Mitte November 2019 wurden Knochenfunde gemeldet, die bei der Erweiterung eines Industriegebäudes in der Impasse de la Maladaire, am nordöstlichen Eingang von Romont in den Baugruben gemacht wurden. So hiess es: Auf zur Notgrabung in Romont!
Von einem Tag auf den anderen hatte dieser Einsatz für das Amt für Archäologie des Kantons Freiburg (AAFR) oberste Priorität. Waren es am Dienstag 12. November noch 14 Gräber, die identifiziert wurden, so belief sich die Zahl der freigelegten Bestattungen am Freitag 22. November, dem letzten Tag der Grabung, auf 51. Die Grabungsfrist konnte mit dem Bauunternehmen Ropraz AG, bei dem das Amt sich herzlich für die gute Zusammenarbeit bedanken möchten, ausgehandelt werden. Auch wenn das Wetter wenig einladend und das Gelände sehr morastig war, legte das Team aus 7 bis 12 technischen und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen grossen Einsatz an den Tag: Freilegung und Beschriftung der Skelette, Beschreibung ihrer Merkmale, fotografische Dokumentation für ein 3-D-Modell und schliesslich Einmessung sowie Bergung der einzelnen Knochen.
Die 51 Bestattungen, die wahrscheinlich aus dem Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit stammen, stehen möglicherweise mit einer Leprastation in Zusammenhang. Davon könnte nicht nur das Toponym «La Maladaire» zeugen, sondern auch die Fundamente eines Gebäudes, die in rund 30 m Entfernung zu den Gräbern dokumentiert worden sind. Überlagerungen von Gräbern lassen vermuten, dass sich die Nutzung des Friedhofs über einen relativ langen Zeitraum erstreckt hat. Für genauere Hinweise zu Chronologie und Funktion der Fundstelle, müssen jedoch weitere Datierungen und Untersuchungen abgewartet werden.
Es ist nicht immer einfach, einen archäologischen Perimeter zu umreissen. Im Falle von Romont lag die Erweiterung der Industriezone ausserhalb des Perimeters, weshalb im Baubewilligungsverfahren das Hinzuziehen des AAFR nicht vorgesehen war. Ohne Gutachten fehlt die zur Planung einer Baubegleitung oder einer archäologischen Untersuchung erforderlichen Koordination. Werden unter solchen Voraussetzungen Entdeckungen gemacht, kann nur noch eine Notgrabung ausgelöst werden, was für alle Beteiligten Unannehmlichkeiten mit sich bringt. Auch wenn der jüngst erfolgte Einsatz letztendlich erlaubte, die vorgefundenen archäologischen Spuren sachgerecht zu sichern, möchte das Amt für Archäologie des Kantons Freiburg lieber vorausschauend agieren statt reagieren: Sein erklärtes Ziel ist es, vor Baubeginn zu intervenieren, so dass das kantonale Bodenerbe unter bestmöglichen Bedingungen bewahrt werden kann.