Der Staatsratsbeschluss vom 27. Oktober 1964 zur Schaffung eines kantonalen Amts für Statistik erwähnt nicht, dass im Kanton Freiburg zwischen 1895 und 1934 bereits ein kantonales Büro für Statistik während knapp vierzig Jahren existiert hat. All jenen, die mehr darüber wissen wollen, wie der Kanton Freiburg seinen statistischen Auftrag erfüllt, wäre eine historische Studie willkommen. Diese wäre aber nicht einfach, da die einschlägigen Verfügungen nicht immer formgerecht veröffentlicht worden sind. Bis auf weiteres werden wir uns mit den nachfolgenden vereinzelten chronologischen Ereignissen abfinden müssen.
1874
Per Gesetz vom 1. Dezember 1874, wird ein der Direktion des Innern unterstelltes Büro zur Verifikation der Rechnungen der Gemeinden und Pfarreien geschaffen, das statistische Aufgaben wahrnimmt, namentlich die Verbindung zum Eidgenössischen Statistischen Büro, das am 21. Januar 1860 gegründet worden ist..
1895
Da er feststellen muss, dass das Büro zur Verifikation der Rechnungen nicht mehr fähig ist, seine statistischen Aufgaben zu erfüllen, beschliesst der Staatsrat in seiner Sitzung vom 3. April 1895 es zu reorganisieren und in ein statistisches Amt zu verwandeln. Dieser Beschluss kann als Geburtsurkunde der Urversion des kantonalen statistischen Amtes betrachtet werden. Vor 1898 wird dieses neue Organ weder in der amtlichen Gesetzessammlung noch in den Rechenschaftsberichten der Verwaltung des Staatsrats erwähnt. Dabei hat der Kanton Freiburg als zweiter Kanton, nach Aargau (1886) und noch vor Genf (1896), sein Amt für Statistik gegründet.
1897
Das Freiburgische Ortschaftenverzeichnis von Ferdinand Buomberger (1874-1946), Sekretär des kantonalen statistischen Amts, wir als Veröffentlichung des kantonalen statistischen Amts, das der Direktion des Innern unterstellt ist, herausgegeben. Es folgen mehrere weitere Veröffentlichungen unter Angabe derselben Quelle. Herr Buomberger, gebürtig aus Feldkirch, veröffentlicht im Schweizerischen Journal für Statistik zahlreiche Artikel auf Deutsch.
1898
Zum ersten Mal erwähnt der Rechenschaftsbericht der Verwaltung des Staatsrats 1898 das statistische Amt und zählt die Anliegen auf, die über das Jahr behandelt worden sind.
1900
In der amtlichen Gesetzessammlung wird ein Staatsratsbeschluss vom 19. Oktober 1900 zur eidgenössischen Volkszählung von 1900 veröffentlicht, in der die Rolle des kantonalen statistischen Amts erwähnt wird.
1901
Im Protokoll der Konferenz des Vereins der amtlichen Statistiker und der Schweizerischen Gesellschaft für Statistik, die am 21. und 22. Oktober 1901 in Freiburg stattfand, wird erwähnt, dass das kantonale statistische Amt des Kantons Freiburg nach Gründungsdatum in der Schweiz an fünfter Stelle steht.
1902
In einem Beschluss vom 27. Januar 1902 über die Organisation der Direktionen des Staatsrats wird ein Departement für Statistik erwähnt, das der Direktion des Inneren, der Landwirtschaft, der Statistik und des Handels unterstellt ist.
1903 - 1904
Das Departement für Statistik wird von Herrn Dr. Ferdinand Buomberger geleitet, unterstützt von einem Sekretär, Herrn Constant Fontaine.
1905 - 1906
Die Stelle des Leiters des Departements für Statistik ist nicht besetzt. Bloss der Sekretär bleibt im Amt.
1906
Per Beschluss vom 16. Juni 1906 wird Herr Dr. Hans Schorer (1876-1963), gebürtig aus Bayern und ordentlicher Professor an der Universität Freiburg (Öffentliche Finanzen, Statistik) zum Amtsvorsitzenden am Departement für Statistik ernannt.
1907 - 1908
1907 wechselt der Sekretär, 1908 bleibt die Stelle unbesetzt.
1909 - 1921
Die Sekretärstelle wird von Herrn Raymond Bossy besetzt.
1922
M. Hans Schorer quitte son poste. Il n'est pas remplacé. Dans le bulletin des lois, en date du 18 novembre 1921, il est mentionné que le Département de la statistique est rattaché à la Direction des finances. Il perd son rang de département.
1922 - 1934
Herr Dr. Hans Schorer legt sein Amt nieder. Er wird nicht ersetzt. In der amtlichen Gesetzessammlung steht am 18. November 1921, dass das Departement für Statistik der Finanzdirektion unterstellt wird. Dabei verliert es seinen Rang als Departement.
1935 - 1940
Das Büro für Statistik wird weiterhin unter den Ämtern der Finanzdirektion erwähnt, obwohl es kein Personal hat.
1941
Zum ersten Mal hält der Verband Schweizerischer Statistischer Ämter seine Jahresversammlung in Freiburg ab. Im Rechenschaftsbericht des Staatsrates wird dieses Ereignis nicht erwähnt. Ebenso wenig wird in den Rechenschaftsberichten von 1941 bis 1946 von der Tätigkeit des Büros für Statistik berichtet.
