In der Schweiz sind rund 400’000 Personen in Privathaushalten beschäftigt. Viele von ihnen arbeiten schwarz. Die Folgen der Gesundheitskrise der letzten Monate und des teilweisen Lockdowns brachten einige Probleme ans Licht, mit denen Angestellte in Privathaushalten konfrontiert sind. So haben nun zehntausende Reinigungskräfte, Gärtner, Hauswarte, Tagesmütter und Krankenpfleger, die vorher schwarz beschäftigt waren, keine Arbeit mehr und damit auch keinerlei soziale Absicherung.
Jährlich werden mehr als 25'000 Arbeitnehmende unterstützt
Vor mehr als 20 Jahren haben sich sechs regionale gemeinnützige Einrichtungen aus Genf, Lausanne, Neuenburg, Freiburg, Delémont und Martigny unter dem Namen «Coordination suisse des Chèques-emploi» zusammengeschlossen. Diese bietet eine unkomplizierte Lösung zur Klärung des Verhältnisses zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden in Privathaushalten. Die Coordination suisse des Chèques-emploi registriert jedes Jahr rund 25'000 Arbeitsverhältnisse mit einer deklarierten Lohnsumme von fast 130 Millionen Schweizer Franken. Dazu äussert sich die Präsidentin dieses Zusammenschlusses, Clotilde Fischer, erfreut: «2019 verzeichneten wir eine Zunahme der Anfragen um ca. 10 %. Erklären lässt sich dieser Erfolg wahrscheinlich mit unserem Austausch zwischen den Regionen über bewährte Verfahren zur Regelung und vor allem zum Schutz der Arbeit von Hausangestellten.»
1000 verteilte Türanhänger in der Romandie
Um die Bevölkerung auf die Problematik nicht angemeldeter Hausangestellter aufmerksam zu machen, lanciert die Coordination suisse des Chèques-emploi erstmalig eine Kampagne mit dem Slogan «Propre ! En ordre ? – Sauber! Angemeldet?». «Es ist an der Zeit zu handeln und dem Schweigen ein Ende zu bereiten, durch das die Rechte anderer in den Hintergrund gedrängt werden! Mit dieser Aktion möchten wir die Aufmerksamkeit der grossen regionalen Akteure gewinnen und sie dazu auffordern sich näher mit dieser wachsenden Unsicherheit zu beschäftigen, die in der Schweizer Wirtschaft teilweise vorherrscht. Ihr Ziel besteht auch darin, die Arbeitgebenden an ihre gesetzlichen Pflichten insbesondere in Bezug auf die Sozialversicherungen zu erinnern», erklärt Clotilde Fischer. So wurden heute morgen 1000 Türanhänger an den Türgriffen von Unternehmen, Gemeindeverwaltungen, Medienhäusern und Vereinen in der gesamten Westschweiz angebracht. Jeder Türanhänger verfügt über einen QR-Code zur Weiterleitung auf ein Video, in dem erklärt wird, wie Hausangestellte mit nur wenigen Klicks angemeldet werden können.
Die Coordination suisse des Chèques-emploi
Die Coordination suisse des Chèques-emploi wurde vor über 20 Jahren gegründet und begleitet von der ersten Stunde an die gleichnamigen Dienste von sieben gemeinnützigen Organisationen: Chèque service in Genf (Fondation PRO), Chèques-emploi de l’Entraide Protestante Suisse (EPER) im Waadtland, Travail au Clair (TAC) in Neuenburg, Service Check (Centre d’intégration Socioprofessionnelle) in Freiburg, Chèque-emploi (Caritas Jura) im Kanton Jura und dem französischsprachigen Teil des Kantons Bern, Pramassa im Tessin sowie TopRelais, das im Wallis Pionierarbeit leistete. Dieser Zusammenschluss der Kantone ermöglichte insbesondere den Abschluss einer Krankentaggeldversicherung und ist somit einer der zahlreichen Vorteile, welche die Coordination suisse des Chèques-emploi bietet. «Propre ! En ordre ? – Sauber! Angemeldet?» ist die erste gemeinsame Kampagne der angeschlossenen Organisationen (ausgenommen Tessin). Die Coordination suisse des Chèques-emploi findet, dass Drittfirmen keinen Profit schlagen dürfen aus der Arbeit von Hausangestellten, die oftmals schwer und schlecht bezahlt ist (Uberisierung). Ihr Ziel ist es, dass alle schwarz arbeitenden Personen zu ihrem Recht kommen und ihre berufliche Situation geregelt wird.