Beschreibung
Die Radioaktivität bezeichnet ein natürliches Phänomen, bei dem gewissen Atomkerne sich spontan in andere Elemente umwandeln. Beim Zerfall der Kerne werden Alpha-, Beta- und Gammateilchen ausgestrahlt: diese Teilchen bilden die radioaktive Strahlung.
Die natürliche Hintergrundstrahlung ist wegen der verschiedenen geologischen Merkmale von der Region abhängig. Diese natürliche Strahlung (in der Schweiz durchschnittlich 5,6 mSv pro Jahr) stellt keine Gefahr für die Gesundheit dar.
Dagegen kann eine höhere Dosis von Radioaktivität gefährlich sein, namentlich im Falle nuklearer Unfälle.
Gefahren
Die Gefahren einer Radioaktivitätsexposition variieren mit den Dosen und der Expositionsdauer. Der wissenschaftliche Ausschuss der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen der atomaren Strahlung (UNSCEAR) hat eine Einstufung der Expositionsdosen erstellt. Dabei hat er sich auf die Grenzwerte deterministischer Auswirkungen basiert, d. h. auf Auswirkungen, die bei allen über eine bestimmte Dauer ausgesetzten Personen zwangsläufig entstehen.
Die in der UNSCEAR-Tabelle dargestellten Werte entsprechen effizienten Dosen, die bei einer globalen akuten Exposition erhalten wurden, d. h. eine Dosis auf dem ganzen Körper mit einer einmaligen Exposition. Deterministische Wirkungen entstehen auch nach einer kurzen, einmaligen aber hohen Exposition eines Organs oder biologischen Gewebes wie Hoden (vorübergehende oder andauernde Unfruchtbarkeit), Eierstöcke (andauernde Unfruchtbarkeit), LAugenlinsen (Kataraktgrauer Star) oder Haut (Erythem, Nekrose).
Doseneinstufung (akute Expositionen)
Mehr als 10 Sv Sehr hohe Dosen
2 Sv bis 10 Sv Hohe Dosen
200 mSv bis 2000 mSv (2 Sv) Mittlere Dosen
20 mSv bis 200 mSv Leichte Dosen
0 bis 20 mSv Sehr leichte Dosen
Eine Exposition von 500 mSv bis 2 Sv verursacht eine generelle leichte Reaktion, im Allgemeinen mit Kraftlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen 3 bis 6 Stunden nach der Exposition. Von 4 bis 4,5 Sv hat die Exposition den Tod von 50 % der ausgesetzten Personen zur Folge. Die Personen, die nach einer hohen Einstrahlung des ganzes Körpers diesen Dosen ausgesetzt wourden sind, weisen ein akutes Strahlensyndrom (ASS) auf, dessen SchweregradErnsthaftigkeit von der erhaltenen Dosis, der Expositionsdauer, dem Strahlungstyp und der Verteilung der Dosis im Organismus abhängtig ist. Das ASS zeichnet sich durch das Auftreten von Symptomen aus, die durch Verletzungen des Knochenmarks (hämatologischen Symptome), der Magendarmgewebe (Verdauungsproblemesymptome[KP1] ) und des zentrales Nervensystems (neurologischen Symptomen) hervorgerufen werden.
Begriffserklärungen
Aufgenommene Dosis (D)
An einem Punkt absorbierte Energiemenge pro Masseneinheit der bestrahlten (leblosen oder lebenden) Materie. Wird in Gray (Gy) angegeben: 1 Gray entspricht einer aufgenommenen Dosis von 1 Joule pro Kilogramm Materie.
Äquivalentdosis (H)
In lebenden Organismen sind die Auswirkungen einer gleichen aufgenommenen Dosis vom Strahlungstyp (x, α, β, γ) abhängig. Um diese Unterschiede in Betracht zu berücksichtigennehmen, wird ein Multiplikationsfaktor der Dosis angewendet, damit eine Organdosis berechnet werden kann.
Becquerel (Bq)
Maesseinheit der Radioaktivität.
