Eine Expertenjury hat die eingegangenen Bewerbungen für ein Mobilitätsstipendium zur Realisierung eines künstlerischen Projekts im Zeitraum 2021 geprüft. Nach eingehenden Überlegungen entschied sie sich für die Projekte von Marie Rime und Peter Aerschmann.
Marie Rime
Im Jahr 2021 wird die bildende Künstlerin Marie Rime nach Montreal, Beirut und Lüttich reisen, um sich in ihrem Projekt «La gardienne de l’espace public» mit den Themen Mobilität und Alltag auseinanderzusetzen. In ihrer künstlerischen Arbeit wird sie die unsichtbaren Spuren, welche die Routine hinterlässt, hinterfragen und sich mit den Gesten und Gewohnheiten jedes Menschen befassen, um deren Mechanismen und Muster in unterschiedlichen Kontexten zu erkennen. Ihre Überlegungen beziehen sich auf die Individualität, aber auch auf die Universalität des Alltags, der überall auf der Welt eine Art gemeinsamer Raum darstellt. Aus ihren Recherchen wird ein Werk entstehen, das verschiedene Formate mischt und das sie in Freiburg und in den Städten, die sie besucht, präsentieren wird.
Marie Rime, Jahrgang 1989, ist Fotografin und bildende Künstlerin. Nach einem Bachelor in Visueller Kommunikation an der Ecal (kantonale Schule für Gestaltung) in Lausanne mit Schwerpunkt Fotografie setzte sie ihre Ausbildung in Brüssel und anschliessend in Eindhoven fort, wo sie 2019 einen Master in Contextual Design erwarb. Sie hat mehrere Preise und Stipendien erhalten und wurde 2014 am 29. Internationalen Festival für Mode und Fotografie mit dem Publikumspreis und dem Preis der Stadt Hyères ausgezeichnet. Sie arbeitet als freiberufliche Fotografin und Designerin und hat ihre Arbeiten in mehreren europäischen Ländern sowie in China ausgestellt.
Peter Aerschmann
Das Projekt von Peter Aerschmann wird ihn von Plaffeien, seinem Heimat- und Wohnort, bis nach Wladiwostok führen, der östlichsten mit dem Zug erreichbaren russischen Stadt. Auf dieser fast 10'000 km langen Reise will der Künstler die Zeitersparnis hinterfragen, die verschiedenen technischen Errungenschaften im Grunde bringen. Dies tut er durch eine bewusst lange und langsame Reise mit Regionalzügen, unterbrochen von Zwischenstopps, die Gelegenheit für Beobachtungen, für den Austausch und den Besuch von Ausstellungen bieten – insbesondere in Prag, Moskau, Nischni Nowgorod und Nowosibirsk. In Wladiwostok wird er dann einen Monat lang in der Werkstatt des Zentrums für zeitgenössische Kunst ZARYA arbeiten, um die unterwegs gesammelten Materialien in eine Form zu bringen. Peter Aerschmann macht das Reisen zu seiner Werkstatt und seinem Werkzeug, um die Welt zu erkunden und zu verstehen. Als echter «digitaler Nomade», wie er sich selbst bezeichnet, sieht der Videokünstler diese Reise als perfekten Einstieg in eine neue Etappe seiner künstlerischen Karriere.
Peter Aerschmann ist 1969 in Freiburg geboren. Nach einer Ausbildung in Kunst, Design und Informatik in Basel und Bern arbeitet er seit 1999 als Videokünstler und gestaltet interaktive Computerinstallationen. Seine Arbeiten wurden international in Galerien, Festivals und Museen ausgestellt, so unter anderem im Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg, im Palazzo Grassi in Venedig, im National Art Museum of China in Peking, im Moscow House of Photography, in der Kunsthalle Fri-Art und im Kunstmuseum in Bern. Seine Werke sind heute in mehreren Sammlungen in der Schweiz und auf der ganzen Welt zu finden. Er wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet und erhielt im Jahr 2000 ein Atelierstipendium des Staates Freiburg für eine Künstlerresidenz in Berlin.
Mobilitätsstipendium für das künstlerische Schaffen
Die EKSD schreibt seit 2014 jedes Jahr ein oder mehrere Mobilitätsstipendien mit einem Betrag von höchstens 20'000 Franken aus, um professionellen Kunstschaffenden aus Freiburg die Realisation eines Schaffensprojekts zu ermöglichen, das einen drei- bis sechsmonatigen Aufenthalt ausserhalb ihrer Sprachregion oder im Ausland erfordert.