Beschreibung
Praktisch 100 Prozent der Rohstoffe, 80 Prozent der Energie, 40 Prozent der Nahrungsmittel und einen grossen Teil unserer Medikamente beziehen wir aus dem Ausland. Ereignisse aller Art, etwa technische Störungen, Naturkatastrophen, politische Spannungen oder Kriege in den Herkunftsländern, können den Weg wichtiger Güter in die Schweiz unterbrechen.
Die Stromversorgungsunterbrüche werden im entsprechenden Kapitel behandelt.
Gefahren
Je nach Dauer des Versorgungsunterbruchs und der Art der Produkte können die Folgen für die Wirtschaft und die gesamte Bevölkerung sehr belastend sein. Die Gefahren einer solchen Krise reichen von einer Konjunkturabschwächung bis, im schlimmsten Fall, zu einer totalen Lähmung der Wirtschaft des Landes.
Begriffserklärungen
BWL
Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung.
Haushaltsvorrat
Haushaltsvorräte oder Notvorräte sind Reserven, die jeder Haushalt zusammenstellen sollte, um einen Notfall bewältigen zu können.
Notvorrat
IEA
Internationale Energieagentur.
OSTRAL
Abteilung der VSE, die in Krisenzeiten für die Stromversorgung zuständig ist.
Pflichtlager
Das System der Pflichtlager beruht auf der Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und Staat. Die Unternehmen verpflichten sich, bestimmte Vorräte einzurichten und zu verwalten. Der Bund überwacht die Pflichtlager und erleichtert deren Finanzierung durch die Garantie von Bankdarlehen.
Vorräte folgender Produkte wurden gelagert:
- Lebensmittel (Zucker, Reis, Öle und Fette, Kaffee, Getreide, proteinreiche Futtermittel, Salz, Stickstoffdünger, Milchpulver)
- Energie (Benzin, Kerosen, Diesel, Heizöl, Bioethanol, Erdgas, Rohöl, Holzpellets, Uranstäbe)
- Heilmittel (Antibiotika für Menschen, Antibiotika für Tiere, Neuraminidasehemmer, Heilmittel zur Blutstillung, Insulin, Blutbeutel, Schutzmasken, Handschuhe für medizinische Untersuchungen / OP-Handschuhe, starke Analgetika / Opiate, Desinfektionsmittel)
- Industrielle und technologische Produkte (Polyethylene und Zusatzstoffe, Polystyrol, Polyethylenterephthalat, Zutaten für die Herstellung von Hefe, Streusalz und Industriesalz, seltene Metalle)
VSE
Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen.
Zuständigkeiten
Bund
Der Auftrag der wirtschaftlichen Landesversorgung (BWL) ist in Artikel 102 der Bundesverfassung festgehalten:
«Der Bund stellt die Versorgung des Landes mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen sicher für den Fall machtpolitischer oder kriegerischer Bedrohungen sowie in schweren Mangellagen, denen die Wirtschaft nicht selbst zu begegnen vermag. Er trifft vorsorgliche Massnahmen. Er kann nötigenfalls vom Grundsatz der Wirtschaftsfreiheit abweichen.»
Die wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) stellt die Verfügbarkeit von Gütern und Dienstleistungen sicher, die für das Funktionieren einer modernen Wirtschaft und Gesellschaft unentbehrlich sind. Im Falle eines Versorgungsengpasses greift sie mit gezielten Massnahmen in das Marktgeschehen ein, um entstandene Angebotslücken zu schliessen.
Im Falle eines ernsthaften Mangels oder einer Versorgungsunterbrechung, kann das WBF die Freigabe von Pflichtlagern anordnen.
Kantone
- Sie sorgen für eine ständige Bereitschaft und eine Organisation, mit denen die wirtschaftliche Landesversorgung garantiert werden kann.
- Sie stellen die Ausbildung der kantonalen Partner und der verantwortlichen Personen in den Gemeinden sicher.
- Sie sorgen dafür, dass die erforderlichen Strukturen in den Gemeinden geschaffen werden.
- Sie führen auf kantonaler Ebene die Massnahmen des Bundes im Bereich der wirtschaftlichen Landesversorgung aus.
- Sie koordinieren und überwachen die Tätigkeit der Dienststellen der Kantonsverwaltung und der betroffenen Partner.
- Sie schlagen dem Staatsrat Massnahmen vor, mit denen die Massnahmen des Bundes besser ausgeführt werden können.
Gemeinden
Die Gemeinden sind für die lokale Ausführung der Weisungen des Bundes und des Kantons im Bereich der wirtschaftlichen Landesversorgung zuständig.
Sie errichten eine Gemeindestelle für wirtschaftliche Landesversorgung. Sie ernennen eine verantwortliche Person und eine Stellvertreterin oder einen Stellvertreter.
Ereignisbeispiele
1980
Zweite Ölkrise von 1978 bis 1981: Die Revolution im Iran und der Iran-Irak-Krieg führen zu einem Anstieg der Ölpreise um 270 %. Dieser Anstieg führt zur amerikanischen Währungskrise von 1980.
1973
Nach dem 6-Tage-Krieg stoppen die ölproduzierenden arabischen Länder ihre Exporte in die Vereinigten Staaten, nach Südafrika, in die Niederlande und nach Portugal. Der Preis für ein Barrel Erdöl steigt von 3 auf 17 Dollar. Die westlichen Volkswirtschaften (darunter die Schweiz) werden davon schwer und dauerhaft getroffen.