Bestrahlung
Exposition eines lebenden Organismus oder einer materiellen Substanz gegenüber einer Strahlung.
Brennelemente
Grundsubstanz eines nuklearen Reaktorkerns mit den spaltbaren Elementen, die die Kettenreaktion aufrechterhalten.
Effektive Dosis (E)
Summe der gewichteten Organdosen, denen die verschiedenen Gewebe und Organe des Körpers durch die interne und externe Strahlung ausgesetzt worden sind. Die Einheit der effektiven Dosis ist der Sievert (Sv).
Halbwertszeit
Zeitdauer, an deren Ende die Hälfte der anfänglich vorhandenen radioaktiven Atome durch radioaktiven Zerfall verschwunden ist.
Kernschmelze
Nuklearer Unfall, bei dem die nuklearen Brennelemente auf genügend hohe Temperatur gebracht werden, um zu schmelzen und am Boden des Behälters ein korrosives Magma zu bilden.
Kernspaltung
Zerfall eines schweren Kerns in zwei Teile. Führt zu Neutronenemissionen, Strahlungen und einer grossen Energiefreisetzung.
Nuklearer Abfall
Unbrauchbarer Rückstand aus der Nutzung der Kernenergie.
Radon
Radioaktives Gas, das aus dem Zerfall des in der Erdkruste vorhandenen Urans und Thoriums entsteht.
Reaktorkern
Bereich eines Kernreaktors, in dem eine nukleare Kettenreaktion stattfindet.
Sievert (Sv)
Masseinheit der Effektivdosis.
Zuständigkeiten
Im Falle eines Unfalls werden die Betreiber sowie die zuständigen Bundes-, Kantons- und Gemeindedienste aktiv. Ihre Aufgaben verteilen sich wie folgt:
Die Kernkraftwerkbetreiber:
- analysieren das Ereignis und dessen Gefahr für die Bevölkerung
treffen geeigneten Massnahmen, um das Ereignis zu bewältigen und dessen Auswirkungen auf das Personal und die Bevölkerung zu beschränken
informieren rechtzeitig das ENSI (Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat) und die NAZ (Nationale Alarmzentrale)
bestimmen rechtzeitig den Quellterm und teilen diesen dem ENSI mit. Der Begriff «Quellterm» bezeichnet die Menge und die Art der abgeleiteten Radionuklide sowie den zeitlichen Ablauf der Ableitung
erstellt die Normdokumentation als Grundlage für die Einsatzplanungen der Kantone
Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz):
- stellt dem ENSI die meteorologischen Daten und die aktuellen generellen Prognosen zur Verfügung sowie, im Auftrag des ENSI, die ergänzenden meteorologischen Daten und die Prognosemodelle zur Berechnung der Dispersion und der Dosen.
Das BABS übernimmt unter anderem die folgenden Aufgaben bei der Erarbeitung und Vorbereitung der Notmassnahmen:
- Es regelt unter Einbezug der relevanten Notfallschutzstellen die Grundlagen für den Einsatz in Richtlinien.
- Es berät und unterstützt die Kantone bei der Planung und Vorbereitung ihrer Aufgaben.
- Es erarbeitet Vorgaben für die vorsorgliche Evakuation der Bevölkerung in der Zone 1.
- Es koordiniert die Information der Bevölkerung.
- Es koordiniert die Planung und Durchführung von Notfallschutzmassnahmen in den Kantonen.
- Es führt alle zwei Jahre in Absprache mit den Notfallschutzstellen eine Gesamtnotfallübung durch.
- Es erstellt die Normdokumentation als Grundlage für die Einsatzplanungen der Kantone.
Die Kantone, in denen Gemeinden der Zonen 1 und 2 liegen, haben die folgenden Aufgaben:
- Sie warnen die Führungsorgane der Regionen und Gemeinden
- Sie alarmieren die Bevölkerung
- Sie führen im Ereignisfall den Einsatz über das KFO und treffen die Notfallmassnahmen.