1947 - 1964
Im Beschluss vom 31. Dezember 1946 hält der Staatsrat fest, dass die Kontrolle der Landwirtschaftsproduktion und die Statistik Aufgabe des Landwirtschaftsdepartements sind, welches der Direktion des Innern unterstellt ist. In gewissen Dokumenten ist von einem Büro für Landwirtschaftsstatistik oder von einem Amt für Landwirtschaftsproduktion und Statistik die Rede. Mit diesem Beschluss hebt der Staatsrat das allgemeine Tätigkeitsfeld des Büros für Statistik auf und beschränkt es auf landwirtschaftliche Statistiken. Diese Rolle wird es bis Ende 1964 spielen. Sein letzter Leiter, Herr Gédéon Mottas, wird diese Aufgaben im neuen Amt weiterführen.
1962
In der Grossratssitzung vom 20. November 1962 erläutert die Direktion des Innern ihr Budget. Für die Schaffung eines "Kantonalen Büros für Statistik" ist ein Betrag von Fr. 30'000 im Budget vorgesehen. Begründet wird diese Initiative unter anderem damit, dass man dringend wichtige Angaben für die Raumplanung und für die wirtschaftliche Entwicklung brauche.
1964
Per Staatsratsbeschluss vom 27. Oktober 1964, wird das Kantonale Statistische Amt (KSA) geschaffen.
1965
Unter der Leitung von Herrn Chammartin, Ökonom, zuvor stellvertretender Dienstchef beim Departement für Industrie und Handel, nimmt das KSA am 1. Januar 1965 seine Tätigkeit auf. Zu Beginn beschäftigte das Amt 4 Personen, davon eine halbtags.
L'Union suisse des offices de statistique tient son assemblée annuelle pour la seconde fois à Fribourg.
1967
Herr Ch. Chammartin verlässt das Amt am 15. Dezember 1967. Nachfolger wird Herr Gonzague Dutoit, Ökonom, zuvor Assistent am Institut für Automation und Operations Research an der Universität Freiburg.
1973
Per Staatsratsbeschluss vom 29. Dezember 1972 wird das Kantonale Statistische Amt auf den 1. Januar 1973 mit dem Kantonalen Amt für Automation zusammengelegt und erhält den Namen Amt für Statistik und Informatik - Service d'informatique et de statistique (SISEF).
1978
Infolge der Reorganisation der Informatik des Kantons wird aus der Abteilung Informatik des SISEF per Staatsratsbeschluss vom 11. Oktober 1977 ab 1. Januar 1978 das Kantonale Informatikzentrum. Ab diesem Datum erhält das Amt die Bezeichnung "Service de statistique de l'Etat de Fribourg / Statistische Abteilung des Kantons Freiburg".
1985-1988
Herr Gonzague Dutoit ist von 1985/1986 bis 1987/1988 Vorsitzender des Verbands Schweizerischer Statistischer Ämter.
1988
Zum dritten Mal hält der Verband Schweizerischer Statistischer Ämter seine Jahresversammlung am 15. und 16. September 1988 in Freiburg ab.
2002
Das Amt für Statistik des Kantons Freiburg verabschiedet am 27. Juni 2002 die Charta der öffentlichen Statistik der Schweiz, die von der Konferenz der Regionalen Statistischen Ämter der Schweiz (KORSTAT) erarbeitet wurde. Ihre letzte Fassung stammt vom 31. Mai 2012.
2003
Im Zuge der Reorganisation der Kantonsverwaltung erhält die Abteilung die neue Bezeichnung "Service de la statistique / Amt für Statistik" und die ihr übergeordnete Direktion die Bezeichnung "Direction de l'économie et de l'emploi / Volkswirtschaftsdirektion".
2005
Herr Gonzague Dutoit tritt am 30. April 2005 in den Ruhestand.
Der Staatsrat ernennt Herrn Pierre Caille, zuvor Sektionschef beim Bundesamt für Statistik, Neuenburg, zum Nachfolger ab dem 1. August 2005.
2006
Am 1. Mai 2006 tritt das Gesetz über die kantonale Statistik (StatG) in Kraft, dessen letzte Version vom 1. Januar 2011 stammt.
2010-2011
Herr Pierre Caille ist von 2010 bis 2011 Präsident der Konferenz der Regionalen Statistischen Ämter der Schweiz (KORSTAT).
2011
Die Schweizer Statistiktage finden vom 24. bis 26. Oktober 2011 in Freiburg statt. Sie wurden organsiert vom Amt für Statistik.
Im selben Jahr zieht das Amt an den Boulevard de Pérolles 25 in Freiburg um. Damit verlässt es das Gebäude an der Rue Joseph-Piller 13 und richtet sich in den neuen Räumlichkeiten der Direktion für Volkswirtschaft, Beschäftigung und Berufsbildung ein.
2021
Ende Januar geht Herr Pierre Caille in den Ruhestand.
Herr Thomas Christin, zuvor Bereichsleiter beim Bundesamt für Statistik in Neuenburg, tritt ab dem 1. Oktober seine Nachfolge an.
Freiburg, den 16. Mai 2022
Thomas Christin