Die KUB Freiburg befindet sich im Umbruch: Derzeit wird ihr historisches Gebäude im Stadtzentrum umfassend renoviert und erweitert. Neben diesen Bauarbeiten ist die Planung der neuen Dienstleistungen dieser künftigen Bibliothek eines der grössten Projekte der Institution.
Im Jahr 2022 konnte die KUB die Plattform Fri-Memoria starten, auf der das in der KUB aufbewahrte schriftliche, audiovisuelle und digitale Freiburger Kulturerbe erfasst ist. Dabei handelt es sich um eine wichtige Etappe im Hinblick auf die Erschliessung der Reichtümer unseres Kantons. Ende Jahr fand im Zusammenhang mit dem Kulturerbe ein weiteres aussergewöhnliches Ereignis statt: Dank diplomatischer Vermittlung sind zwei äusserst wertvolle Inkunabeln nach Freiburg zurückgekehrt.
Vor zwei Jahren ist die KUB dem neuen Schweizer Bibliotheksnetzwerk «Swisscovery» beigetreten. Die Bilanz ist positiv und die Benutzer:innen profitieren von seinen Dienstleistungen. Das Marionettenmuseum beabsichtigt, dem Netzwerk beizutreten. Für die öffentlichen Bibliotheken und die Schulbibliotheken wurden neue kantonalen Richtlinien erlassen, um deren Entwicklung durch Unterstützungsmassnahmen zu fördern. Weitere Informationen finden Sie nachstehend.
Wichtige Ereignisse
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Die Bauarbeiten an der neuen KUB gehen weiter. Die Abrissarbeiten sind abgeschlossen und der Wiederaufbau der Grundplatten hat begonnen. Die Fertigstellung ist für August 2025 und die Inbetriebnahme der neuen KUB für Anfang 2026 geplant. Im Jahr 2022 wurden zwei Baustellenführungen für die Bevölkerung und die Mitarbeitenden der KUB organisiert.
Vergrössern Baustelle KUB – Was passiert hinter der Baustellenabsperrung? © Denis Suchet - Denis Suchet Vergrössern Baustelle KUB – Was passiert hinter der Baustellenabsperrung? © Denis Suchet - Denis Suchet -
Kontext
Die Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg organisiert am 19. November 2022 einen grossen Tag, der dem Freiburger Kulturerbe gewidmet ist. Anlass ist die Eröffnung von Fri-Memoria, der neuen Plattform, die Zugang zu den von der Institution aufbewahrten Reichtümern Freiburgs bietet: das schriftliche, audiovisuelle und digitale Kulturerbe.
Die 1848 gegründete Kantonsbibliothek, die mit der Gründung der Universität 1889 zur «Universitätsbibliothek » wurde, beherbergt ein reiches Erbe an Handschriften und Drucken, die hauptsächlich aus religiösen Einrichtungen des Kantons stammen: die Zisterzienser von Hauterive, die Kartäuser von La Part-Dieu, die Jesuiten von Saint-Michel und die Augustiner von Saint-Maurice. Im Laufe der Jahre wurde dieses Erbe immer reicher und mannigfaliter und führt heute zu einer großen Vielfalt an Medien, die vom Pergament eines mittelalterlichen Manuskripts bis hin zu Dateien einem USB-Stick reichen.
Die KUB hat den Auftrag, Informationsquellen, die zum kantonalen Gedächtnis beitragen, zu bewahren und zugänglich zu machen, sei es eine handgeschriebene Bibel aus dem Mittelalter oder ein Super8-Film, der von einem Amateur während des Murtenlaufs gedreht wurde.
Um ihre Sammlungen noch besser zur Geltung zu bringen und sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen, hat die KUB diese neue Plattform Fri-Memoria eingerichtet.
Was ist Fri-Memoria
Die Plattform Fri-Memoria ist ein Zugangstor zu den Sammlungen des Kulturerbes. Angesichts der digitalen Entwicklung der Gesellschaft wollte die KUB der kantonalen Öffentlichkeit und den Wissenschaftlern ein Portal für den elektronischen Zugang zu ihren Sondersammlungen anbieten, d.h. zu allen Arten von Dokumenten: Manuskripte, Archive, Plakate, audiovisuelle Dokumente, alte Drucke, audiovisuelle Pflichtexemplare, zeitgenössische Drucke, Zeitungen etc. Derzeit enthält die Plattform fast 150.000 online durchsuchbare Datensätze und wird kontinuierlich erweitert.
Unter den Beständen, die die Freiburger Identität prägen, befinden sich beispielsweise die Archive des Jaczzclubs La Spirale, des Théâtre des Osses oder von Freiburger Persönlichkeiten wie Charles de Castella de Montagny oder Joseph Bovet, Tonaufnahmen von Pierre Kaelin, Filme von Hugo Corpataux und Jacques Thévoz, Handschriften oder alte Drucke. Die Plattform beherbergt auch die Publikationen des Amts für Archäologie des Staates Freiburg (AAFF).