- Sie kontrollieren den Vollzug der Schutzmassnahmen in den Regionen und Gemeinden
Die Gemeinden der Zone 1 und 2 setzen die gemäss Normdokumentation vorgesehenen Massnahmen in ihrem Bereich um.
Ereignisbeispiele
11. März 2011, Fukushima (Japan)
Ein Erdbeben und ein Tsunami verursachen den Ausfall aller Stromversorgungs- und Kühlungseinrichtungen des Kernkraftwerks von Fukushima in Japan. Dies führt in drei Reaktoren zu einer Kernschmelze, die wiederum grosse radioaktive Ableitungen in die Umwelt zur Folge hat. Die Bevölkerung wird in einem Radius von 20 km umgehend evakuiert und die Böden werden in einer Zone von mehreren Hundert Quadratkilometern dauerhaft kontaminiert. Die gesundheitlichen Auswirkungen werden noch untersucht. Der Unfall wurde von den japanischen Behörden auf Stufe 7 der INES eingestuft. Das Kraftwerk Fukushima-Daini (4 Reaktoren) wurde nicht beschädigt.
September 1987, Goiânia (Brasilien)
Aus einem stillgelegten Spital in Goiânia entwendn Diebe 1987 ein Strahlentherapiegerät. Als das Gerät aufgebrochen wird, kommt radioaktives Cäsium-137 zum Vorschein: ein kochsalzähnliches, im Dunkeln blau leuchtendes Material. Fasziniert davon verteilt ein Schrotthändler dieses Material unter Freunden und Verwandten. Die kurz darauf gleichzeitig bei mehreren Betroffenen ausbrechenden Krankheitssymptome werden zunächst auf eine andere Ursache zurückgeführt, erst nach über 2 Wochen wird die wahre Ursache erkannt.
Von ca. 110 000 untersuchten Personen wurden 249 als kontaminiert identifiziert. 28 Personen erlitten strahlenbedingte Hautverbrennungen, vier Personen verstarben. 85 Häuser erwiesen sich als kontaminiert, davon mussten sieben vollständig abgerissen werden. Teilweise musste die oberste Erdschicht abgetragen werden. Insgesamt wurden 3500 m3 radioaktiver Abfall entsorgt. Der Absatz von regionalen Produkten (v. a. Lebensmittel) brach ein, das Bruttosozialprodukt fiel in der ganzen Provinz um zirka 20 %. Erst nach fünf Jahren hat sich die regionale Wirtschaft einigermassen erholt. 2001 wurden nochmals Dekontaminationsmassnahmen ergriffen, um eine weitere Verringerung der Strahlung zu erreichen.
26 April 1986, Tschernobyl (UdSSR)
Am Abend des 25. April 1986 wird der Reaktor Nr. 4 einem Sicherheitstest unterzogen. Eine Reihe technischer Störungen und menschlicher Fehler lösen eine Katastrophe aus. Das Unglück nimmt seinen Lauf, als die Ingenieure die Kontrolle über den Reaktor nach einer Reihe grober Bedienfehler verlieren. Kurz danach, am 26. April um 1.23 Uhr Ortszeit, kommt es zu einer heftigen Explosion, als die Steuerstäbe in den Reaktor eingeführt werden, um den Test durchzuführen. Die Reaktorleistung steigt in Sekundenbruchteilen um das Hundertfache. Eine sehr heftige Explosion reisst die 450 Tonnen schwere obere Betonplatte des Reaktors weg und Trümmer werden mehrere hundert Meter herumgeschleudert.
Da die Explosion das Kühlsystem schwer beschädigt hat, gerät der Reaktor in Brand und setzt innerhalb weniger Tage eine mindestens 200 Hiroshima-Bomben entsprechende Radioaktivitätsmenge in Form von Staub, Aerosolen und Gasen in die Atmosphäre frei. Die radioaktive Wolke dehnt sich west-nordwestlich aus und verdünnt sich. In ein paar Monaten umrundet sie die Nordhalbkugel. Der radioaktive Niederschlag (einschließlich der hochgiftigen Radioisotope Iod-131 und Cäsium 137) ist besonders folgenreich in der Ukraine, in Weißrussland und in den skandinavischen Ländern.
