Romain Werro (1796-1876), liberal-konservativ
Werro wird zunächst durch den aufgeschlossenen Grossvikar Gottofrey erzogen. Nach dem Besuch des Kollegiums St. Michael (1807-1813), das er mit der Matura abschliesst, studiert er Rechtswissenschaften in Den Haag und Heidelberg (1813-1815). Anschliessend macht er in der Verwaltung Karriere : Sekretär der Polizeidirektion (1815-1816), Sekretär des Justizrats (1816-1826), Sekretär des Grossen Rats (1822-1829), Vizestaatskanzler (1826-1829) und Staatskanzler (1829-1846). Zudem ist er ehrenamtlicher Sekretär der Gesetzgebenden Kommission (1822-1829), die das kantonale Zivilgesetzbuch erarbeitet.
Von 1822 bis 1830 als Grossrat aktiv, befürwortet er die Unterrichtsmethode des Paters Girard gegen die Machenschaften der Ultrakonservativen und Kleriker. Er schliesst sich dem liberalen Regime von 1830 an und unterstützt die Revision des Bundesvertrags von 1832-1833 (Rossi-Plan). Von 1834 bis 1846 erneut im Grossen Rat sitzend, tritt er für einen massvollen Fortschritt ein, stellt sich gegen die Einmischung des Bischofs Yenni in die Politik und bekämpft den Beitritt zum Sonderbund. Als Freiburg sich diesem dennoch anschliesst, zieht er sich wie Hubert Charles aus der Politik zurück und lässt sich in Vevey nieder.
Im Dezember 1856 kehrt er zurück und wird erneut in den Grossen Rat gewählt (1856-1863), den er 1858 präsidiert. Er schlägt 1857 die Revision der radikalen Verfassung von 1848 vor und wird Mitglied der ad hoc-Kommission. Von 1858 bis 1860 ist er Ständerat. Auf Drängen von Hubert Charles wird er mit 71 von 74 Stimmen an zweiter Stelle in den Staatsrat gewählt. Aufgrund seines hohen Alters und seiner schwächlichen Gesundheit bleibt er nur elf Monate im Amt und leitet die Kultusdirektion. Er bereitet das Dekret vom 11. Mai 1858 über die Verwaltung der Kirchengüter und das Abkommen vom 6. Mai 1858 über deren Kontrolle vor.
François-Romain Werro, der sich durch seine Gelehrsamkeit auszeichnet, tritt 1816 der Ökonomischen Gesellschaft bei, deren Bibliothek er verwaltet. Er leitet die Publikation von vier Bänden des Recueil diplomatique du canton de Fribourg (1839-1844). Mitglied mehrerer Geschichtsvereine und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, ist er an der Gründung eines Enthaltsamkeitsvereins (1837) und des Freiburger Vinzenzvereins (1853) beteiligt. Zudem ist er Gründungsmitglied der Sparkasse der Stadt Freiburg (1829).