Der Benutzer erhält Zugang zu den Beschreibungen der Archivbestände (Katalogbeschreibungen, Inventare), aber auch zu einer Vielzahl von Dokumenten, die entweder online frei zugänglich sind oder von einem gesicherten Abfrageplatz der KUB aus eingesehen werden können. Was aus rechtlichen Gründen nicht online konsultiert werden kann, ist jedoch referenziert und man kann sich auf die Informationen beziehen, die in der Notiz enthalten sind. Die Arten von Dokumenten, die auf Fri-Memoria zugänglich gemacht werden, sind vielfältig.
Vergrössern Fri-Memoria – das schriftliche, audiovisuelle und digitale Kulturerbe von Freiburg © Etat de Fribourg - Staat Freiburg - BCU Fribourg -
Die Library of Congress in Washington, eine der grössten Bibliotheken der Welt, hat dem Staat Freiburg eine äusserst wertvolle Inkunabel zurückgegeben: das Narrenschiff von Sebastian Brant, das 1494 in Basel erschienen und den Kapuzinern in Freiburg während des Zweiten Weltkriegs gestohlen wurde. Die Rückgabe erfolgte vor einigen Wochen dank der Vermittlung der Schweizer Botschaft in Washington. Eine zweite Inkunabel, eine Abhandlung von Matheolus Perusinus über das menschliche Gedächtnis (De Memoria augenda, [Strassburg, Heinrich Knoblochtzer, zwischen 1476 und 1484]), die den Kapuzinern im Jahr 1975 ebenfalls gestohlen wurde, wurde der Schweizer Botschaft soeben von der Bibliothek der Washington University in St. Louis (Missouri) zurückgegeben. Sie ist Mitte Dezember nach Freiburg zurückgekehrt.
Vergrössern Staatsrätin Sylvie Bonvin-Sansonnens, Jean-Robert Gisler, Angélique Boschung, Adrian Holderegger und Romain Jurot mit dem Narrenschiff © Etat de Fribourg - Staat Freiburg - Nicolas Bugnon -
Im Jahr 2022 wurden im Rahmen des Projekts «Vision 2025» für öffentliche Bibliotheken und Schulbibliotheken neue «Richtlinien über die öffentlichen Bibliotheken, Schulbibliotheken und kombinierten Gemeinde- und Schulbibliotheken» ausgearbeitet, die am 15. Juli 2022 von der für die BKAD zuständigen Staatsrätin unterzeichnet wurden. Diese Richtlinien stützen sich auf die Richtlinien für öffentliche Bibliotheken und Schulbibliotheken von Bibliosuisse und vermitteln ein modernes Bild der Bibliotheken als Einrichtungen, die allen offenstehen und Leistungen in den Bereichen Information, Bildung, Kulturvermittlung, sozialer Zusammenhalt und Freizeit anbieten. Die Richtlinien schliessen neu auch die Schulbibliotheken ein, die zu anerkannten Partnerinnen der Schulen werden sollen. Überdies beschreiben die Richtlinien das neue Verfahren zur Vergabe von Subventionen für Projekte.
2022 erhielten 11 Bibliotheken (16 betroffene Gemeinden) eine Subvention des Staates für Projekte wie die Anschaffung von integrierten Bibliothekssystemen (ILS), die Einrichtung einer Open Library oder die Kulturvermittlung für fremdsprachige Erwachsene.
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Zwei Jahre nationales Netzwerk Swisscovery
Nach dem Beitritt der KUB zum neuen Schweizer Bibliotheksnetzwerk «swisscovery» und einer ersten Implementierungsphase des Bibliothekssystems «Alma» im Jahr 2021 ging es im Jahr 2022 darum, Kompetenzen zu vertiefen und Verfahren zu formalisieren.
Die Benutzer:innen der Bibliothek haben sich an das neue System gewöhnt und nutzen die Möglichkeit der erleichterten Ausleihe aus wissenschaftlichen Bibliotheken und «bibliothèques patrimoniales» aus dem ganzen Land rege.
Das Marionettenmuseum: neue Bibliothek im Raum Freiburg
Die KUB Freiburg koordiniert als Verantwortliche des Raums Freiburg des Bibliotheknetzwerks «swisscovery» den Betrieb von rund dreissig Universitätsbibliotheken und «angeschlossenen» Bibliotheken, indem sie ihnen die Nutzung des Bibliothekssystems und die Mitgliedschaft im Netzwerk ermöglicht. Im Jahr 2022 kamen die Verhandlungen mit dem Schweizer Marionettenmuseum zu einem Abschluss und seine Bibliothek wird 2023 in das Netzwerk integriert.
Kennzahlen
Bücher, Zeitschriften, DVDs, elektronische Ressourcen: Die KUB stellt der Bevölkerung eine breite Palette von Dokumenten kostenlos zur Verfügung.
Die Zahl der physischen Dokumente, die im Laufe des Jahres in der KUB ausgeliehen wurden.
Aus den rund 18’170 über das Konsortium abonnierten wissenschaftlichen Zeitschriften wurden mehr als 604'000 Artikel heruntergeladen, hauptsächlich durch die universitäre Gemeinschaft.