Es ist sehr schwierig, ein Fazit der medizinischen und gesundheitlichen Folgen des Unfalls von Tschernobyl zu ziehen: Zum einen wegen der mit nuklearen Unfällen verbundenen Pathologietypen (Krebs, Leukämie usw.), deren Auswirkungen Jahre nach der Exposition auftreten, und zum anderen aufgrund des Ausmasses der von der Katastrophe betroffenen Bevölkerungsgruppen und wegen des Mangels an Ressourcen der verschiedenen Staaten zur Durchführung der notwendigen epidemiologischen Studien.
Im Jahr 2006 wurde eine Studie von verschiedenen Agenturen der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) unter der Leitung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) durchgeführt. Die Studie erwähnte unter anderem 9000 Todesfälle, die direkt der Radioaktivität zuzuschreiben waren (90'000 gemäss Greenpeace).
Laut eines Berichts der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigen darüber hinaus viele Studien nicht-krebsartige Krankheiten: Herzkreislauferkrankungen, Immunschwäche, Chromosomenanomalien, Auswirkungen auf die Fortpflanzung usw. Nicht zu vergessen sind auch nicht-radiologische Folgen wie die Zunahme von Suiziden, Fehlgeburten, Alkoholmissbrauch und Beschwerden, die unter dem Begriff posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) zusammenfasst werden.
28 März 1979, Three Mile Island (USA)
Nach dem Ausfall der normalen Wasserversorgung der Dampfgeneratoren und einer Reihe von technischen und menschlichen Fehlern steigt die Temperatur des Kraftwerkkerns stark an.
Trotz der teilweisen Reaktorkernschmelze und der signifikanten Freisetzung von Radioaktivität im Sicherheitsbehälter, blieben die radiologischen Auswirkungen für die Bevölkerung und die Umwelt schwach. Der Sicherheitsbehälter erfüllte tatsächlich seinen Zweck: Die einzigen radioaktiven Freisetzungen wurden durch das Abpumpen des verunreinigten Wassers verursacht.
21. Januar 1969, Lucens (VD)
Beim Start des Versuchsreaktors verursacht ein Kühlproblem eine teilweise Kernschmelze und eine massive radioaktive Belastung der Höhle, in der er installiert ist.
Der Unfall wurde auf Stufe 4 der 7 Stufen der Ines Skala klassifiziert und 2009 zu einem der zehn schwersten Unfälle der zivilen Kernenergienutzung erklärt. Der Anstieg der Radioaktivität beschränkte sich auf die Höhle und niemand wurde verstrahlt.
Der Reaktor wurde abgebaut. Die Höhle (in der sich der Reaktor und der Maschinenraum befanden) wurden zubetoniert und sind heute nicht mehr zugänglich. 1995 wurde der Standort vom Bundesrat aus dem Zuständigkeitsbereich der Kernenergiegesetzgebung ausgegliedert. Die radioaktiven Abfälle wurden ins Zwischenlager ZWILAG in Würenlingen/AG transportiert. Das in die Broye abfliessende Sickerwasser wird vom BAG überwacht.
Betroffene Gemeinden
Die definierte Zone 2 um das Kernkraftwerk Mühleberg ist in 6 Sektoren aufgeteilt (siehe auch unter "Verhaltensempfehlungen"). Die folgende Tabelle fasst zusammen, in welchen Bereich jede betroffene Gemeinde gehört.
