Am Palmsonntag wird im Hauptort des Glanebezirks ein alter Brauch gepflegt: die Segnung der Sapelots, die mit Süssigkeiten geschmückt sind und von Kindern getragen werden. Am Karfreitag ziehen die Pleureuses oder Klagefrauen um die Stiftskirche. Am folgenden Tag ist in Estavayer der Schmerz der Frauen von Jerusalem vergessen, und man verkündet die Auferstehung Christi: Ausschliesslich Männer singen in Latein das Surrexit. An den Grenzen zwischen dem Profanen und Sakralen angesiedelt, feiert dieses Ritual die Auferstehung und markiert zudem das Ende der Fastenzeit: Nach der einstündigen Prozession durch die Gassen der Rosenstadt stärkt man sich mit einer Mahlzeit. Die nach Rom geflogenen Glocken werden auch heutzutage noch durch Rätschen oder Klappern ersetzt, die in Rue Tapolet und in Romont und Estavayer Carcasset heissen und deren Form und Gebrauch je nach Ort variieren.
Man nimmt gerne an, dass diese Traditionen aus dem Mittelalter stammen. Den Historikern und Historikerinnen fehlen jedoch häufig die Quellen, um sie genau datieren zu können.
Für die Kontinuität der Ostertraditionen ist nicht die Kirche direkt zuständig; dafür sorgen ein oder zwei Pfarreiangehörige, welche die Bräuche pflegen sowie die Überlieferung und die ursprüngliche religiöse Symbolik respektieren. Diese volkstümlichen Anlässe sind vor allem lokaler Natur. Während die Pleureuses auch Medien und ein auswärtiges Publikum anziehen, sind das Surrexit in Estavayer und die Tapolets in Rue in erster Linie für die Einheimischen bestimmt.
Text : Florence Bays
Übersetzung : Hubertus von Gemmingen