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Das Programm Gemeinwohl-Ökonomie eignet sich für Unternehmen, Gemeinden und Bildungseinrichtungen, welche die Schlüsselwerte des Gemeinwohls systematisch in ihre Strategien und Abläufe einbeziehen wollen, unabhängig von Grösse und Tätigkeitsbereich. In erster Linie werden Unternehmen von diesem Programm angesprochen.
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Das Hauptkonzept, das von der Gemeinwohl-Ökonomie vermittelt wird, ist eine ethische Marktwirtschaft, deren Hauptziel nicht Gewinn-Maximierung, sondern ein gutes Leben für alle ist.
Das Hauptinstrument ist die Gemeinwohl-Matrix, die als Raster dargestellt wird, in dem vier Schlüsselwerte mit fünf Stakeholdern («Berührungsgruppen» genannt) gekreuzt werden.
- Schlüsselwerte: 1. Menschenwürde, 2. Solidarität und Gerechtigkeit, 3. ökologische Nachhaltigkeit sowie 4. Transparenz und Mitentscheidung
- Berührungsgruppen: A. Lieferant*innen, B. Eigentümer*innen und Finanzpartner*innen, C. Mitarbeitende, D. Kund*innen und Mitunternehmen, E. gesellschaftliches Umfeld (die Menschheit, zukünftige Generationen, Gemeinden, Nachbarn, die Umwelt, NGOs usw.).
Eine Organisation, die sich zertifizieren lassen will, muss zu zwanzig Themenbereichen (vier Schlüsselwerte x fünf Berührungsgruppen), die in sechzig Aspekte unterteilt sind, Informationen über ihre Handlungen und ihre Leistung liefern.
Hier sind einige Beispiele:
- A1: Menschenwürde in der Zulieferkette
- A1.1. Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Auswirkungen in der Zulieferkette
- A1.2. Negativaspekt: Verletzung der Menschenwürde in der Zulieferkette
- B2: Soziale Haltung im Umgang mit Geldmitteln
- B2.1. Solidarische und gemeinwohlorientierte Mittelverwendung
- B2.2. Negativaspekt: unfaire Verteilung von Geldmitteln
- C3: Förderung des ökologischen Verhaltens der Mitarbeitenden
- C3.1. Ernährung während der Arbeitszeit
- C3.2. Mobilität zum Arbeitsplatz
- C3.3. Organisationskultur, Sensibilisierung für ökologische Prozessgestaltung
- C3.4. Organisationskultur, Sensibilisierung für ökologische Prozessgestaltung
- D4: Organisationskultur, Sensibilisierung für ökologische Prozessgestaltung
- D4.1. Kund*innenmitwirkung, gemeinsame Produktentwicklung und Marktforschung
- D4.2. Produkttransparenz
- D4.3. Negativaspekt: kein Ausweis von Gefahrenstoffen
- E1: Sinn und gesellschaftliche Wirkung der Produkte und Dienstleistungen
- E1.1. Produkte und Dienstleistungen decken den Grundbedarf und dienen dem guten Leben
- E1.2. Gesellschaftliche Wirkung der Produkte und Dienstleistungen
- E.1.3. Negativaspekt: menschenunwürdige Produkte und Dienstleistungen
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Der zu validierende Gegenstand ist der Gemeinwohl-Bericht. Dieser Bericht besteht aus der Gemeinwohl-Matrix und einer Eigeneinschätzung (Gemeinwohl-Bilanz) mit einer Bewertung in Form von Punkten für jeden der zwanzig Themenbereiche bzw. der sechzig Aspekte.
ZERTIFIZIERUNGSAUDIT: Um sich einem Zertifizierungsaudit zu unterziehen, muss die betreffende Organisation die folgenden Dokumente vorlegen:
- Gemeinwohl-Bericht (unter Verwendung der vom GWÖ-Programm vorgeschlagenen Vorlage)
- Eigeneinschätzung (unter Verwendung des vom GWÖ-Programm vorgeschlagenen Rechners)
- Nachweis der Mitgliedschaft im Programm (der Beitrag hängt von der Grösse der Organisation ab)
Am Ende des Auditprozesses wird der Organisation ein Zertifikat ausgestellt, das die erreichte Punktzahl für jeden Aspekt sowie die Gesamtpunktzahl (Gemeinwohl-Punkte) enthält. Nach Erhalt des Zertifikats wird der Gemeinwohl-Bericht für zwei Jahre anerkannt.