Gemeinde Gefahrensektoren
1 2 3 4 5 6
Belfaux (nur Cutterwil) X X
Bösingen X X
Courgevaux X X
Courtepin X X
Cressier X X
Düdingen X X
Fräschels X X
Fribourg X X
Galmiz X X
Gempenach X X
Granges-Paccot X X
Greng X X
Gurmels X X X X
Heitenried X X
Kerzers X X X
Kleinbösingen X X X
La Sonnaz X X
Meyriez X X
Misery-Courtion X X
Mont-Vully X X
Muntelier X X
Murten X X
Ried bei Kerzers X X X
Schmitten X X
Tafers X X
Uberstorf X X
Ulmiz X X
Wünnewil-Flamatt X X
Verhaltensempfehlungen
Alarm
Im Fall eines Anstiegs der Radioaktivität lösen die Behörde den Sammelalarm aus, um die Bevölkerung zu informieren. In diesem Fall wird die Bevölkerung aufgefordert:
- Radio zu hören
- die Anweisungen der Behörden zu befolgen
- die Nachbarn zu informieren
- die Empfehlungen zu befolgen
Jodtabletten
Das Ansammeln von radioaktivem Jod in der Schilddrüse kann Schilddrüsenkrebs verursachen. Durch die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten wird die Schilddrüse mit Jod gesättigt und kann daher radioaktives Jod nicht mehr aufnehmen. Die eingeatmete Radioaktivität wird somit relativ schnell abgebaut und das Risiko für die Entwicklung von Krebs verringert.
Kaliumiodid kann jedoch in einigen seltenen Fällen leichte Nebenwirkungen verursachen. Deshalb sollten die Tabletten nur auf Einladung der Behörden eingenommen und die Dosierung auf der Verpackung eingehalten werden.
Gefahren- und Verteilungszonen
Gefahrenzonen
Um jedes Kernkraftwerk sind drei Zonen festgelegt. In unmittelbarer Nähe der Kraftwerke umfassen die Zonen 1 und 2 das Gebiet, in dem bei einem schweren Störfall eine Gefahr für die Bevölkerung entstehen kann, die sofortige Schutzmassnahmen sofort erfordert (Verordnung über den Notfallschutz in der Umgebung von Kernanlagen, Art. 2).
- Die Zone 1 umfasst ein Gebiet mit einem Radius von 3 bis 5 km Radius um das Kernkraftwerk.
- Zone 2: Die Zone 2 grenzt an die Zone 1 an und umfasst ein Gebiet mit einem Radius von ungefähr 20 km. Die Zone 2 ist in 6 120°-Gefahrsektoren aufgeteilt.
- Zone 3: Der Rest der Schweiz wird als Zone 3 bezeichnet.
Die Liste der Gemeinden in Zone 2 finden Sie obenstehend.
Verteilungszonen
Zusätzlich zu den in den Zonen 1 und 2 vorgesehenen Massnahmen ist in einem Radius von 50 km um die Kernkraftwerke eine Verteilungszone bestimmt. In diesen Zonen werden präventiv Kaliumiodid-Tabletten an die privaten Haushalte, Schulen, Unternehmen usw. verteilt. Im Rest der Schweiz müssen die Kantone die Tabletten innerhalb von zwölf Stunden nach der von der NAZ angegebenen Anordnung der Bevölkerung zugänglich gemacht werden.
Karte der Verteilungszone
Zusätzliche Informationen
Mehr Informationen zum Notfallschutz in der Nähe von Kernkraftwerken finden Sie auf den Webseiten der Stellen, die bei Unfällen im Einsatz stellen:
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS
- Nationale Alarmzentrale, BABS angegliedert
- Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI
- Geschäftsstelle Kaliumiodid-Versorgung
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Häufig gestellte Fragen zu den Risiken von Atomkraftwerken
Atomunfall
Wie werde ich über einen Atomunfall informiert?
Im Fall einer Gefährdung ertönt der " Allgemeine Alarm " (ein regelmässig auf- und absteigender Heulton).
Was muss ich tun, wenn der " Allgemeine Alarm " ertönt?
- Radio hören
- Anweisungen der Behörden befolgen
- Nachbarn informieren
Muss ich die Jodtabletten sofort einnehmen?
Nein, die Jodtabletten sind nur dann zu nehmen, wenn die Behörden es anordnen (Information am Radio)
Wie weiss ich, in welcher Zone ich wohne? Wo finde ich entsprechende Informationen?
Die Einwohner der Zone 2 (Gemeinden im Norden des Kantons) haben eine Dokumentation erhalten, in der steht, in welcher Zone sie wohnen und welche Sektoren für sie von Bedeutung sind.
