Für diesen ersten Teil des Projekts befassten sich die Schülerinnen und Schüler aus vier Freiburger Orientierungsschulen (Belluard, Jolimont, Perolles und Marly) mit der Stellung der Frauen und dem Verhältnis von Mann und Frau in den Bereichen Politik und Justiz, Kunst, Bildung sowie Handel, Industrie und Handwerk. Die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit werden in einer Ausstellung präsentiert, die noch bis September im Gutenbergmuseum zu sehen ist.
Dieses originelle und nachhaltige Projekt wurde von drei besonders motivierten Lehrpersonen entwickelt, um das 50-Jahre-Jubiläum des Stimm- und Wahlrechts für Frauen in der Schweiz und in Freiburg zu begehen. Mit dem Projekt werden vier Ziele verfolgt:
- Jugendliche für geschichtliche Themen und Ereignisse sensibilisieren und ihnen diese nahebringen.
- Die Schülerinnen und Schüler in den historischen Methoden schulen, was insbesondere die Quellenarbeit und die Förderung des kritischen Denkens einschliesst.
- Die lokale Geschichte aus dem Blickwinkel der sozialen Beziehungen zwischen Männern und Frauen betrachten und mit den Schülerinnen und Schülern eine Debatte über die Stellung der Frau in Vergangenheit und Gegenwart hier und anderswo führen.
- Fächerübergreifend mit dem Geografieunterricht verbinden und so deren gemeinsamen Themen «Industrialisierung und Migration» in ihrer fachübergreifenden Dimension erschliessen und erfassen. Diese Arbeiten sollen dann für künftige Ausstellungen genutzt und weitergeführt werden.
Sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen, um gemeinsam Perspektiven für die Zukunft zu entwerfen
Die Ausstellung gibt einen Einblick in die Beständigkeit und den Wandel von Gesellschaften. Die Schülerinnen und Schüler werden ermuntert, zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her zu wechseln und ihre eigene Situation zu hinterfragen. Dabei sollen keine Loyalitätskonflikte provoziert werden, denn das untersuchte Thema ist alt und bezieht sich auf den Kanton Freiburg. Dieser Prozess ist gerade für die Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund wichtig und sinnvoll, da diese sich auf diese Weise mit der lokalen Vergangenheit ihres Wohnkantons vertraut machen können. Ein bürgerliches Erziehungsbuch aus dem 19. Jahrhundert, in dem Frauen in den Hintergrund gedrängt werden, zu entdecken und sich damit auseinanderzusetzen, regt zum Nachdenken und zur Diskussion über die Erziehung von Mädchen heute in der Schweiz und anderswo auf der Welt an.
Geschichte von und für Schülerinnen und Schüler
Arbeiten, die von Schülerinnen und Schülern für ihresgleichen durchgeführt werden, bieten erhebliche Vorteile. Obwohl die Ausstellung in vier verschiedene Bereiche unterteilt ist – Politik & Justiz, Kunst, Bildung, Handel, Industrie & Handwerk – ist sie für die Schülerinnen und Schüler leicht verständlich und zugänglich. Sie weckt das Interesse und den Stolz der Schulkolleginnen und Schulkollegen, die sie besuchen und so einen Blick hinter die Kulissen und die Produktion einer Ausstellung werfen können. Nach der Rückkehr in die Schule kann zudem die Gelegenheit für weitere Diskussionen zum Thema genutzt werden: Emanzipation, Stereotypen, Ungleichheit.
Ein Konzept, das über das 50-Jahr-Jubiläum des Stimm- und Wahlrechts hinausgeht
Dank der reichhaltigen Begleitmaterialien, die anschliessend für die Gestaltung von Themenkoffern bestimmt sind, kann die Ausstellung von Schulen weit über diesen Sommer hinaus genutzt werden und zum Nachdenken über die Stellung der Frauen anregen. Sie wird ergänzt durch vier Ausstellungen, die auch das Fach Geografie einschliessen und andere Themen wie Migration und Industrialisierung behandeln. Geplant ist jeweils eine Veranstaltung pro Jahr. Bis 2024 sollen schliesslich alle Orientierungsschulen des Kantons in dieses Projekt eingebunden sein.