1870–1871
Während des deutsch-französischen Kriegs erlebt die Schweiz einen vorübergehenden Mangel an Kohle, Eisen, Öl und Kolonialwaren sowie Störungen im Transportbereich und auf den Wechselmärkten.
1853–1854
Die österreichischen Behörden verhängen eine Ausfuhrsperre gegen das Tessin und die Bundesbehörden treffen zum ersten Mal Versorgungsmassnahmen.
Verhaltensempfehlungen
Wenn der Strom ausfällt, funktioniert nichts mehr. Wenn der Fernseher oder das Telefon nicht mehr funktionieren, ist das nicht dramatisch. Aber die Beleuchtung und die Heizung fallen ebenfalls aus. Ausserdem funktionieren auch der Herd, der Ofen und die Mikrowelle nicht mehr; eine warme Mahlzeit zu kochen, wird dann schwierig. Es ist also ratsam, auf ein solches Szenario gut vorbereitet zu sein, damit es im Ernstfall besser verkraftet werden kann.
Nahrungsmittelvorräte
Jeder Haushalt sollte über Vorräte für eine gute Woche verfügen (entsprechend der Anzahl Personen im Haushalt). Aktuellen Schätzungen zufolge könnte ein Versorgungsunterbruch zwischen ein paar Stunden und ein paar Tagen dauern.
Denken Sie für die Zubereitung Ihrer Mahlzeiten an Ihre Camping-Gaskocher oder an Ihren Fondue-Spiritusbrenner, mit denen Sie einfache Mahlzeiten zubereiten können. Achten Sie darauf, über genügend Reserven des notwendigen Brennstoffs (Gas, Spiritus, Zündpaste usw.) zu verfügen. Es ist ebenfalls wichtig, bei der Benutzung dieser Brennstoffe einige Sicherheitsmassnahmen zu beachten (ausser Reichweite von Kindern aufbewahren, den Raum lüften). Wenn Sie die Möglichkeit haben, im Freien zu kochen, können ein mit Kohle oder Gas betriebener Gartengrill oder ein kleiner Tischgrill ebenfalls hilfreich sein.
Denken Sie auch an Ihre Nachbarn. Essen Sie gemeinsam und lassen Sie alleinstehende Personen nicht allein.
Lebensmittel Menge Lagerdauer
Hülsenfrüchte Dörrbohnen, 0.7 kg 1-2 Jahre (siehe Verpakung)
Erbsen, Linsen, usw
Fleisch-, Wurst – und Fischkonserven 0.7 kg 2 Jahre (siehe Verpakung)
Fertiggerichte und Suppenkonserven 1.0 kg 2 Jahre (siehe Verpakung)
Obst- und Gemüsekonserven 0.5 kg 1-2 Jahre
Marmelade, Honig 0.2 kg 1-2 Jahre
Kondensmilch (Dosenmilch) 1.0 kg 6 bis 12 Monate
Milchpulver 0.5 kg 6 bis 12 Monate
Speisehöl, Schmalz, Pflanzenfette 0.2 kg 6 bis 12 Monate
Zwieback, Biskuits, Knäckebrot, 1.0 kg 1 Jahr
Hartkeks, Dauerbrot
Stärkebeilagen (Teigwaren, Reis, 0.5 kg 1 Jahr
Kartoffelflocken, usw)
Zucker 0.2 kg unbegrenzt
Salz, Gewürze, Essig, Bouillon, Fleischextrakt 0.2 kg unbegrenzt
Kräutertee, Kakao 0.2 kg 6 Monate bis 3 Jahre
Mineralwasser (Glasflaschen) 9 Liter 1-2 Jahre
Vitaminisierte Gemüse- und Fruchtsäfte, 2 Liter 1-2 Jahre
vitamisierte Brausetabletten
Babynahrung nach Bedarf siehe Verpakung
Güter des täglichen Bedarfs
- Tragbares Radio / Taschenlampen (am besten von Hand betriebene, die keine Batterien benötigen)
- Vorrat an Batterien (für Radios, Taschenlampen usw.)
- Kerzen, Zündhölzer, Feuerzeuge (Bewahren Sie diese Dinge an einem auch in der Dunkelheit leicht erreichbaren Ort auf.)
- Gaspatrone für Lampen oder Gaskocher
- Seife, Toilettenpapier, Hygieneartikel
Heizung
Falls Sie keine Zusatzheizung (etwa einen Heizofen oder einen Kamin) haben, achten Sie darauf, über genügend Decken zu verfügen. Mit diesen können Sie sich warmhalten, solange Ihre Heizung ausfällt.
Sie können auch ein Notstromaggregat installieren lassen. Informieren Sie sich jedoch im Voraus beim Verkäufer oder beim Hersteller gut über seine Energieversorgung und seine Bedienungsanleitung.
Personen mit besonderen Bedürfnissen und hilfsbedürftige Personen
- Sehen Sie alternative Versorgungsquellen für die notwendige medizinische Ausstattung vor.
- Knüpfen Sie Kontakte für gegenseitige Hilfe im Notfall.
- Halten Sie eine Taschenlampe bereit.
Hilfsbedarf
Je nach Lage kann es vorkommen, dass die Notdienste (Polizei, Feuerwehr, Sanität) telefonisch nicht erreichbar sind. Übers Radio werden dann Informationen darüber verbreitet, wo und wie Sie Ihre Hilfebegehren mitteilen können.