Wie kann ich mich schnell schützen?
Die wichtigsten Schutzmassnahmen sind:
- Geschützter Aufenthalt (im Haus, Keller oder Schutzraum)
- Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten
- Präventive Evakuierung
Diese Massnahmen werden von den Behörden zur gegebenen Zeit angeordnet.
Was sind die Folgen radioaktiver Strahlung?
Radioaktive Substanzen werden freigesetzt und bestrahlen den Menschen. Man unterscheidet zwischen innerer und äusserer Bestrahlung.
Äussere Bestrahlung
- Radioaktive Wolke
- Kontamination des Bodens durch radioaktive Luftpartikel
- Kontamination der Kleider und der Haut durch radioaktive Partikel
Innere Bestrahlung
- Einatmen von radioaktiven Partikeln
- Konsum von radioaktiv kontaminierten Lebensmitteln
Die äussere und innere Bestrahlung kann durch geeignete Schutzmassnahmen wesentlich reduziert oder sogar verhindert werden.
Wie bewegt sich die radioaktive Wolke? Wie sieht sie aus?
Die radioaktive Wolke bewegt sich je nach Wetterlage mit dem Wind. Sie ist unsichtbar.
Wie weiss ich, ob ich bestrahlt wurde?
Nach der radioaktiven Gefährdung stellen die Behörden Messzentren zur Verfügung, in denen sich die gesamte Bevölkerung auf radioaktive Bestrahlung untersuchen lassen kann und wo deren Grad festgestellt wird.
Wie wird sichergestellt, dass Nahrung/Wasser/Medikamente nicht verstrahlt sind?
Die Behörden nehmen die nötigen Messungen vor und entscheiden über die Konsumierbarkeit von Produkten.
Schulen/Kindergärten
Soll man die Kinder von der Schule abholen?
Nein, dies würde nur zu unnötigen Staus führen. Das wichtigste ist, Schutz zu suchen. Die Schulen haben Massnahmen vorbereitet, damit Kinder, die nicht alleine nach Hause gehen können, in Sicherheit gebracht werden.
Dürfen die Lehrpersonen den Kindern die Kaliumiodid-Tabletten geben?
Ja, aber nur nach Aufruf der Behörden (gleichzeitig wie für die gesamte Bevölkerung) und gemäss spezifischer Dosierung für Kinder.
Zivilschutzräume
In meinem Haus/meinem Gebäude gibt es keinen Zivilschutzraum. Soll ich das Gebäude verlassen und zur nächsten Zivilschutzanlage gehen oder ist es besser, das Haus nicht zu verlassen?
Es genügt, wenn Sie in den am besten geschützten Raum in Ihrem Gebäude gehen (wenn die Behörden dies anordnen).
Wie lange muss man in den Schutzräumen bleiben (Tage/Stunden/Minuten)?
Die Dauer des geschützten Aufenthalts im Haus, im Keller oder im Schutzraum ist relativ kurz (bis die radioaktive Wolke vorbeizieht).
Ist es möglich, im Schutzraum Radio zu hören?
Ja, aber nur die nationalen Radiostationen.
Es wurde angeordnet, sich in die Schutzräume zu begeben. Was muss ich mitnehmen?
- Kaliumiodid-Tabletten
- Warme Decken als Liege- oder Sitzgelegenheit
- Spielzeuge für die Kinder
- Radio (Empfang überprüfen)
Was muss man tun, bevor man in die Schutzräume geht?
- Schliessen Sie alle Fenster und Aussentüren.
- Schalten Sie Lüftungen und Klimaanlagen aus.
- Schalten Sie Herdplatten und Backoffen aus.
- Löschen Sie jegliches Feuer (Cheminées, Kerzen).
Darf man die Schutzräume verlassen, um im Gebäude etwas zu erledigen?
Um etwas zu erledigen, können kurzzeitig weiterhin alle Räume im Haus aufgesucht werden (WC, Küche).
Darf man das Gebäude verlassen, beispielsweise um Hilfe zu holen?
