Die Handlung, die sich gewöhnlich auf wenige Personen beschränkt, spielt meist in der Familie. Die Amateur–Schauspieler/innen sprechen Patois oder erlernen die korrekte Aussprache dank der anderen Mitglieder der Truppe. Mit ihren neu verfassten Werken tragen die wenigen zeitgenössischen Autorinnen und Autoren zur Erneuerung des Theaterrepertoires in Patois bei.
Geschichte
Die ersten Patois-Stücke wurden um 1920 von Cyprien Ruffieux, Fernand Ruffieux, Joseph Yerly, Pierre Quartenoud, Abbé François-Xavier Brodard und Francis Brodard geschrieben. Es ging um Stoffe à la «Romeo und Julia auf dem Dorf» (A.-M. Yerly), Alphüttendramen und Legenden oder Musikkomödien mit Liedern von Abbé Bovet.
Da es noch keine Patois-Vereinigungen gab (sie wurden zwischen 1956 und 1984 gegründet), organisierten Jugend-, Trachten- und Gesangsvereine die Aufführungen.
Von 1936 an sorgten Truppen in Sâles, Mézières, Le Crêt und Treyvaux für den Aufschwung des Patois-Theaters. In Treyvaux garantierte die Tsêrdziniolè die Weiterführung der Tradition (in der Nachfolge des Gesangs- und Musikvereins, der 1959 zum letzten Mal Theater spielte), indem sie alle drei, vier Jahre ein Stück aufführt. Der Stil entwickelte sich weiter, und die Gruppe verfasste ihre eigenen Stücke.
1985 wurde die erste Volksoper in Patois, Le Chèkrè dou tsandèlê von Nicolas Kolly mit Musik von Oscar Moret achtmal vor ausverkauften Rängen gegeben!
Dem Patois-Theater, das im Kanton weiterhin sehr aktiv ist, fehlt es weder an Publikum noch an Nachwuchs. Neue, doch traditionsverbundene Themen (Leben auf der Alp, Gebirge, Stadt/Land, Familie), «historische» Dorfszenen, bearbeitete Komödien und Farcen oder neu verfasste Stücke gewährleisten den Erfolg dieser Volkskunst, die Teil des Freiburger Kulturerbes ist.
Bemerkungen
Die Patoisants sind in Vereinen – je einer pro Bezirk – organisiert, die für die Theateraufführungen verantwortlich sind. Ihr Dachverband ist die «Société cantonale des patoisants fribourgeois», die Koordinations- und Förderungsaufgaben wahrnimmt, doch keine Anlässe durchführt.
Augenblicklich sind folgende Theatertruppen im Kanton tätig: der Jugendverein Cerniat (die seine Stücke alle zwei, drei Jahre selber verfasst und aufführt), die Theatertruppe des Groupe Choral Intyamon in Albeuve (Theater und Gesang), der Jugendverein Sorens, die Patoisants de la Sarine, Intrè-No in Freiburg (jährlich), die Patoisants de la Gruyère (jährlich), die Patoisants de la Veveyse (jährlich) und die Gruppe Tsêrdziniolè in Treyvaux (alle drei, vier Jahre), und die Tropa dou Dzubyà (Truppe aus dem Gibloux) in Sorens.
Text : Florence Bays
Für weitere Informationen
- DIEMOZ Frédérica, ROSSIER Serge , «Le patois», in: La Gruyère dans le miroir de son patrimoine, Bd. 2, S. 103–115.
- Kan la Têra tsantè. L’œuvre écrite de Joseph Yerly du Mont (1896–1961), Vorwort von Francis BRODARD. Einführung: «La situation de la littérature gruérienne», von Anne DAFFLON, Les enfants de J. Yerly du Mont, 1993.
- Ora le paté, aujourd'hui le patois. Cahiers du Musée gruérien, 13, 2021.
- PAGE Louis, Le patois fribourgeois et ses écrivains, Romont: Editions de la Colline 1971.