefördert. Der nicht musikalische Teil des Nachlasses ist ebenfalls sehr bedeutend und setzt sich aus unterschiedlichen Dokumenten wie beispielsweise Notizen, Briefen und Konzertprogrammen zusammen.
Anlässlich der Jahresversammlung der Association Caroline Charrière am 7. November 2022 wurde das Inventar in Anwesenheit der Direktorin der KUB, Angélique Boschung, zum ersten Mal einem Kreis von Interessierten vorgestellt.
In der zweiten Phase von Dezember 2022 bis Februar 2023 fanden das Korrektorat des Inventars sowie das Signieren und Umpacken des Nachlasses statt. Seit Anfang März 2023 ist das Inventar auf Fri-Memoria zugänglich. Das Inventarisierungsprojekt wurde grosszügigerweise durch die Association Caroline Charrière finanziert. Eine zeitnahe Erschliessung des Nachlasses wurde durch die fruchtbare Kooperation zwischen der KUB und der Association Caroline Charrière ermöglicht. Das Inventarverzeichnis des Nachlasses ist ab sofort auf der Plattform Fri-Memoria für die breite Öffentlichkeit zugänglich.