Nein, davon wird stark abgeraten.
Wann darf man die Schutzräume verlassen?
Nach Anordnung der Behörden.
Kaliumiodid-Tabletten
Wofür sind die Kaliumiodid-Tabletten?
Die Schilddrüse benötigt Jod, um normal funktionieren zu können. In den Kaliumiodid-Tabletten ist sehr viel Jod enthalten. Nach Einnahme dieser Tabletten ist die Schilddrüse mit Jod gesättigt und kann für eine bestimmte Zeit keine weiteren Jodpartikel mehr aufnehmen. Dadurch wird verhindert, dass radioaktives Jod aufgenommen wird, das nach einem Atomunfall freigesetzt wurde. So wird das eingeatmete radioaktive Jod relativ schnell beseitigt, ohne sich in der Schilddrüse anzusammeln. In der Schilddrüse angesammeltes radioaktives Jod kann langfristig zu Schilddrüsenkrebs führen.
Wann nimmt man die Tabletten ein?
Nur nach Aufruf der Behörden (im Radio).
Wie viele Tabletten muss ich nehmen und wie werden sie eingenommen?
Gemäss Dosierung auf der Tablettenschachtel.
Wofür dient die Mappe die ich von der Einwohnerkontrolle erhalten habe?
Diese Mappe wurde nur den Haushalten, die in der Zone 2 liegen verteilt. Sie gibt Ihnen Grundinformationen zu den Gefahren bezüglich des Kernkraftwerks Mühleberg sowie eine Checkliste zum Verhalten im Falle eines Alarms. Zudem können Sie, die Jod-Tabletten darin versorgen.
Was soll ich tun wenn ich im Alarmfall meine Tabletten nicht mehr finde?
Eine Nachverteilung wird stattfinden. Die dazu notwendigen Informationen werden dann übers Radio mittgeteilt.
An wen werden diese Tabletten abgegeben?
Alle Einwohnerinnen und Einwohner der Zone 2 haben die Tabletten erhalten. Eine Tablettenabgabe ist auch für die Bewohnerinnen und Bewohner der Zone 3 vorgesehen, sie sind aber in Depots gelagert und werden zu gegebener Zeit verteilt.
Kann man die Tabletten frei in der Apotheke kaufen, auch wenn man in der Zone 3 wohnt?
Nein.
Wo kann ich Jod-Tabletten erhalten?
Als Neuzuzüger in Ihrer Gemeinde (nur in der Verteilzone, 50km um ein KKW) hätten Sie von der Einwohnerkontrolle einen Gutschein erhalten sollen. Dieser erlaubt es Ihnen, in einer Apotheke Jod-Tabletten zu bekommen. Falls Sie diesen Gutschein nicht erhalten haben, wenden Sie sich bitte an Ihrer Gemeinde.
Ich finde die erhaltenen Tabletten nicht mehr
Sie können in einer Apotheke Jod-Tabletten kaufen.
Ich möchte zusätzliche Jod-Tabletten erhalten
Sie können in einer Apotheke Jod-Tabletten kaufen.
Ich habe eine Packung der Kaliumiodid-Tabletten erhalten. Wie bewahre ich sie am besten auf?
Die Schachteln müssen zusammen mit dem dazugehörigen Beipackzettel an einem trockenen Ort bei Zimmertemperatur und für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden.
Wie lange sind die Tabletten haltbar?
Das Haltbarkeitsdatum ist auf jeder Schachtel vermerkt (z.B. EXP: 12.2019). Bewahren Sie die Kaliumiodid-Tabletten solange auf, bis die Behörden dazu aufrufen, sie zurückzugeben. Dies gilt auch für Tabletten, deren Haltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist.
Ich bin umgezogen. Muss ich die Tabletten zurückgeben?
Nein. Sie können die Tabletten behalten, auch wenn Sie in eine andere Gemeinde ziehen.
Ich habe meine Kaliumiodid-Tabletten verloren. Wie erhalte ich neue Tabletten und wie teuer sind sie?
