Die Kirche der Sensler Gemeinde St. Silvester liegt malerisch auf einem Hügel über dem Dorf. Am Patronatsfest zieht es Bewohnerinnen und Gläubige aus der Nachbarschaft an die Chilbi in St. Silvester.
Am Morgen des 31. Dezembers steht beim Eingang der Kirche ein Korb mit Holzfiguren für die Besucher des Füfi-Amts bereit. Der Kirchgänger zahlt ein frei wählbares Geldopfer in die Kasse und sucht sich eine Figur aus. Zur Wahl stehen Tierfiguren, will man für den Bauernbetrieb Schutz erbeten, oder Kinderfiguren, wenn ein Kind Hilfe nötig hat, usw. Der Gläubige nimmt die Figur und bringt sie zum Altarbereich, wo unter einem geschmückten Weihnachtsbaum ein Tisch für die Opfergabe bereitsteht.
Eine Sage - niedergeschrieben in der Sagensammlung von German Kolly - erzählt vom Ursprung der Chilbitradition in St. Silvester. Eine Tierseuche wütete auf dem Spittelvorsass und dem Spittelgantrisch, zwei Vorsässe einst im Besitz des Bürgerspitals in Freiburg. Die Hirten versprachen das jährliche Stiften eines Hochamts in der Kirche von St. Silvester, sollte die Seuche ein Ende finden. In der Jahresrechnung 1473 des Bürgerspitals findet sich der erste bekannte Beleg für Opfergaben in St. Silvester: "Pour l'auferande qu'un offre de bona costuma tou les ans en argent. Le jour de saint Sylvestre, 13 deniers." Die Formulierung "de bona costuma", wie es guter Brauch ist, lässt die Annahme zu, dass die Tradition schon vor 1473 bestand.
Schriftliche Quellen belegen das Opfern von Schinken und Käse - wie es heute noch praktiziert wird - seit 1682. (Pfarreiarchiv St. Silvester, Notiz von Kaplan Tobias Piller im Jahre 1732: "Es ist wenigstens bey 50 Jahren von dem grossen Spithal in Freyburg am St. Silvestertag auf dem Altar des Hl. Sylvester ein Käss von 30 Pfund mit samt einer Hamme beständig geopfert worden bis in dem Jahr 1732.
Das Opfern der Holztiere und -menschen, welches heute parallel zum Käse- und Schinkenopfer vollzogen wird, ist nicht schriftlich belegt. Mündlichen Aussagen zufolge existiert es mindestens seit Ende des 19. Jahrhunderts.
Das Tierfigurenopfer hat im 21. Jahrhundert an Bedeutung verloren, einhergehend mit dem Rückgang der Landwirtschaft. Auch opfern längst nicht mehr alle Messgängerinnen eine Holzfigur. Trotzdem bleibt das Holztier- und Holzfigurenopfer fester Bestandteil des Füfi-Amts an der Chilbi von Santifaschtus. Wenn es an praktischem Wert verloren hat, so hat es an symbolischem gewonnen. Es steht für das Traditionsbewusstsein der Santifaschtler, die an der Chilbi einen starken Ausdruck findet.
Text : Franziska Werlen
Für weitere Informationen
- Auskunft von Erhard Kolly, Erinnerungen seiner Mutter mit Jahrgang 1905.
- KOLLY, Erhard: "St. Silvester - Ein Porträt der Gemeinde und Pfarrei, 1998, S. 68.