Alois Baeriswyl (1889–1960), konservativ
Nach dem Besuch der Kollegien in Freiburg und Sarnen, wo Alois Baeriswyl die klassische Matura ablegt, bricht er im Sommer 1914 seine Rechtsstudien an der Universität Freiburg ab, um seinem Vater als Verwalter der Sparkasse des Sensebezirks in Tafers nachzufolgen. 1919 ist er Mitbegründer der Konservativen Volkspartei Deutschfreiburg.
Als Vertreter des Sensebezirks sitzt er im Grossen Rat (1916–1930), wird Richter am Bezirksgericht, Oberamtmann des Sensebezirks (1930–1936) und 1936 erster Sensler und seit 1857 erster deutschsprachiger Staatsrat. Bis 1946 ist er Vorsteher der Direktion der Gemeinden, Pfarreien und Forste, anschliessend leitet er bis 1956 die Baudirektion. Zunächst setzt er sich für eine leistungsfähigere Verwaltung der kantonalen Forste und der Staatsreben ein. Er sorgt dafür, dass jede der 284 Freiburger Gemeinden ein Wappen erhält, damit die an der Landesausstellung 1939 in Zürich wehenden Fahnen den strengen heraldischen Vorschriften entsprechen, und setzt sich für Darlehen an Gemeinden ein, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken.
Als Baudirektor engagiert er sich für den Ausbau des Strassennetzes und ist insbesondere für den Neubau der Javroz- und der Galternbrücke verantwortlich. Als Staatsratspräsident weiht er die Staumauer von Rossens ein, doch hatte er 1943 aus Gesundheitsgründen der Abstimmung über den entsprechenden Kredit, den sein Stellvertreter Joseph Piller verteidigte, fernbleiben müssen. Er fördert zudem die Entwicklung des Tourismus. 1941, 1948 und 1953 ist er Staatsratspräsident. Während seines ersten Präsidiums hält er am 27. Juli 1941 im Grossratssaal die Festrede anlässlich des 650-Jahr-Jubiläums der Eidgenossenschaft.
Alois Baeriswyl ist Mitglied der Verwaltungsräte mehrerer Verkehrs- und Tourismusunternehmen. Zudem ist er Verwaltungsratspräsident der Freiburgischen Elektrizitätswerke (FEW) und der Sparkasse des Sensebezirks sowie Vizepräsident des Zentralkomitees der Krankenkasse Konkordia. Ab 1930 präsidiert er den Verwaltungsrat der Freiburger Nachrichten sowie zahlreicher landwirtschaftlicher und sozialer Organisationen. Bis zu seinem Tod setzt er sich zudem als Präsident für die Taubstummenanstalt St. Joseph auf dem Guintzet ein. Er verkörpert den Aufschwung des katholischen Deutschfreiburgs.
Am 21. Februar 1960 stirbt Alois Baeriswyl im Alter von 71 Jahren in Freiburg. Bundesrat Jean Bourgknecht nimmt an seinem Begräbnis teil. Wie die Kantonsregierung hervorhebt, «hinterlässt er das Andenken eines liebenswürdigen, väterlichen und heimatverbundenen Staatsrats, der ganz vom Geist des Fortschritts durchdrungen war und sich für eine gesunde und gute Verwaltung einsetzte».
Aus dem Französischen übersetzt, aus: «LE CONSEIL D'ETAT FRIBOURGEOIS – 1848 – 2011 – Son histoire, son organisation, ses membres» ¦ ISBN: 978-288355-153-4 ¦ Editions La Sarine