In den Zonen 1 und 2 bewahren die Gemeindeverwaltungen eine bestimmte Anzahl Tabletten auf und stellen diese für Neuzuzüger oder als Ersatz bei Verlust gratis zur Verfügung.
Dosierung
- Erwachsene: 2 Tabletten pro Tag, auf einmal einnehmen
- Neugeborene (eingeschliesslich Säuglinge, deren Mütter behandelt werden) bis 1 Monat: ¼ Tablette, nur einmal am ersten Tag
- Kinder im Alter von 2 Monaten bis 3 Jahre: ½ Tablette pro Tag
- Kinder im Alter von 4 Monaten bis 12 Jahre: 1 Tablette pro Tag
- Kinder im Alter über 12 Jahre (wie Erwachsene): 2 Tabletten pro Tag, auf einmal einnehmen
- Schwangere und stillende Frauen: 2 Tabletten pro Tag, auf einmal einnehmen für maximal 2 Tage
Die Behörden teilen mit, wie lange die Tabletten eingenommen werden müssen.
Auch wenn die Einnahme der Tabletten für Erwachsene und Kinder für mehrere aufeinanderfolgende Tage angeordnet wird, bleiben die oben aufgeführten Einschränkungen für Neugeborene sowie schwangere und stillende Frauen gültig. Neugeborene nehmen nur einmal ¼ Tablette, schwangere und stillende Frauen nehmen 2 Tabletten während höchstens 2 Tagen.
Kontraindikation und Nebenwirkungen
Nebenwirkungen sind selten und im Allgemeinen harmlos. Die möglichen Nebenwirkungen sind im Beipackzettel aufgeführt.
Ich habe Schilddrüsenprobleme. Muss ich die Tabletten im Katastrophenfall trotzdem einnehmen?
Sie sollten sich bei Ihrem nächsten Hausarztbesuch darüber informieren, was im Katastrophenfall zu tun ist.
Ich habe die Kaliumiodid-Tabletten aus Versehen eingenommen. Muss ich einen Arzt aufsuchen?
Vermeiden Sie es soweit möglich, die Tabletten ohne Aufforderung der Behörden einzunehmen. Sollten Sie die Tabletten trotzdem eingenommen haben, wirkt sich dies im Allgemeinen wenig bis gar nicht auf Ihre Gesundheit aus. Es ist deshalb nicht nötig, zum Arzt zu gehen, wenn Sie nicht unter Schilddrüsenkrankheiten wie dem Kropf oder einer Überfunktion leiden und keine Nebenwirkungen verspüren.
Kann ich die Kaliumiodid-Tabletten als Vorsichtsmassnahme einnehmen, auch wenn es nicht zum Atomunfall kommt?
Die Kaliumiodid-Tabletten sollen nur eingenommen werden, wenn es zu einer erhöhten Konzentration von radioaktivem Jod kommt, wie es bei einem grösseren Atomunfall der Fall ist. Es wird dringend davon abgeraten, die Tabletten ohne Aufforderung der Behörden einzunehmen, da es bei einer prophylaktischen Einnahme langfristig zu einer Beeinflussung der Schilddrüsenfunktion kommen kann.
Kann ich mein Haustier schützen, in dem ich ihm Kaliumiodid-Tabletten verabreiche?
Haustiere wie Hunde, Katzen und Kühe sind Säugetiere; Ihre Schilddrüse funktioniert deshalb auf ähnliche Weise wie die des Menschen. Die Dosierung für Tiere ist jedoch viel geringer (10 bis 1000 Mal geringer als für den Menschen, je nach Tierart), weshalb dringend davon abgeraten wird, den Tieren Kaliumiodid-Tabletten zu verabreichen. Nur Kühe würden sie vertragen; Für die anderen Tiere wären die Tabletten eine massive Überdosis. Für weitere Informationen wenden Sie sich an Ihren Tierarzt.
Wie weiss ich, wann der Alarm zu Ende ist?
Die Behörden lösen einen "Allgemeinen Alarm" (Sirenen) aus und informieren am Radio über die Beendigung der Massnahmen.