PEER REVIEW: Eine weitere Möglichkeit, die Resultate des GWÖ-Programms zu überprüfen, ist ein Peer Review. Organisationen, die am Peer Review teilnehmen, müssen zunächst einzeln die Eigeneinschätzung ausfüllen. Dieses Dokument wird darauf von anderen Unternehmen in Begleitung einer Gemeinwohl-Beraterin oder eines Gemeinwohl-Beraters diskutiert und bewertet. Die Ergebnisse dieser Bewertungen können am Ende des Prozesses von einer Gemeinwohl-Beraterin oder eines Gemeinwohl-Beraters bestätigt werden, wenn das Ziel darin besteht, ein Zertifikat zu erhalten.
EIGENEINSCHÄTZUNG / GEMEINWOHL-PUNKTE: Jeder Aspekt (2 bis 4 Aspekte für jeden der 20 Themenbereiche, 60 Aspekte insgesamt) wird auf einer Skala von 0 bis 10 bewertet und entsprechend seiner Bedeutung innerhalb des jeweiligen Themenbereichs gewichtet (gering/mittel/hoch/sehr hoch).
Eine negative Bewertung (von 0 bis -200) wird für Aspekte vorgeschlagen, die standardmässig als negativ eingestuft werden – etwa die Herstellung von landwirtschaftlichen Produktionshilfstoffen wie Pestizide, Fungizide oder Herbizide.
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Ungefähre Kosten:
Für die GWÖ-Zertifizierung ist eine Mitgliedschaft erforderlich. Der Mitgliedschaftsbeitrag ist von der Art und der Grösse der Organisation abhängig. Einige Beispiele:
- Unternehmen 3–5 Angestellte: CHF 240/Jahr
- Unternehmen 11–20 Angestellte: CHF 480/Jahr
- Unternehmen 21–50 Angestellte: CHF 600/Jahr
- Unternehmen 101–200 Angestellte: CHF 840/Jahr
- Unternehmen 751–1000 Angestellte: CHF 1800/Jahr
- Unternehmen 2501–3500 Angestellte: CHF 3600/Jahr
Bei Zertifizierungen sind die Tarife für von GWÖ akkreditierte Prüferinnen und Prüfer einzurechnen, bei Peer Reviews zudem der Tarif für eine Gemeinwohl-Beraterin oder einen Gemeinwohl-Berater.
Das GWÖ-Programm ermutigt darüber hinaus Einzelpersonen und Organisationen, das Programm mit einer Spende zu unterstützten.
Informationen und Kontakt: www.gemeinwohl-bilanz.ch / www.gwoe.ch/
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Das Programm Gemeinwohl-Ökonomie ist in mehreren Ländern vertreten, u. a. in Österreich, Belgien, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien, Schweden, Mexiko, Chile und Argentinien.
Das Programm Gemeinwohl-Ökonomie hat sich zu einer internationalen Basisbewegung mit Mitgliedern, Unterstützern, Referentinnen und Referenten entwickelt, welche die Vorteile der Bewegung auf verschiedenen Ebenen fördern.
Sogenannte Hubs (ständige Arbeitsgruppen) widmen sich bestimmten Themen wie Beratung, Rechnungsprüfung, Kommunikation, Bildung und öffentliches Auftreten, arbeiten länderübergreifend und bringen Expertinnen und Experten der Bewegung zusammen.
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- Entwickler: Gemeinwohl-Ökonomie, www.gwoe.ch
Gemeinwohl-Ökonomie
Lead
Das Programm GEMEINWOHL-ÖKONOMIE (GWÖ) evaluiert, wie Organisationen die vier Schlüsselwerte 1. Menschenwürde, 2. Solidarität und Gerechtigkeit, 3. ökologische Nachhaltigkeit sowie 4. Transparenz und Mitentscheidung berücksichtigen. Konkret bewerten Organisationen mit der «Gemeinwohl-Matrix», wie diese Schlüsselwerte von fünf Anspruchsgruppen integriert werden, und erstellen ein Rating. Dabei werden zwanzig Themenbereiche durchleuchtet; die maximale Gesamtpunktzahl beträgt 1000 Punkte.
Herausgegeben von Nachhaltige Entwicklung
Letzte Änderung: 17.03.2022